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Für immer, Dein Dad

Für immer, Dein Dad

Titel: Für immer, Dein Dad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lola Jaye
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schlief.
    Dad war nämlich immer noch tot.
    Philomena hatte mir feierlich eine knittrige alte Plastiktüte überreicht, als wäre sie der Heilige Gral. Die Tüte war schwer, etwas Hartes, Schweres befand sich darin.
Super
, dachte ich, noch ein Buch, das ich lesen soll. Also hatte ich die Tüte einfach neben meine Doc Martens, meine Singles und einen der rosa Puppenschuhe auf den Boden fallen lassen. Ab und zu warf ich mit einer Mischung aus Verwirrung, Angst, Aufregung und Traurigkeit einen Blick darauf.
    Zum Glück konnte ich das Wochenende bei Carla verbringen,weil Mum und der Bingo-Mann auf Hochzeitsreise nach Cornwall fuhren. Obwohl meine beste Freundin nebenan wohnte, ebenfalls in Süd-London, ebenfalls in Charlton, fühlte ich mich bei ihr wie auf einem anderen Planeten. Carla und ihr Bruder Corey durften nämlich abends lange aufbleiben, UND sie durften NACH neun Uhr noch Eis essen. Etwas Besseres als bei ihnen zu sein, um die «Botschaft» meines Vaters zu vergessen und wieder in die Spur zu kommen, konnte mir also kaum passieren. Doch ich war und blieb total verwirrt und bekam die Sache einfach nicht aus dem Kopf. Schließlich zählte ich sogar die Stunden bis zur Rückkehr meiner Mutter. Als die peinlichen Turteltäubchen endlich wieder da waren und sich augenblicklich einen lautstarken Streit darüber lieferten, was sie sich im Fernsehen ansehen wollten, stürzte ich in mein Zimmer, um endlich nachzusehen, was in der Tüte war.
    «Bekomme ich kein Küsschen, junge Dame?», rief Mum, als ich gerade oben an der Treppe angekommen war. Ich stand vor meiner Tür, nur noch ein paar Schritte trennten mich von der Tüte. Mein Herz klopfte wild, während Mum langsam die Treppe heraufkam und sich mit einem breiten Lächeln vor mich stellte, sodass man die Lücke zwischen ihren Schneidezähnen sehen konnte.
    «Sorry, Mum. Schön, dass du wieder da bist», sagte ich und schielte zur Zimmertür, während sie mir einen feuchten Kuss auf die Wange gab.
    «Bekomme ich auch einen?», fragte der Bingo-Mann, der in ihr Schlafzimmer ging. Ich seufzte leise. «Ja.»
    Auf meinem Bett öffnete ich endlich die Plastiktüte. Vor mir lag ein hässliches grünes Notizbuch, auf dem mit dicker schwarzer Tinte
Der Leitfaden
stand.
    «Lois!», rief meine Mutter von unten.
    Schnell steckte ich den
Leitfaden
wieder in die Plastiktüte und stopfte alles unter mein Bett.
    «Was??!!», schrie ich genervt zurück.
    «Carla möchte wissen, ob du mit ihr Süßigkeiten kaufen gehst.»
    Ein Stück Plastik sah unter dem Bett hervor. «Also   … ja, sag ihr, ich bin gleich da.»
    «Was macht sie denn da oben?», fragte Carla so laut, dass ich es hören konnte.
    «Nichts! Ich komme gleich runter!»
Der Leitfaden
hatte nun schon so lange gewartet, da kam es auf eine halbe Stunde mehr oder weniger auch nicht mehr an.
     
    Ungeduldig zappelte ich herum, während der kahlköpfige Mr.   Tally hinter seinem Verkaufstresen Carla dabei beobachtete, wie sie sich für zehn Pennys Süßigkeiten heraussuchte. Mr.   Tally hatte die Angewohnheit, uns ganz genau im Auge zu behalten, während er die Erwachsenen, die höchstwahrscheinlich hinter seinem Rücken eine Literpackung Milch mitgehen ließen, überhaupt nicht beachtete. (Ich hatte noch nie gestohlen, Corey allerdings hatte schon einmal einen Brausewürfel stibitzt.)
    «Ich glaube, du bist drüber», sagte Mr.   Tally. Keine Ahnung, warum er das sagte, denn er schüttete die winzige Papiertüte sowieso jedes Mal auf dem Verkaufstresen aus und zählte den Inhalt haargenau nach.
    «Wieso das denn?», widersprach Carla. In diesem Moment schlug die Türklingel an, und ein weiterer junger Kunde kam herein, der das Schild an der Glastür offenbar nicht gesehen hatte:
Zutritt für mehr als zwei Schulkinder zugleich verboten!
«Ich habe eine Fliegende Untertasse, einen Talisman, eine saure Schlange, eine Flöte, eine rosa Krabbeund einen Fruchtsalat. Und das soll mehr als zehn Pence kosten?»
    Seufzend warf ich einen Blick auf meine Uhr. Wir standen jetzt schon volle zehn Minuten hier herum, und mir reichte es. Ich wollte zurück ins Zimmer zu meiner Plastiktüte. «Die Flöte kostet zwei Pence», sagte er.
    «Dann habe ich immer noch drei Pence übrig!», schimpfte Carla empört.
    Um mir Zeit und weitere Diskussionen zu ersparen, nahm ich eine der fertig gemischten Tüten, hoffte, dass ein paar von meinen Lieblingssüßigkeiten darin wären, und wir machten uns auf den Heimweg.
    «Sollen wir nicht noch

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