Fuer immer Ella und Micha
gar nichts mehr trinken sollst, sondern nur, dass du nicht versuchen solltest, deine Probleme auf die Art zu lösen.«
»Weiß ich. Aber ich glaube, im Moment brauchen wir das beide.«
Sie sieht mir in die Augen, nickt und lässt meinen Arm los. Die Flammen zischeln wild auf, als die Flaschen platzen. Während wir zusehen, wie das Feuer den Schnee wegfrisst, fährt Ethans Truck vor, und er und Lila springen heraus.
»Okay, ich würde wirklich gerne wissen, was das hier wird«, sagt Lila. Sie stopft ihre Hände tief in die Jackentaschen. Das Feuer spiegelt sich in ihren großen Augen.
»Wir verabschieden uns«, erkläre ich, lege einen Arm um Ellas Schultern und ziehe sie an mich.
»Von was?«, fragt Ethan, schließt den Reißverschluss seiner Jacke und zieht sich die Kapuze über den Kopf.
Ella und ich wechseln einen Blick.
»Von der Vergangenheit«, antwortet sie, und ich muss lächeln, denn genau das ist es.
Kapitel 22
Ella
Die nächsten Tage sind entspannt und angefüllt mit längeren Ausfahrten und lockeren Gesprächen. Caroline macht ihre Fotos von uns im Vorgarten. Auf einigen lächeln wir sogar alle, aber das fällt mir natürlich viel leichter bei den Aufnahmen von Micha und mir. Als wir uns alle zur Abreise bereit machen, verspricht Caroline, mir die Bilder zu schicken.
Lila und Ethan sind schon am Tag zuvor nach Vegas gefahren, und Micha und ich nehmen seine zerkratzte und eingedellte Chevelle. Er wartet im Wagen auf mich, während ich mich von allen verabschiede. Dean klopft mir halbherzig auf die Schulter, und Caroline umarmt mich herzlich, was mir ein bisschen unangenehm ist.
Als sie mich wieder loslässt, hämmert mein Herz vor Angst, doch ich rede mir im Geiste beruhigend zu und gehe zu meinem Dad. Er steht in seiner dicken braunen Jacke auf der hinteren Veranda. »Soll ich wirklich nicht noch ein paar Tage bleiben und dir helfen, das Haus wieder herzurichten? Oder mit dir zu deinem ersten Treffen der Anonymen Alkoholiker kommen?« Ich will es eigentlich nicht, mache mir jedoch Sorgen, dass er nicht hingeht, wenn keiner aufpasst.
»Ich schaffe das schon«, versichert er mir und fährt mit der Hand am Geländer entlang, als er die Treppe hinunterkommt. Sein Haar ist gekämmt, und seine Augen sehen ungewöhnlich lebendig aus. Ich weiß nicht, wie lange ich brauchen werde, mich an sein neues Aussehen zu gewöhnen. Wahrscheinlich noch eine Weile, denn ich erinnere mich nicht, ihn jemals so gesund gesehen zu haben. »Aber können wir noch kurz reden?«
Verwirrt nicke ich und folge ihm in den Garten. Frost glitzert um uns herum im Sonnenschein. Mein Dad ist zunächst in Gedanken und starrt die Garage an, als könnte sie ihm alle seine Fragen beantworten.
»Du sollst wissen, dass ich ernst meinte, was ich in dem Brief geschrieben habe«, sagt er schließlich unsicher. »Manchmal fällt es mir nur schwer, Dinge laut auszusprechen.«
Ich nicke wieder und scharre mit meinen Stiefeln im Schnee. »Ja, verstehe. Wirklich.«
Er reibt sich übers Gesicht. »Hast du vielleicht Lust, in den Frühjahrsferien herzukommen, nur zu Besuch, nicht um dich um mich zu kümmern oder so?«
»Dad, ist dir klar, dass das Haus kurz vor der Zwangsversteigerung steht? Hast du die Rechnungen und Mahnungen auf dem Tisch nicht gesehen?«
Er fährt sich mit den Händen durchs Haar. »Doch, habe ich, und eventuell muss ich das Haus aufgeben. Aber die Sache ist die, Ella, dass du dir deshalb keine Sorgen machen musst. Darum geht es ja gerade. Du musst dein eigenes Leben leben und ich meines. Das lerne ich jetzt gerade.«
Es macht mich nervös, und gleichzeitig fühle ich mich befreit. Was verwirrend und neu ist, so wie eigentlich alles zurzeit. »Okay, ich versuche es.«
»Schön.« Er zögert, ehe er die Arme ausbreitet.
Etwas linkisch mache ich einen Schritt auf ihn zu und lasse mich von ihm umarmen. Ich erinnere mich nicht, jemals zuvor von ihm umarmt worden zu sein. Nicht einmal als Kind. Das ist komisch und unnatürlich, aber ich bin froh darüber. Danach winke ich ihm zum Abschied und gehe zur Einfahrt.
Als ich in den Wagen steige, grinst Micha mich an, legt seinen iPod auf die Konsole und nimmt meine Hand. »Bist du bereit?«
Ich muss lächeln. »Mehr als bereit.«
Er erwidert mein Lächeln, fährt rückwärts aus der Einfahrt und auf die schneematschbedeckte Straße. Wir entfernen uns von unseren Häusern, und ich habe das Gefühl, dass dies der Aufbruch in mein eigenes Leben ist.
Epilog
Sechs Monate
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