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Für immer, Dein Dad

Für immer, Dein Dad

Titel: Für immer, Dein Dad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lola Jaye
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sei denn, Du bist eines dieser seltenen Kindergenies, was ich angesichts der Kombination von Bates- und Morris-Genen allerdings bezweifle (war ein Witz). Immer, wenn ich Dich ansah, sah ich ein wunderwunderschönes, lebhaftes, redseliges, fröhliches kleines Mädchen, das Käsecracker liebte und wie ein winziger Olympiasprinter im Wohnzimmer herumrannte. Ein vielversprechendes Energiebündel; ein Hit, der darauf wartete, bei einem Open-Air-Konzert vor einem Riesenpublikum gesungen zu werden; ein Porträt, das noch nicht fertig gemalt war, dem nur noch ein paar Pinselstriche fehlten, um die wundervolle Vision des Künstlers zu vollenden.
    Es tut mir so leid. Ich war nicht bereit zu gehen, aber ich konnte nichts dagegen tun. Und es tut mir unendlich leid,mein Liebling, dass ich, wenn Du das hier liest   … nicht mehr bei Dir sein werde.
    Aber diese Zeit jetzt gehört Dir, sie ist Dein Start ins Leben. Und ich möchte Dir, so gut ich kann, auf dieser Reise ein Ratgeber sein. Ich möchte ein Vater, ein Dad, ein Papa für Dich sein, obwohl ich nicht mehr bei Dir bin.
    Frage: Wirst Du es mir erlauben?
     
    Ich schluchzte wieder. Ziemlich heftig. Und nickte.
     
    Also, fangen wir am Anfang an.
    Ich hatte immer geglaubt, dass ich als Erstes einen Sohn wollte. Zum Fußballspielen, um über Autos zu reden, am Computer zu spielen und meine alte Carrera-Bahn mit ihm aufzubauen. Aber all das verflüchtigte sich in derselben Sekunde, in der ich Dich zum ersten Mal in den Armen hielt, eine Stunde, nachdem Dich Deine wunderschöne Mutter auf die Welt gebracht hatte. Du warst so weich und süß, und wie Du gerochen hast   … oh, ich kann es gar nicht beschreiben. Ganz frisch, wie die Schaumbadabteilung im Supermarkt, und trotzdem weich und heimelig   … so, wie eben nur ein Baby riechen kann. Mit einem Schlag war ich süchtig, und nach dem ersten Blick in Deine Augen war ich ein anderer Mensch. Nicht mehr der alte Kevin Bates, für jeden Spaß zu haben, der Witzbold vom Dienst. Sondern Kevin Bates, der Daddy von Lois. Nichts mehr würde so sein wie zuvor. Du hattest mich für alle Ewigkeit um den Finger gewickelt. Mein kleines Mädchen.
     
    Ich blätterte die Seite um. Ich war traurig, dann glücklich. Ängstlich. Aufgeregt. Diese Achterbahn der Gefühle verwirrte mich total.
     
    Ich wusste, dass wir Dich Lois nennen würden. Lois, nach Lois Lane, der Freundin von Superman.
    Ein paar Wochen vor Deiner Geburt hatte ich nämlich Deine Mutter dazu gebracht, mit mir in den neuen Superman-Film zu gehen. Danach konnte ich sie kaum aus dem Kinosessel hochziehen, so dick war sie schon! Und an diesem Abend, als wir auf dem Heimweg vom Coronet-Kino waren, hast Du so fest getreten, dass wir schon dachten, wir müssten an den Straßenrand fahren und Dich im Auto auf die Welt bringen!
    Und auch da wusste ich es schon. Ohne Dich je gesehen zu haben, ohne Deine Stimme je gehört zu haben, wusste ich schon, was Du, Lois, mir bedeuten würdest.
     
    Ich unterdrückte ein Lächeln. Jetzt hatte ich wenigstens die Erklärung für meinen merkwürdigen Namen.
     
    Während Philomenas Kinder viel schrien, warst Du ein ruhiges Baby. Du hast nur gequengelt, wenn Du hungrig warst oder die Windel gewechselt werden musste (zwei gute Gründe, meiner Meinung nach!).
    Ich habe Dich so gern angesehen. Wie Du Deine Stirn gerunzelt hast, wenn es nicht nach Deinem Willen ging, oder wenn Du vor dem Fernseher gehockt hast, ganz in Gedanken versunken (das hast Du jedenfalls bestimmt nicht von mir). Wie sich Deine Augenbrauen gehoben haben, wenn Du über etwas wirklich Wichtiges nachgedacht hast, zum Beispiel darüber, warum Bibo aus der Sesamstraße so eine komische Stimme hat.
    Mein Baby, Du warst ein ziemlich verschlossenes kleines Ding. Aber ab und zu konnte es vorkommen, dass Du Deiner Mutter und mir großmütig Zugang zu Deiner Welt gewährtest,besonders, wenn Du unsere Unterstützung nötig hattest, zum Beispiel in der bedeutenden Frage, ob Du nun eine Kinderserie sehen durftest oder nicht. Manchmal interessierte Dich auch meine Meinung zu einer Deiner zahlreichen künstlerischen Erzeugnisse (wie zu dieser Zeichnung von uns dreien mit regenbogenfarbenen Irokesenfrisuren).
    Wir hatten eine wunderbare Zeit zusammen, Schätzchen. Ich gab Dir immer einen Kuss auf die Stirn, wenn wir zusammen auf dem Sofa das A-Team ansahen (übrigens die beste Serie überhaupt). Du kuscheltest Dich an mich, und ich hatte einen Kloß im Hals und gleichzeitig ein Gefühl der

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