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Fuer immer und ledig - Roman

Fuer immer und ledig - Roman

Titel: Fuer immer und ledig - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henrike Heiland
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vorgesehen war, geklebt hatte. Später, zu Internetzeiten, waren Ausdrucke von Brautkleidbildern dazugekommen.
    »Sie hat überhaupt keine Vorstellung, was es alles auf dem Markt gibt«, sagte ich eifrig. »Und wenn sie doch noch kirchlich heiraten will, so in Weiß mit allem Drum und Dran …«
    Tim hob skeptisch die Augenbrauen. »Ich bin leider keine Frau. Ich habe keine Ahnung, ob das ein gutes Geschenk ist.«
    Ich lachte. »Ich weiß es auch nicht. Aber ich werde es ihr schenken. Taxi?«
    »Taxi.«

    Eine Viertelstunde vor der Trauung hielt unser Taxi mit quietschenden Reifen vor dem Altonaer Rathaus. Ich fragte mich, wie Fina dort so kurzfristig einen Termin bekommen hatte. Oder war es gar nicht kurzfristig gewesen, und sie plante ihre Hochzeit heimlich doch schon seit geraumer Zeit? War sie doch tief in ihrem Herzen viel romantischer und, ja, weicher, als ich immer gedacht hatte?
    Das imposante ehemalige Bahnhofsgebäude, das Ende des 19. Jahrhunderts zum Rathaus umgebaut worden war und nun über der Elbe in strahlendem Hochzeitsweiß glänzte, war wohl der beliebteste Ort zum Heiraten in Hamburg. Im Zwanzig-Minuten-Takt wurden Termine vergeben, und entsprechend stapelten sich die Brautpaare mit ihren Hochzeitsgesellschaften vor und in dem Gebäude. Ich scannte die Bräute: Die meisten Kleider waren Standard, eine jedoch trug etwas Schlauchartiges und Schulterfreies von Valentino, für das sie einige Wochen lang streng Diät gehalten hatte. Das posaunte sie jedenfalls lautstark in die Menge, während sie die Glückwünsche entgegennahm. Und ich muss sagen, wenn ich mir die anderen Bräute so ansah, dann hatten Fina und ich mit dem Designerminikleid wirklich eine ausgezeichnete Wahl getroffen.
    Ich hatte meine neuen Schuhe auf Hochglanz poliert, trug meinen neuen Anzug mit angemessenem Stolz und vertraute das rosarote, mit Herzchen versehene Brautkleidinspirationsbuch Tim an, der es mit spitzen Fingern von sich weghielt.

    Es waren fast dreißig Leute da. Unsere komplette Verwandtschaft natürlich, und dann noch Leute, die irgendwie mit Marc zu tun hatten. Sie wurden mir vorgestellt, aber ich konnte mir auf die Schnelle keinen einzigen Namen merken. Marcs Eltern lebten nicht mehr, aber er hatte zwei Schwestern und eine recht unübersichtliche Anzahl an Tanten, sowohl väterlicherseits als auch aus der Linie seiner Mutter. Marcs Trauzeuge war ein Cousin aus Hannover, der aussah, als wäre er schon zu Schulzeiten der Klassenstreber gewesen, mit dem keiner spielen wollte. Er beäugte mich zunächst etwas misstrauisch, taute dann aber recht schnell auf und klebte schließlich an mir wie eine Fliege am Honigstreifen. Offenbar wollte auch heute noch keiner mit ihm spielen.
    Die standesamtliche Trauung selbst war acht Minuten kurz, aber durchaus ergreifend. Meine Mutter heulte als Erste laut los, noch bevor der Standesbeamte mit seiner Begrüßung fertig war. Dann heulten Marcs Schwestern, seine Tanten stimmten ein, und Finas Jawort drohte im allgemeinen Geraschel auf der Suche nach Taschentüchern unterzugehen.
    Als wir uns nach draußen drängten, beugte sich Tim über meine Schulter und flüsterte: »Du hast mich angelogen.«
    »Wieso?«, zischte ich.
    »Du bist gar kein Heiratstyp.«
    »Klar bin ich!«
    Er schüttelte den Kopf und beugte sich noch näher
an mein Ohr. »Du bist die einzige Frau, die nicht weint.«
    Ich sah mich um.
    Wie immer hatte Tim Recht.
     
    Ich wollte Fina mein Brautkleidinspirationsbuch auf der Feier im »Seven Seas« überreichen. Das Restaurant gehörte zu einem edlen und teuren Hotel auf dem Süllberg, dem wohl bekanntesten »Berg« in Blankenese. Unsere neue Großfamilie stürzte sich auf das Buffet, und ich achtete sehr genau darauf, einen riesigen Bogen um meine Eltern zu machen.
    Nachdem mir Rietmann erzählt hatte, wie sie auf meinem Abschlusskonzert von Fina geschwärmt und kein einziges Wort über mich verloren hatten, war ich zu dem Entschluss gelangt, es mit ihnen aufzugeben. Sie verstanden mich nicht. Sie hatten nie auch nur den Versuch gemacht, mich zu verstehen. Sie würden es auch nie tun. Ich hatte mein Leben lang auf ein Wunder gewartet, und damit war jetzt Schluss. Ab sofort würde ich mich bestenfalls mit ihnen über das Wetter unterhalten, ich würde sie zu ihren Geburtstagen und zu Weihnachten anrufen, vielleicht auch mal auf ein Stündchen besuchen, mehr aber auch nicht. Fina war die erste Geige, schon immer gewesen, und ich hatte in ihrem Leben bestenfalls den

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