Fuer immer nicht hier
zu 60 gesunken. Da sie ihren Augen nicht trauen konnte, wiederholte sie die Messung noch zweimal, mit den gleichen Ergebnissen. Ihre Ahnung, sich auf der Schwelle zwischen Diesseits und Jenseits zu befinden wurde bestätigt.
Sie konnte hierüber nicht länger Stillschweigen bewahren und zeigte ihren Eltern die Werte, um sie auf das Schlimmste vorzubereiten. Vom Grunde ihres Herzens bekundete sie den beiden ihre Liebe.
Im ersten Moment versuchten sie, das Ganze herunterzuspielen, um mit der Panik fertigzuwerden, die über sie gekommen war.
„Lass‘ uns ins Krankenhaus fahren, Nadia“, schlug ihre Mutter schließlich vor. Die Angst um ihr Töchterchen stand ihr ins Gesicht geschrieben. Nadia weigerte sich jedoch. Wenn dies ihr letzter Tag sein sollte, dann würde sie ihn ganz gewiss nicht in einem Krankenhaus verbringen wollen. Sie wusste, dass eine höhere Macht darüber entscheiden würde, wann es für sie an der Zeit war, auf die andere Seite zu wechseln, ganz gleich, was die Ärzte auch versuchen würden.
Ihre Eltern kannten ihre Tochter ganz genau. Trotz ihrer Angst um sie, wussten sie, dass sie Nadia nicht davon überzeugen konnten, zum Arzt zu gehen, wenn sie dies partout ablehnte. Sie gingen auf Nadias Wunsch hin gemeinsam essen.
Nadia sagte ihnen nicht, dass ihr jeder Schritt schwer fiel. Sie wollte, dass ihre Eltern sie in guter Erinnerung behielten und nicht als einen Schatten ihrer selbst, der die paar Meter ins Restaurant fast nicht schaffte.
Der Tag ging vorüber, ohne dass sie ihren Körper verließ. Bis in die Nacht hörte dieses elende Gefühl nicht auf. Bevor sie zu Bett ging, überprüfte sie ihren Blutdruck ein weiteres Mal. Er hatte sich noch etwas verschlechtert: 65 zu 58.
Sie legte sich hin und versuchte, damit fertig zu werden, dass die Geschichte „Nadia“ nun ein Ende nehmen würde. Ein paar Tränen schossen ihr in die Augen.
Zu ihrer Überraschung wachte Nadia am nächsten Morgen wieder auf - so wie an allen anderen Morgen zuvor. Sie hatte wahnsinnige Kopfschmerzen. Noch bevor sie aufstand, kontrollierte sie ihren Blutdruck. Es war wieder alles beim Alten: 120 zu 80.
„Äußerst komisch“, dachte sie, bevor sie sich fertig machte, um sich mit ihren Freunden zum Frühstück zu treffen. Seit ihrem Aufenthalt in Brasilien war sie etwas erwachsener und gelassener geworden, weshalb sie der Begebenheit des Vortags nun nicht mehr all zu große Aufmerksamkeit schenkte. Damals in Brasilien war ihr Kopf ständig am Rotieren gewesen; über alles hatte sie ihn sich zerbrochen, ohne jedoch zu Antworten zu gelangen.
„Wenn mein niedriger Blutdruck irgendeine Bedeutung hatte, wird diese mir ohne weiteres Nachgrübeln offenbart werden.“
Nadias Vater war sehr besorgt, obwohl ihre Werte wieder auf Normalniveau waren.
Er stattete seinem Arzt mit dem Blutdruckmessgerät einen Besuch ab. Als er diesem die Werte zeigen wollte, waren sie wie von Geisterhand verschwunden. Er konnte dem Arzt nur von dem Vorfall berichten. Die ärztliche Auskunft war ernüchternd:
„Solche Werte sind nicht kompatibel mit einem lebenden menschlichen Körper.“
Ihr Vater bekam Angst, sagte zu Hause aber nichts über seine Unterredung mit dem Arzt, weder zu Nadia noch zu ihrer Mutter.
Er war, seit er denken konnte, bodenständig und nie an Übersinnlichem oder Spirituellem interessiert gewesen. Sicherlich hatte er schon ein paar Filme dieser Art gesehen. Ernst genommen hätte er diese jedoch nie. Er hatte sich alles, auch die schwersten Sachverhalte, logisch herleiten können. Nun stieß er jedoch zum ersten Mal an seine Grenzen.
„Nadia wäre eigentlich schon tot gewesen, mit diesen Werten. Aber ich habe die Zahlen doch gesehen und sie ist immer noch am Leben“ , staunte er.
Das Gefühl wuchs in ihm heran, dass es doch noch etwas Höheres geben musste, als das Erklärbare.
Drei Wochen später sollte Nadia herausfinden, was es mit ihrem Blutdruck auf sich gehabt hatte. Sie durchsuchte das Internet nach ganz speziellen, ausgefallenen Schuhen. Als sie ein paar Begriffe in die Suchmaschine eingegeben hatte, erschienen etliche Websites, welche von Dr. Antonio berichteten.
Die Gänsehaut hatte ihren Körper wieder fest im Griff. Sie öffnete die erste Website und fand einen auf den Vortag datierten Artikel über Dr. Antonio. Er berichtete von einem Ereignis, welches sich drei Wochen zuvor abgespielt hatte:
Der Sohn Dr. Antonios war todkrank gewesen. Die Ärzte hatten ihm lediglich noch ein paar Tage zu leben
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