Fuer immer 2 - die Liebe
kommen, an dem man euch das Zusammensein nicht mehr verwehrt. Bis es so weit ist, übe du dich in Geduld und ich werde meine Stellung so gut es geht zu deinem Vorteil nutzen.«
»Ihr bringt mich noch zum Erröten, Sir«, antworte ich, ganz leise, damit er das Beben in meiner Stimme nicht hört.
Mit dem Daumen streicht er sanft über meine Wange: »Ich hoffe, dass ich bald noch ganz andere Dinge tun darf, als Euch nur zum Erröten zu bringen.«
Rasch schaue ich zur Seite, damit er das Verlangen in meinen Augen nicht sieht. Connor ist ein so überaus kluger Mann, es würde mich nicht verwundern, wenn er sogar meine Gedanken lesen könnte. Der Pfau schickt sich an, kehrtzumachen. Noch einmal schwenkt er kurz sein Rad, dann lässt er die langen Schwanzfedern sinken. Er ist so nah, dass sie den Saum meines Brokatkleides streifen. Ich beuge mich hinunter und lasse ganz vorsichtig meine Finger über sein feines Gefieder gleiten.
Etwas kitzelt mich an der Wange und ich versuche, es mit der Hand wegzuschieben. Es ist die Spitze der Pfauenfeder, die Griffon immer noch in der Hand hat. Ich schüttele mich, um Connors grüne Augen aus meinem Kopf zu vertreiben, denn irgendetwas in ihrem Ausdruck hält mich auch im Hier und Jetzt noch gefangen.
Griffon betrachtet mich besorgt. »Alles okay bei dir?«
Ich versuche, die Bilder der Erinnerung und mit ihnen das schwere Gefühl, das sich auf meine Brust gelegt hat, loszuwerden. Was auch immer Connor mir in der Vergangenheit bedeutet hat, es hat nichts mit der Gegenwart zu tun. Griffon und ich haben in der kurzen Zeit schon so viel miteinander durchgemacht. Ich weiß, dass wir zusammengehören. Wir sind füreinander bestimmt.
Ich stelle mich auf die Zehenspitzen und gebe ihm einen Kuss. »Mir könnt’s nicht besser gehen«, antworte ich. »Das Schicksal hat gewollt, dass wir beide uns in diesem Leben wiederfinden.« Doch ganz leise in mir regt sich immer noch das Verlangen, das ich vor fünfhundert Jahren in jenem Garten in England beim Blick in Connors Augen gespürt habe, und ich fröstele. »Und in sein Schicksal muss man sich fügen, stimmt’s?«
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2
Okay, sein Schicksal kann man nicht ändern. Aber seine Meinung ändern darf man ja wohl, oder?
»Es geht nicht, wir müssen umkehren.« Die Kiefer fest aufeinandergepresst, kralle ich mich mit beiden Händen an das Eisengeländer – das Einzige, was mich vom sicheren Tod trennt.
»Ich dachte, das mit deiner Höhenangst wäre besser geworden. Nachdem du Griffon zurück auf das Dach eines dreistöckigen Hauses gehievt hast, sollte eine Tour über die Golden Gate Bridge eigentlich der reinste Spaziergang für dich sein.«
»Falsch gedacht«, antworte ich und starre stur geradeaus zum fernen Horizont, vorbei an den Wolkenkratzern von San Francisco auf der einen und den Hügeln von Marin auf der anderen Seite, dorthin, wo der dunkelgrüne Ozean das Ende der Welt erreicht. Alles dreht sich und mein Magen protestiert. »Schätze, das auf dem Dach war pures Adrenalin. Immerhin hatte Veronique eine Waffe.«
»Komm schon, Cole. Sieh einfach mal hinunter«, sagt Janine. Sie tritt neben mich, beugt sich über das Geländer und schaut hinab in die Tiefe, als wäre es das Normalste auf der Welt.
»Genau das versuche ich zu vermeiden«, gebe ich zurück. Seit ich vor Jahrhunderten mit ansehen musste, wie meine beste Freundin vom Dach eines Hauses in den Tod stürzte, bekomme ich schon ein mulmiges Gefühl, wenn ich nur auf eine Leiter steige. Daran, dass wir hier mehr als zweihundert Meter über den Wellen der Bucht stehen, darf ich nicht einmal denken.
»Was glaubst du, warum habe ich diese Brücke für unseren Empathie-Unterricht ausgesucht?« Ich höre die Perlen an den Enden ihrer vielen kleinen Zöpfe klickern, als sie sich umdreht und ihren Blick über die Menge der Fußgänger gleiten lässt. »Ich sag’s dir: Es gibt kaum einen Ort in der Stadt, an dem unterschiedlichere Gefühle spürbar sind.« Sie beugt sich zu mir herüber. »Auf der einen Seite euphorische Touristen, die aufgeregt herumlaufen und mit ihren Handys jede Menge Fotos machen, die sie an ihre Liebsten zu Hause schicken, auf der anderen die täglichen Pendler, die in ihren Autos hocken und über den Fehler in der letzten Kalkulation nachgrübeln … Und dann gibt es natürlich noch die, die sich vor lauter Angst, sie könnten vielleicht hinunterfallen, kaum zu rühren wagen.«
»Sehr witzig.« Ich riskiere einen winzigen Blick in die Tiefe und
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