Für immer untot
schließlich aus mir heraus. »Wir alle müssen daran teilnehmen.« Es klang entsetzlich unanständig, und einige Sekunden lang hingen die grässlichen Worte zwischen uns im Raum. Dann lächelte Mircea.
»Weißt du, Dulceafä, als ich dir sagte, dass ich ein breites Spektrum an Erfahrungen genieße, habe ich nicht gedacht, dass du mich so wörtlich nehmen würdest.« Er begann damit, sein Hemd zuzuknöpfen. Da er sich nicht auszog, ging ich davon aus, dass ich mich nicht klar genug ausgedrückt hatte.
»Was machst du da?«, fragte ich. »Ich habe dir doch gesagt, dass wir jetzt Sex haben müssen!«
»Nein, ich glaube, du hast von dem ›Sex-Ding‹; gesprochen.« Mircea streifte die Jacke über. »Ich gebe zu, dass ich in Hinsicht auf persönliche Beziehungen kaum Bedenken kenne, aber es gibt eine Regel, die ich immer zu beachten versuche.« Er beugte sich vor und gab mir einen Kuss auf die Wange. »Wenn die Dame es nicht aussprechen kann, tun wir es nicht.«
Ich stieß ihn zurück, stützte die Hände an die Hüften und warf ihm einen bösen Blick zu. »Niemand hat dich gezwungen, den Geis auf mich zu legen«, sagte ich und stieß den Zeigefinger auf die vollkommen bedeckte Brust. Er berührte teure chinesische Seide, was meine Stimmung nicht verbesserte. »Niemand hat dich gezwungen, Sex als Sicherung einzubauen! Ich habe Höllenqualen ausgestanden bei dem Versuch, einen Ausweg zu finden, und jetzt, da ich einen gefunden habe, schaltest du auf stur?«
Mircea lächelte amüsiert. Ich schätze, Sal hatte recht. Als taffe Lady gab ich ebenfalls nicht viel her. »Du musst zugeben, Dulceafä, dass deine Geschichte ein bisschen seltsam klingt…«
»Zieh dich aus!«, befahl ich.
Mircea stand dort am Bettpfosten, die Augenbrauen ungläubig hochgezogen und mit einem Blick, der ganz klar sagte: Du hast mir doch nicht gerade befohlen, die Kleidung abzulegen, oder? Aber genau das hatte ich gesagt, und ich antwortete, indem ich trotzig das Kinn hob. Ganz langsam nahm er die Jacke ab und ließ sie aufs Bett sinken. Seine Augen forderten mich auf, ebenfalls ein Kleidungsstück zu entfernen.
Kein Problem. Nach der vergangenen Woche schien mir das kaum eine richtige Herausforderung zu sein. Ich langte nach hinten und löste den oberen Verschluss des Kleids. Ich hatte es von Sal bekommen, die der Meinung gewesen war, dass ich meinen »Herrn« nicht in den alten Klamotten besuchen durfte. Ich zog den Reißverschluss herunter, und der Satin rutschte über meine Kurven, bis er eine eisblaue Lache zu meinen Füßen bildete. Ich trug noch einen trägerlosen BH und einen Slip, passend zum Kleid, und ein weißes Korsett.
Das Korsett war ein kleiner Missklang, aber ich hatte keine Wahl gehabt. Von wem auch immer ich zusammengeflickt worden war, er hatte gute Arbeit geleistet und die vielen blauen Flecken, Abschürfungen und Klauenkratzer unter einem Tarnzauber versteckt. Doch das ändert nichts an der Tatsache, dass ich nicht wie ein Vampir heilte. Unter der weißen Spitze und den Bändern befand sich eine hässliche, fünf Zentimeter lange Narbe, von der wir befürchtet hatten, dass sie vielleicht durch mein neues Kleid blutete.
»Du meinst es wirklich ernst.« Mircea runzelte die Stirn. Ich breitete die Arme aus. »Ja! Ja, ich meine es ernst! Wo liegt das Problem?«
Er wirkte hin und her gerissen zwischen Ärger und Fassungslosigkeit. »Du kennst das Problem! Du hast es mir selbst erklärt. Und ich habe nicht vor, den Rest meines Lebens gebunden zu sein an die Wünsche eines… « Er unterbrach sich abrupt.
»Eines was?«, fragte ich und spürte, wie es in mir zu brodeln begann.
Mircea fasste sich schnell. »Einer jungen Dame, die zwar sehr reizend ist, aber nur wenig von unserer Welt weiß.«
»Ich lerne schnell«, sagte ich. »Und komm mir nicht auf die herablassende Tour.« Ich war ziemlich sicher, dass er »eines Kinds« hatte sagen wollen. Man konnte viel von mir behaupten, aber das nicht. Das Kind in mir hatte ich zurückgelassen, als ich mit vierzehn weggelaufen war und gelernt hatte, in welcher Art von Welt ich lebte.
»Das käme mir nie in den Sinn«, erwiderte Mircea gelassen. »Genauso wenig wie die Vervollständigung eines so gefährlichen Zaubers.«
»Wir vervollständigen ihn nicht! Zwei von uns hätten das getan. Die Notbremse wäre wirkungslos geblieben, wenn wir in London Sex gehabt hätten, denn dort waren wir nicht zu dritt. Aber hier und heute sind wir imstande, uns von den Fesseln des Geis zu
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