Fuer immer nicht hier
dass die Schmerzen nicht mit dem Bad im See zu tun hatten, sondern vielmehr mit dem Abgang ihres Ungeborenen. Es war dabei, ihren Körper wieder zu verlassen und ihre Bitte zu erfüllen.
„Anna, Nadia ist stark. Ihr wird nichts zustoßen“, verharmloste Romeo Annas Bedenken, völlig unberührt von Nadias miserablem Zustand.
Seine Aussage beruhigte seine Schwester bei weitem nicht. Sie bestand darauf, Nadia von einem Arzt untersuchen zu lassen. Auf dem Weg zum Krankenhaus, versuchte Romeo krampfhaft, einen Weg zu finden, um die ärztliche Untersuchung zu umgehen.
Romeo hatte zwar kein Wort darüber verloren, aber in jener Nacht, als Nadia den Traum von ihrem Sohn geträumt hatte, war ihm genau dasselbe wiederfahren. Zusätzlich hatte ihm sein Freund Luzifer noch etwas mit auf den Weg gegeben:
„Sie wird erkranken. Bring sie nicht ins Krankenhaus. Die Ärzte würden sie untersuchen und herausfinden, dass sie schwanger ist. Sie wird ein Baby von dir nicht wollen und etwas unternehmen. Ganz gleich, wie krank sie auch aussehen mag, bring sie bloß nicht dorthin. Dieses Baby ist dein Ticket nach Europa. Wenn ihr dann dort angekommen seid, wirst du mir gebührenden Dank erweisen, und mir das Neugeborene schenken. Du weißt schon, was ich meine.“
Als sie beim Krankenhaus angekommen waren, war dieses brechend voll. Romeo ließ etwas Zeit verstreichen, bevor er anfing, den Ungeduldigen zu spielen, um sein Ziel zu erreichen.
„Lasst uns gehen. Hier sind doch viel zu viele Leute“, sagte er zu den beiden.
Anna konnte es nicht fassen, dass ihr Bruder so kaltherzig war.
„Es wird Stunden dauern, bis wir dran kommen. Außerdem wird die Untersuchung teuer sein. Das Geld können wir uns sparen“, sagte er mit eiskalten Worten.
Nadia war traurig über seine Gleichgültigkeit ihr gegenüber und entschied, den Dingen von nun an ihren Lauf zu lassen. Wenn es eben schon für sie an der Zeit war, auf die andere Seite jenseits dieser Welt zu wechseln, würde sie sich nicht widersetzen.
„Geld ist ihm wichtiger als ich und dann dreht es sich ja auch noch um mein eigenes. Für ihn habe ich Guarinhia aufgegeben und er führt mir nahezu tagtäglich vor Augen, dass es das nicht wert war“ , dachte sie.
Ganze fünf Tage dauerte es, bevor sich eine Besserung ihrer Verfassung einstellte. Sie schlief rund um die Uhr. Dann ließen die Schmerzen schließlich nach, wenigstens die körperlichen. Sie war so traurig wie nur möglich über Romeos Verhalten. Die Wahrheit, dass er nicht der Mann ihres Lebens sein konnte, war ihr förmlich ins Gesicht gesprungen.
Nach alledem hatte sie noch einen letzten, kleinen Funken Hoffnung übrig. Es fiel ihr unglaublich schwer, diesen Mann aufzugeben. Aber zumindest hatte sie nun die innere Gewissheit darüber, dass ihr Ungeborenes ihren Wunsch erfüllt hatte. Sie wusste, dass sie nicht mehr schwanger war.
21 Am Limit
Romeo konnte im Dorf seiner Schwester mit seinen Bildern nicht genug Geld verdienen, weshalb er Nadia darum bat, mit ihm für eine Weile nach Brasilia zu gehen.
„Die Leute in Brasilia können es sich leisten, etwas Geld für Kunst auszugeben. Hier jedoch haben sie nicht einmal genug zum Essen“, versuchte er, Nadia seine Gründe darzulegen.
Sie fühlte sich so überhaupt nicht danach, Zeit in Brasilia zu verbringen; viel lieber wäre sie nach Guarinhia zurückgekehrt. Ohne dies zu erwähnen willigte sie ein, da allein die Vorstellung, wieder von ihm getrennt zu sein, unerträglich für sie war.
Das Hotel, in dem sie abstiegen, lag in einer sehr gefährlichen Gegend Brasilias. Tagein, tagaus nahm er sie nachmittags oder abends mit in ein Restaurant, in welchem er für die Gäste Zeichnungen anfertigte.
Er wusste sehr wohl, wie attraktiv er war, und er liebte es, im Mittelpunkt des Interesses zu stehen, besonders wenn schöne Frauen anwesend waren. Wann immer eine dieser Schönheiten ein Gemälde von ihm wünschte, fing er an, auf Teufel komm raus zu flirten. Mit einem Augenzwinkern ließ er den Frauen stets seine Telefonnummer und Emailadresse zukommen: „Nur für den Fall, dass du noch ein weiteres Kunstwerk haben möchtest.“
Nadia konnte diese beschämenden und verletzenden Situationen kaum ertragen. Ihre Gefühle schienen ihm wirklich total egal zu sein.
Eines Nachts verhielt er sich merkwürdig. Zuvor hatte sie bis zum Beenden seiner Arbeit nie von seiner Seite weichen sollen. Nicht so in dieser Nacht.
„Mein Schatz, ich weiß, du bist müde. Lass‘ mich dich zum
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