Für immer, Dein Dad
Phänomen stellt die Wissenschaftler schon seit Urzeiten vor ein Rätsel – und da soll ausgerechnet ICH es Dir erklären?
In Deinem Alter durchleben die männlichen Exemplare des Homo sapiens eine ihrer arschigsten Phasen. Sie ziehen in Rudeln umher, nerven ohne Grund, sind faul, suchen Streit, und ihre Füße stinken nach Käse.
Woher ich das weiß?
Weil ich einer bin. Ein Junge, meine ich.
Okay, jetzt im Ernst, Liebling, Jungs werden mit zunehmendem Alter etwas erträglicher – sie reifen wie guter Wein. AberDu musst schon warten, bis sie von der Queen den Brief mit der Einberufung zum Militär erhalten (vielmehr zu Deiner Zeit vermutlich von King Charles), um eine echte Veränderung wahrzunehmen.
Der Humor meines Vaters brachte mich wieder zum Kichern, ich hätte nie gedacht, dass er so lustig sein könnte. Mum sprach praktisch nie mehr über Dad, so beschäftigt war sie inzwischen damit, die Unterwäsche ihres neuen Ehemannes zu waschen, über seine kein bisschen lustigen Witze zu lachen und ihn mitten auf den Mund zu küssen – und das auch noch vor meinen Augen. Aber bei dem Gedanken, dass ich jetzt endlich meinen Dad kennenlernte, hob sich meine Laune wieder, obwohl mir die nächste Woche doch Bauchschmerzen bereitete: Mein dreizehnter Geburtstag stand vor der Tür, und solange ich noch zwölf war, musste ich dringend irgendetwas finden, an das ich mich später erinnern konnte. Ich zermarterte mir den Kopf. Aber dann fiel es mir ein … Dads
Leitfaden
. Er hatte mein Leben verändert. Ich konnte mich nicht mehr damit entschuldigen, ein Kind zu sein. Ich stand auf der Schwelle zu meinem Leben als Frau, und Dad wusste das. Und was noch besser war: Ich fühlte mich nicht mehr einsam.
Glücklich darüber, dass ich meinen Dad nicht enttäuscht hatte, schlug ich den
Leitfaden
wieder auf. Mit diesem Buch hatte er mir eine Erinnerung geschenkt.
Eine, die ich niemals vergessen würde.
Luftballons, die vor lauter Hormonen platzen
Kevin Bates’ Schatztruhe: Hast du das gewusst? Während England die Weltmeisterschaft gewann, landete auch Kevin einen Treffer und küsste zum allerersten Mal ein Mädchen.
Am Samstagmorgen vor meinem dreizehnten Geburtstag sah ich vom Fenster meines Zimmers aus, wie Bingo-Mann Mum auf den Rücksitz seines Wagens half. Sie presste sich die Hand auf den Bauch. Ich ging wieder schlafen und wachte erst auf, als jemand so fest gegen die Haustür trommelte, dass sie fast aus den Angeln sprang. Ich grinste.
«Aufstehen, du faules Stück!», rief Carla, als ich ihr die Tür öffnete. Sie trug poppige Stiefel und ein süßes Baby-Doll-Kleid, das ich mit meinen krummen Beinen niemals anziehen könnte. «Alle Pläne über den Haufen geworfen. Deine Geburtstagsparty soll bei uns stattfinden!»
Scheinbar hatte Mum von dort, wo sie und Bingo-Mann jetzt auch immer sein mochten, angerufen und gefragt, ob ich meinen Geburtstag nebenan bei Carla feiern konnte.
«Na toll!»
«Wie geht’s deiner Mum? Meine Mutter wollte mir nicht sagen, was los ist.»
«Hatte wahrscheinlich Besseres zu tun», knurrte ich leicht genervt. Hoffentlich hatte Mum einen guten Grund dafür, meinen dreizehnten Geburtstag zu verpassen.
Als ich die kleine Küche im Nachbarhaus betrat, die eigentlich genauso aussah wie unsere, abgesehen von denFotos sämtlicher Familienmitglieder und Coreys riesigen, müffelnden Turnschuhen neben der Tür, wurde mir klar, wie viel Arbeit sie schon in die Vorbereitung gesteckt hatten. Winzige Kuchen, die nur noch mit Zuckerperlen dekoriert werden mussten, standen zum Backen im Ofen. Auf einem wackligen Stuhl zeugten staubige Fußabdrücke davon, welchen Gefahren sich jemand beim Aufhängen all der Luftschlangen ausgesetzt hatte. Carla hatte ein paar von meinen Schulfreundinnen eingeladen und dazu noch einige von Coreys Freunden, damit es nicht zu wenige Gäste wurden (ich bezweifelte ja, dass überhaupt jemand kommen würde). Carlas Mutter ignorierte meinen Protest und band mir eine rote Schleife ins Haar. Wenigstens musste ich dazu nicht noch was Blödes anziehen, sondern konnte meine Jeans anbehalten. Im Grunde freute ich mich aber. Es war schließlich mein dreizehnter Geburtstag. Mein großer Tag.
Kurz bevor die ersten Gäste kamen, rief Mum an.
«Es tut mir so leid, dass ich nicht da sein kann, Herzchen.»
«Aber warum kommst du denn nicht?»
«Du weißt doch, wie es mit einer Grippe ist. Ich habe gedacht, ich bleibe lieber weg, damit ich niemanden anstecke.»
«Eine
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