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Für immer, Dein Dad

Für immer, Dein Dad

Titel: Für immer, Dein Dad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lola Jaye
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einen Ossa Metacarpalia brechen (den hatte ich in der Woche zuvor im Biologieunterricht bestimmen gelernt).
    Schließlich sprach sie weiter. «Es ist etwas, worüber wir schon ganz, ganz lange hätten sprechen sollen   …»
    Wir? Wirklich, die Frau machte mich total fertig. Durch meinen Kopf schossen Möglichkeiten, eine furchtbarer als die andere: eine Erbkrankheit? Die Auflösung der Gruppe
Public Enemy
? Es gab endlos viele Möglichkeiten, und ich hatte keine Lust auf dieses Ratespiel. ICH WOLLTE EINFACH NUR WISSEN, WORUM ES GING.
    «Hat es was mit meinem Dad zu tun?», fragte ich leise und hoffnungsvoll. Ich hatte nur so ins Blaue gefragt.
    «Ja.» Tante Philomenas Mund verzog sich zu einem merkwürdigen Lächeln. Es sah unheimlich traurig aus.
    Ihr «ja» arbeitete noch in meinem Kopf, als schon Freude von meiner Magengrube bis zur Kehle hochbrodelte. Es fühlte sich fast so an, als müsste ich mich übergeben. Das war zu viel für mich. Davon hatte ich geträumt, seit ich ein kleines Mädchen gewesen war. Herauszufinden, dass er in Wirklichkeit gar nicht tot war
.
Dass alles nur ein dummes Missverständnis wäre. In den frühen Morgenstunden an diesem Tag vor sieben Jahren hatte er nämlich plötzlich Amnesie bekommen. Es würde natürlich kompliziert werden herauszufinden, was in den Jahren seither alles passiert war, aber nachdem er vor kurzem sein Gedächtnis wiedererlangt hatte, war Dad uns suchen gegangen – seine liebende Familie   –, und heute hatte er uns schließlich gefunden, ausgerechnet am Hochzeitstag seiner Frau! Aber es hatte ihn ganz durcheinandergebracht, sie so glücklich zu sehen, und nun stand er ganz allein dort draußen an der Bushaltestelle um die Ecke. Er fürchtete sich davor, mich anzusprechen – es konnte schließlich sein, dass auch ich ihn verraten hatte   …
    «Lois?»
    «Ja, sorry, Tante Philomena, was hast du gerade gesagt   … über Dad?»
    Mein Herz schlug mir bis zum Hals.
    «Ich habe etwas für dich. Eine Botschaft. Von deinem Vater.»

Du bist mein Stern
    Ich erinnere mich daran, wie mein Dad mich einmal mit seinen großen Händen hochhob und durch die Luft wirbelte. Ich kreischte vor Vergnügen und freute mich auf das schwindelige Gefühl kurz bevor ich mein Frühstück wieder von mir geben würde.
    «Ihr wird schlecht, lass sie runter!», hatte Mum gerufen. Hatte den schönen Augenblick verdorben.
Unseren
Augenblick. Und das ist eigentlich alles, woran ich mich erinnern kann. Ach, und natürlich an den Leberfleck unter seinem Auge. Das Foto auf meiner Kommode und ein paar andere, die in einer kleinen Schachtel auf den Dachboden verbannt wurden – mehr hatte ich nicht, um meine Vorstellung von ihm zu erhalten, von der Größe seiner Nase, der Form seiner Lippen, den süßen kleinen Ohren und einer Haut, die bestimmt so weich war, dass man sie immer wieder berühren wollte. Ich malte mir oft aus, wie ich in dieses Foto hineintauchte, und sei es nur für sechzig Sekunden. Jede dieser Sekunden würde ich damit verbringen, über sein Gesicht zu streichen, seinen Konturen zu folgen und mir sein Aussehen so intensiv einzuprägen, dass er für immer und ewig in mir weiterleben würde.
    Aber man kann eben nicht in ein Foto eintauchen.
    Nachdem Tante Philomena sich verabschiedet hatte,schloss ich mich erst mal in der stinkenden Restauranttoilette ein und heulte. Ich musste den ganzen Abend über immer wieder flennen und drückte mich am Rand dieser grässlichen Hochzeitsfeier herum, die mit all den lärmenden Gästen und der uncoolen Musik nichts besser machte. Später lag ich auf meinem Bett, immer noch in diesem schauderhaften Rüschenkleid, und heulte weiter. Die Puppenschuhe hatte ich von den Füßen geschleudert. Wie üblich merkte Mum nichts, sie war viel zu verknallt in ihren Bingo-Mann, um sich um mich zu kümmern. Ich wusste nicht mal so genau, warum ich überhaupt weinte, denn, wie Tante Philomena es ausgedrückt hatte, war es etwas
Gutes
. Ja, genau. Wie eine Botschaft aus dem Jenseits. Aber vermutlich war das, was mir wirklich zu schaffen machte, die Tatsache, dass er
immer noch
tot war. Seine Asche lag zusammen mit alten Autoreifen und rostigen Fahrrädern Tausende von Meilen entfernt im Meer. Er war nicht zurückgekommen, um die endlosen Schultage zu verkürzen oder mich vor Mums Gejammer und jetzt auch noch vor einem Stiefvater zu retten, der der Ansicht war, er hätte das Recht, mir zu sagen, was ich zu tun hatte, nur weil er mit meiner Mutter

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