Für immer - Blue
noch mehr in Blue McCoy.
Es war Ironie des Schicksals. Bis zu diesem Abend‚ bevor Blues Wutausbruch sie aufgerüttelt hatte‚ hätte sie ihre Gefühle für ihn als Schwärmerei abgetan. Es war eine oberflächliche Mischung von Ehrfurcht‚ Bewunderung und Lust gewesen – bloß Heldenverehrung.
Doch dann hatte Blue das Heldenkostüm abgeworfen und den unvollkommenen Mann aus Fleisch und Blut offenbart‚ der darunter steckte.
Der Held konnte nur verehrt werden.
Aber den Mann konnte man lieben.
Es war verrückt. Sogar falls es ihr gelang‚ seinen Namen reinzuwaschen‚ könnte Blue in ein paar Tagen‚ vielleicht innerhalb von Stunden fort sein. Wie konnte sie sich in einen Mann verlieben‚ der ihre Gefühle niemals erwidern würde?
Das stand allerdings nicht zur Debatte. Sie durfte ihn nicht lieben. Sie musste verhindern‚ dass sie noch mehr für ihn empfand. Denn gerade jetzt waren ihr die Hände gebunden‚ weil sie für die Mordermittlungen zuständig war.
„Versuch‚ Joe Cat morgen zu erreichen“‚ sagte sie. Ihre Stimme klang heiser‚ und Lucy räusperte sich. „Wenn er nicht da ist‚ probier es am Nachmittag noch einmal.“
„Mach ich“‚ erwiderte er. „Früher oder später wird er zurück sein.“
Sie stand auf und spürte mehr‚ als sie es sah‚ wie er sich anspannte.
„Lucy“‚ bat er sie leise. „Geh noch nicht rein. Bitte.“
Sie erkannte die Einsamkeit in seinem Tonfall und wusste‚ wie viel es ihn gekostet hatte‚ sie zu bitten‚ noch nicht ins Haus zu gehen.
Aber sie konnte nicht bleiben. Mit jedem seiner Worte nahm er mehr Raum in ihrem Herzen ein. Sie war nicht stark genug‚ um ihm zu widerstehen. Sogar hier in der Dunkelheit‚ drei Schritte von ihm entfernt‚ nahm sie die fast animalische Anziehungskraft beunruhigend stark wahr. Und sie fühlte sich emotional zu ihm hingezogen. Es war schier überwältigend.
Das konnte sie ihm jedoch nicht sagen.
„Tut mir leid‚ ich bin müde“‚ erklärte sie‚ ging über die Veranda und zog die Küchentür auf. „Ich gehe duschen und dann ins Bett.“
Sie spürte seine Enttäuschung‚ doch er versuchte nicht‚ Lucy zu überreden.
„In Ordnung“‚ meinte er leise. „Gute Nacht.“
Die Fliegengittertür war hinter ihr zugefallen‚ und Lucy hatte die Küche bereits halb durchquert‚ als sie Blues sanfte Stimme hörte.
„Lucy?“
Sie blieb stehen‚ drehte sich jedoch nicht um. Sie hörte seine Schritte‚ er stand also auf der anderen Seite der Fliegengittertür.
„Schließ heute Nacht deine Tür ab“‚ flüsterte er.
Lucy nickte. „Werde ich.“
Die Wolken‚ die den Mond vergangene Nacht verhangen hatten‚ brachten tristen grauen Regen am Tag. Er bildete die passende Kulisse für Gerrys Beerdigung.
Fast die ganze Stadt hatte sich dort versammelt. Viele Leute warfen böse Blicke in Blues Richtung.
In seiner glänzenden weißen Uniform hatte er allein auf einer der vorderen Kirchenbänke gesessen. Nur Jenny Lee Beaumont hatte mit ihm gesprochen‚ und das nur kurz‚ bevor sie hinter Gerrys schimmernd weißem Sarg aus der Kirche geführt worden war.
Eigentlich hatte Lucy an diesem Tag frei. Aber sie war aufs Revier gefahren‚ um die Ermittlungen um Gerrys Tod wieder aufzunehmen. Allerdings hatte Chief Bradley ihr‚ kaum das er sie entdeckt hatte‚ aufgetragen‚ einstweilen den Verkehr bei der Beerdigung zu regeln. Jetzt stand sie im Regen‚ dirigierte die Fahrzeuge und gab dem Trauerzug den Weg frei‚ der sich zum Friedhof bewegte.
Blue hatte sich Lucys Wagen geliehen und begegnete ihrem Blick kurz‚ als er vom Kirchenparkplatz fuhr und durch die Windschutzscheibe sah. Während des Trauergottesdiensts war Lucy in die Kirche gegangen und hatte mitbekommen‚ dass Blue bei der Beerdigung seines Stiefbruders offensichtlich nicht gern gesehen war. Er war nicht gebeten worden‚ den Sarg zu tragen. Er wurde praktisch ignoriert. Der Pfarrer hatte Blue in seiner kurzen Ansprache nicht einmal erwähnt.
Lucy tat es für Blue im Herzen weh. Während sie mit jedem fallenden Regentropfen zunehmend nasser wurde‚ betete sie für einen Durchbruch in dem Fall.
An diesem Tag würde sie lieber nicht mit Jenny Lee Beaumont sprechen. Aber am nächsten konnte Lucy vielleicht zu dem Haus fahren‚ in dem Gerry und Jenny Lee gewohnt hatten. Wenn sie Gerrys Mörder finden wollte‚ fing sie am besten beim Motiv an. Warum hatte jemand Gerry tot sehen wollen? Hatte er Feinde gehabt? Hatte er in
Weitere Kostenlose Bücher