Für Emma & ewig
war Casey froh, dass Emma im Haus war und ihn nicht hören konnte.
Immer noch keuchend wandte Dell sich an Sawyer und Casey. “Schön, dass Sie sich solche Sorgen um Emma machen. Sie können sie haben!” Und dann spuckte er aus. In seinem Gesicht spiegelten sich Wut und Schmerz. “Sie und Ihr Sohn können sich gerne um sie kümmern, aber glauben Sie ja nicht, Sie könnten sie wieder zurück nach Hause schicken!”
“Zu Ihnen?” Casey verzog den Mund. “Auf keinen Fall.”
Irgendetwas im Blick des Mannes verstand er nicht. Die Wut war immer noch da, kein Zweifel. Aber irgendwie sah Dell auch … verzweifelt aus. Und gleichzeitig sogar ein bisschen erleichtert. “Schwörst du das?”
Er hätte diesem Arschloch zumindest eine verpassen sollen, dachte Casey. Er nickte und presste zwischen zusammengebissenen Zähnen heraus: “Wenn Sie versprechen, sich von ihr fernzuhalten.”
Mit einem wütenden Blick ging Dell um Sawyer herum und stapfte von der Veranda. Im Garten blieb er noch einmal stehen, straffte die Schultern und holte tief Luft. Eine lange Zeit geschah gar nichts. Casey beobachtete ihn misstrauisch. Um Emmas willen hoffte er, dass ihr Vater seine Meinung ändern, dass er wenigstens eine Spur Mitleid oder Sorge zeigen würde.
Dell drehte sich um und sah Casey an. Zweimal öffnete er den Mund, um etwas zu sagen, doch es kam kein Wort über seine Lippen. Schließlich schüttelte er nur den Kopf, ging, ohne sich noch einmal umzudrehen, zu seinem schrottreifen Wagen, startete den Motor und fuhr mit quietschenden Reifen davon.
Casey stand noch immer schwer atmend an derselben Stelle, die Hände zu Fäusten geballt. Sein ganzer Körper vibrierte vor Anspannung. Erst jetzt wurde ihm das Ausmaß der Situation bewusst. Er schloss die Augen und versuchte zu denken.
Verdammt, was hatte er nur getan?
Sawyer legte ihm seine Hand in den Nacken, eine Geste, die zugleich tröstend und unterstützend war. Einige Sekunden unangenehmen Schweigens verrannen.
“Was willst du zuerst tun, Case?” Sawyers Stimme klang tonlos, sein Murmeln verschwand beinahe in der Nacht. “Mit mir oder mit Emma sprechen?”
Casey sah seinen Vater an, den er mehr als jeden anderen Menschen auf der Welt liebte und respektierte. Er schluckte. “Mit Emma.”
Sawyer nickte, und sie gingen gemeinsam zur Haustür. Casey hoffte, dass er ein paar Antworten erhalten würde, bevor der Morgen dämmerte. Denn im Augenblick hatte er ehrlich gesagt keine Ahnung, was überhaupt los war.
Emma hörte, wie die Haustür auf- und wieder zuging. Sie schloss die Augen vor Scham und vor Angst.
Und komischerweise auch vor Erleichterung.
Sie musste wieder weinen, die Tränen brannten heiß auf ihren Wangen und auf ihrem Hals. Was hatte sie getan? Welche Wahl hatte man ihr gelassen?
Honey berührte ihren Arm. Voll mütterlicher Wärme sagte sie: “Trink deine heiße Schokolade. Alles wird gut, Emma, du wirst schon sehen.”
Tief in ihrer Seele berührt, wischte Emma sich die Tränen ab. Sie kam sich wie ein kleines Kind vor, obwohl sie vermutlich eher aussah wie eine billige Prostituierte. Ihr Make-up war zerlaufen, Nase und Augen waren rot vom Weinen, ihre Haare völlig durcheinander und ihr T-Shirt schmutzig.
Obwohl es hier bei den Hudsons warm und gemütlich war, ließ eine innere Kälte sie frösteln. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass ihr jemals wieder warm werden würde.
Schuldbewusst schlang sie die Arme um sich und wünschte, einfach verschwinden zu können. Sie gehörte nicht hierher, in dieses Haus, zu diesen freundlichen, achtbaren Leuten. Doch sie konnte nicht davonlaufen. Sie selbst hatte sich in diese Lage gebracht und musste das durchstehen. Und sie musste sich erklären.
Zumindest das war sie Casey schuldig.
In diesem Augenblick kam er, immer noch barfuß und ohne Hemd, in die Küche. Vor dem Tisch blieb er stehen und verschränkte die muskulösen Arme vor der Brust. In seinen hellbraunen Augen las sie Mitleid und auch Verwirrung, und als er sie ansah, nahmen seine Augen einen bernsteinfarbenen Ton an.
Ihr Magen krampfte sich zusammen, und sie blickte erschrocken zur Seite.
Hinter Casey stand sein Vater Sawyer. Honey saß neben ihr, und so fühlte sie sich nun umzingelt, umgeben von der Sorge und Neugier dieser Familie, eingeklemmt inmitten ihrer Freundlichkeit.
Wieder kamen ihr diese verdammten Tränen, und sie begann zu zittern. Sie würde sich nie verzeihen, wenn sie jetzt wie ein Baby losheulte.
Mit ernster Miene sagte
Weitere Kostenlose Bücher