Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition)
die nichts mit Logik oder Vernunft zu tun hat, dass wir zusammengehören. Ich habe nur auf meinen Verstand geachtet, bin leeren Worten gefolgt, statt den Gefühlen tief in mir, die immer die Wahrheit kennen. Griffon ist kein Rächer. Er lügt nicht. Alles, was er will, ist bei mir sein.
Ich öffne die Augen und schaue mich um. Ein paar Meter seitlich von uns stehen Giacomo und Veronique. Sie sieht benommen aus und schaut verwirrt zu uns herüber, als hätte sie jetzt erst bemerkt, dass wir auch hier sind. Die Hand, die die Pistole hält, hängt schlaff an ihrer Seite.
Griffon springt auf und zieht mich hastig hinter sich. Ich spüre, wie sein Körper sich anspannt, und weiß, dass er gleich auf sie losgehen wird.
»Warte«, flüstere ich leise und lege eine Hand auf seinen Arm. »Warte ab.«
»Veronique?«, fragt Giacomo unsicher. Ich sehe die Ergebenheit in seinen Augen und weiß, dass er alles für sie tun würde, jeden ihrer Befehle befolgen. Er wird bei ihr bleiben, obwohl sie ihr ganzes Leben damit verbracht hat, nach ihrer verflossenen Liebe zu suchen. Und ich habe keinen Zweifel daran, dass er auch für sie töten würde.
Sie ignoriert ihn und sieht stattdessen mich an. »Was war das?«, fragt sie, und ich kann die Angst in ihrer Stimme hören. Sie kommt mir erschöpft und kraftlos vor, ihr Gesicht scheint plötzlich um Jahre gealtert. »Ich war ganz nah bei dir. Ich habe gefühlt, wie die Luft aus deinen Lungen wich. Ich sah den Zorn in Barones Augen. Ich sah … Alessandras Tod.« Sie fährt sich mit der Zunge über die Lippen und starrt mich an. »Aber wie kann das sein? Ich war nicht da, als es passiert ist.«
Mein Blick wandert kurz zu der Waffe, die locker in ihrer Hand liegt. Wenn sie abgelenkt ist, habe ich vielleicht eine Chance, sie ihr zu wegzunehmen. »Aber ich war da«, antworte ich. Mein Atem geht schwer, in meinem linken Arm pocht ein heftiger Schmerz. Griffon drückt leicht meine Hand, eine wortlose Geste, um mir Mut zu machen. »Und was du gesehen hast, ist wirklich geschehen.«
»Dann hast du die Wahrheit gesagt? Die Zeitungen haben nicht gelogen? Es war Barone, der …« Sie bringt es nicht über sich, den Satz zu Ende zu sprechen.
»Ja. Barone hat versucht, mich umzubringen. Aber Alessandras Tod war keine Absicht.«
Veronique schüttelt den Kopf. Die Tränen laufen in Strömen über ihr Gesicht. Sie sieht mich an. Der Hass in ihren Augen ist dem Schmerz gewichen. Für sie muss es sein, als wäre es gerade erst passiert. »Ich habe nicht verdient, dieses Leben zu Ende zu leben«, sagt sie und richtet plötzlich die Pistole mit zitternder Hand gegen die eigene Brust.
»Veronique, nein!«, schreit Giacomo laut. In seiner Stimme liegt die gleiche Panik wie vorhin in meiner, als ich Griffons Namen rief.
Als ich einen Schritt auf sie zugehe, zittert ihre Hand noch stärker. Sie hat heute schon zwei Mal abgedrückt und diesmal würde sie ganz sicher nicht danebenschießen. Plötzlich verspüre ich den innigen Wunsch, dass wir alle dieses Dach lebend wieder verlassen. Ich hole tief Luft, damit meine Stimme möglichst ruhig klingt. »Veronique, das ist keine Lösung. Das war es auch beim letzten Mal nicht. Im Gegenteil, es hat alles nur noch schlimmer gemacht.«
»Aber der Schmerz hört auf«, sagt sie matt. »Zumindest für eine Weile.« Sie wendet sich von uns ab und schüttelt den Kopf. »Es ist besser so.«
Mein Kopf arbeitet fieberhaft. Ich will nicht, dass noch mehr Blut vergossen wird wegen dem, was Barone vor so vielen Jahren getan hat. »Und wenn Alessandra doch zurückgekehrt ist?«, frage ich schnell. Ich lasse Griffons Hand los und gehe langsam auf sie zu. »Was ist, wenn du recht hattest und ihre Seele ist irgendwo hier in der Stadt? Womöglich sucht sie nach dir.« Ich atme ein wenig durch, als ich sehe, dass sich die Waffe ein paar Zentimeter von ihrem Brustkorb entfernt.
Ich sehe, dass Griffon sich ihr von der anderen Seite her nähert, ohne dass Giacomo versucht, ihn aufzuhalten. Seine Schuhe knirschen leise auf dem Kies, darum spreche ich schnell weiter. »Willst du die Chance, sie zu finden, wirklich einfach aufgeben? Es könnte Jahrzehnte dauern, bis du wiederkehrst und nach ihr suchen kannst.«
Gerade als sie mir antworten will, wirft sich Giacomo auf sie und greift nach der Waffe, aber Veronique wehrt ihn ab.
»Und ich? Bedeute ich dir denn gar nichts?«, ruft er, packt die Hand, mit der sie die Pistole hält, und zieht sie von ihrem Körper weg. »Wie kannst du
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