Für Emma & ewig
völlig aus der Bahn geworfen hätte.
Wie eine Schraubzwinge legte sich der Neid um sie, denn sie wusste, sie würde nie zu einer solchen Familie gehören. Jemand wie sie war dort unerwünscht.
Sogar in ihrer eigenen Familie war sie unerwünscht.
Sawyer blickte sie mit einem gespannten, aber freundlichen Lächeln an. “Wir sollten uns alle mal unterhalten, denke ich.”
Er stellte das Tablett auf den Couchtisch und setzte sich in einen Sessel, Honey ebenfalls. Keinen von beiden schien es zu stören, dass Casey sie auf dem Schoß hatte und in seinen starken Armen hielt. Als Emma klar wurde, wie das aussah, sprang sie sofort auf. Doch bevor sie aus seiner Reichweite verschwinden konnte, packte Casey sie am Handgelenk. Sein Griff war nicht brutal wie der ihres Vaters, sondern sanft und warm.
Seine Hand verhieß Geborgenheit, nicht Zurückweisung.
Er stand auf und stellte sich neben sie, und sie hatte den Verdacht, er wollte vor seinen Eltern so etwas wie Gemeinsamkeit demonstrieren. Jetzt sah er seinen Vater direkt an, ganz ohne eine Spur von Unsicherheit oder Verlegenheit. “Emma ist schwanger.”
Sawyer biss die Zähne zusammen, und Honey sah auf ihre Hände. Ihr war ihre Bestürzung anzusehen. Als Emma anhob, etwas zu sagen, drückte Casey ihre Hand, also schwieg sie. Sie verstand, was er nun tun wollte, und diesmal drückte Liebe ihr das Herz zusammen, nicht Eifersucht auf das, was er hatte und sie nicht.
Es gab keinen besseren Mann auf der Welt als Casey Hudson. In diesem Moment wusste Emma, dass sie ihn niemals vergessen würde, ganz egal, wie es mit ihrem Leben weiterging.
Ganz langsam, mit bewussten und unmissverständlichen Gesten, entzog sie sich Casey, bis sie schließlich ein paar Schritte entfernt von ihm stand.
Es fiel ihr nicht leicht, doch sie zwang sich dazu, seine Eltern anzuschauen. Und ihr Blick schwankte nicht. Was sie jetzt zu sagen hatte, war einfach zu wichtig. “Casey hat mich niemals berührt.”
Sawyer setzte sich kerzengerade hin und sah sie verwundert an. Honeys Blick hetzte zwischen ihnen beiden hin und her.
“Emma …” Casey ging einen Schritt auf sie zu.
Sie hob die Hand, um ihn aufzuhalten. Sein Edelmut, sein Wille, sich zu opfern, erstaunten sie. Dafür liebte sie ihn noch mehr. Sie lächelte ihn an, ihr erstes echtes Lächeln seit Wochen. Die Zeit des Heulens und Zähneknirschens und Dummseins war vorbei. Das war sie dieser Familie schuldig, allen voran Casey. “Casey, als ich meinen Eltern sagte, ich wäre schwanger, habe ich gelogen.”
“Aber …”
Sie kam sich komisch vor und zuckte hilflos mit den Schultern. “Es tut mir leid.” Ihre zitternde Stimme war kaum zu verstehen. Sie räusperte sich. Sie wollte ihn anflehen, sie nicht zu hassen. “Ich weiß, dass das nicht richtig war. Aber ich musste ihnen etwas erzählen, damit ich wegkonnte. Und etwas anderes fiel mir nicht ein.”
Sawyer stand auf. Er sah wütend aus, aber Emma hatte das Gefühl, als gälte seine Wut nicht ihr. Dennoch wich sie vor ihm zurück. Als sie jedoch Caseys ratlose Miene sah, blieb sie stehen und zwang sich, ruhig zu bleiben.
Sawyer legte ihr sanft eine Hand unters Kinn und betrachtete den Bluterguss auf ihrer Wange, sah sich dann auch sorgfältig den Rest ihres Gesichts an. Er war eine eindrucksvolle, stattliche Erscheinung. Sie hatte ihn immer heimlich bewundert. Als er jetzt so dicht vor ihr stand und Casey gleich daneben, wäre sie fast ohnmächtig geworden.
“Was ist mit deinem Gesicht passiert, Emma?” Sawyers Ton ließ keinen Spielraum für Ausreden. Er erwartete eine ehrliche Antwort.
Doch die konnte sie ihm nicht geben.
Emma berührte die Stelle und zuckte zusammen. “Nichts. Ich … ich bin nur hingefallen.”
Casey schnaubte verächtlich.
Sie blickte ihn besorgt an, konnte seinem stechenden Blick jedoch nicht lange standhalten. Diese Familie hatte es nicht verdient, dass man sie anlog, aber genauso wenig hatte sie es verdient, in Emmas Probleme hineingezogen zu werden. Denn wenn sie wüssten, was wirklich los war, würden sie sie nicht einfach gehen lassen. Aber sie hatte ihnen schon genug zugemutet. Von jetzt ab würde sie ihr Leben in ihre eigenen Hände nehmen. Sie hatte keine andere Wahl.
Sawyer berührte sie wieder am Kinn, diesmal, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. “Wenn du es zulässt, können wir dir helfen.”
Wollte jetzt plötzlich jeder beweisen, wie edelmütig er war? Emma wischte sich noch einmal mit ihrem verknitterten Taschentuch
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