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Fuer immer und alle Zeit

Titel: Fuer immer und alle Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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vermutet hatte. Sie packte hastig den Autoschlüssel ihres Stiefvaters, der mit dem Zug zur Arbeit zu fahren pflegte, stürmte aus dem Haus und raste völlig aufgelöst davon. Natürlich hatte sie sich nicht die Zeit genommen, ihr Zimmer abzusperren. Beatrice wusste also, dass sie dort in aller Ruhe herumschnüffeln konnte.
    Sie suchte eine gute Stunde, ohne etwas besonders Interessantes oder auch nur Neues zu entdecken. Das war sehr seltsam, denn Beatrice kannte alles in Heathers Zimmer, sogar das lose Dielenbrett, unter dem sie ihr Tagebuch zu verstecken pflegte.
    Das einzig Neue in Heathers Zimmer war ein alter Spiegel, den sie wohl in einem Antiquitätengeschäft erstanden hatte. Typisch Heather, dachte Beatrice; in Antiquitätenläden herumstöbern, wo es in Frankreich doch so viele wunderschöne Kleider und gut aussehende Männer gab.
    Doch wie sehr sie sich auch bemühte, sie fand an diesem Spiegel nichts Besonderes. Erzürnt, dass sie Heather nicht auf die Schliche gekommen war, seufzte sie und fragte sich laut: >Wann sie wohl heimkommt?< Und sogleich tauchte im Spiegel das Bild einer ziemlich wütenden Heather auf, die im Auto saß und offenbar auf dem Nachhauseweg war. Beatrice fürchtete sich nicht vor Heathers Zorn, denn sie wusste längst, wie sie mit Heather umzugehen hatte. Heather war nämlich dumm genug, andere Menschen zu lieben; und Beatrice wusste, dass man Menschen, die liebten, hervorragend manipulieren konnte. Man musste ihnen nur das wegnehmen, was sie liebten, oder zumindest damit drohen, und schon hatte man einen solchen Menschen in der Hand.
    Beatrice hatte also endlich herausgefunden, warum Heather in letzter Zeit ständig allein in ihrem Zimmer hockte. Was sie in diesem Spiegel wohl alles gesehen hatte? »Zeig mir meinen Vater<, sagte Beatrice, und sofort tauchte ein Bild ihres Vaters auf, und zwar im Bett mit seiner hübschen Sekretärin. Beatrice musste lachen, aber eigentlich hatte sie schon längst gewusst, dass ihr Vater Heathers dumme Mutter nur wegen ihres Geldes geheiratet hatte.
    Leider hatte Beatrice nicht die Chance, weitere Fragen zu stellen, denn in diesem Moment kam Heathers Mutter zur Haustür herein. Beatrice wusste, dass sie nun nach unten gehen musste und so tun, als freue sie sich, sie zu sehen. Und nicht nur das, sie musste so tun, als habe sie wirklich geglaubt, sie sei von einem Lastwagen überfahren worden. Beatrice bemühte sich nämlich sehr, ihre Stiefmutter glauben zu machen, dass sie sie liebte.
    Zwei Nächte, nachdem Beatrice den Spiegel entdeckt hatte, baumelte Heather an einem Balken im Keller. Offenbar war sie auf einen umgedrehten Eimer gestiegen, hatte sich die Schlinge um den Hals gelegt und den Eimer weggetreten.
    Der ganze Ort trauerte um Heather, die ja bei allen sehr beliebt gewesen war, und Beatrice bekam für kurze Zeit all die Aufmerksamkeit, nach der sie sich so sehnte. Aber dann fiel ihr auf, dass manche Leute sie prüfend musterten und hinter ihrem Rücken zu tuscheln begannen. Sie befragte den Spiegel nach ihrer Zukunft. Der Bestatter hatte offenbar Schürfspuren an Heathers Handgelenken entdeckt und Arg-wohn geschöpft. Er hegte den Verdacht, dass diese Verletzungen von einem Seil herrührten. Es sah fast so aus, als seien Heathers Hände am Rücken zusammengebunden gewesen, als sie auf den Eimer gestiegen war.
    Und Beatrice sah im Spiegel ein Bild von sich, das zeigte, wie sie in Handschellen in ein Polizeiauto gesteckt wurde.
    Am nächsten Tag verschwand Beatrice. Sie wurde von keinem Menschen, der sie gekannt hatte, je wieder gesehen. Mit siebzehn Jahren begann sie ein neues Leben, das sich getarnt und im Verborgenen abspielte.
    In ihrem kurzen Leben hatte Beatrice die Macht des Geldes klar erkannt. Sie und ihr Vater waren ziemlich arm gewesen, aber ihr Vater hatte die Leute belogen und betrogen. Er hatte sich Geld geliehen oder gestohlen, um an teure Kleider und ein gutes Auto zu kommen und sich damit reichen Witwen als begehrenswerter Verehrer präsentieren zu können. Beatrice kannte also den Unterschied zwischen sich, die in Armut, und Heather, die im Reichtum aufgewachsen war, mehr als genau.
    In den nächsten Jahren nutzte Beatrice den Spiegel hauptsächlich, um an Geld zu kommen. Bald stellte sie fest, dass der Spiegel ihr alles zeigte, was sie wissen wollte - sowohl aus der Vergangenheit als auch der Zukunft. Aber was scherte sie die Vergangenheit? War es wichtig zu sehen, wie ihr Vater ihre Mutter aus dem Fenster gestoßen hatte?

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