Für immer zwischen Schatten und Licht ("Schatten und Licht"-Saga 2) (German Edition)
hätten es die Richter niemals erfahren, wenn Rasmus es ihnen nicht vor lauter Schuldgefühl gestanden hätte! Sicher hofft Serafina nun ebenfalls, dass sie ungeschoren davonkommt.“
Jinxy schwieg, während sie ihre Unterlippe mit den Schneidezähnen bearbeitete. Ich befürchtete schon, dass sie mir gar nicht antworten würde, doch dann sagte sie endlich: „Also, der Dämon, der hier eingedrungen ist …“
„… war sicher nur ein Mensch, den Serafina für ihre Zwecke manipuliert hat“, ergänzte ich schnell. „Wie sollte sie denn an einen echten Dämon geraten? Aber mithilfe dieser einfachen Lüge konnte sie Sam so viel Angst einjagen, dass er sich zu allem überreden ließ.“
Die nächste Gesprächspause dauerte sogar noch länger. Am liebsten hätte ich meine Freundin an den Schultern gepackt, sie geschüttelt, irgendetwas, um ihre Abwehr zu durchbrechen. Als ich sie genauer anschaute, erkannte ich allerdings, dass das gar nicht mehr notwendig war: Ihr Widerstand hatte sich schon fast vollständig in Sorge und Entsetzen verwandelt. „Wenn das stimmt, was du vermutest … was, glaubst du, hat sie jetzt mit Rasmus vor?“
„Das weiß ich nicht genau. Wahrscheinlich hat es ihr nicht ausgereicht, ihn mit Worten zu überzeugen, und sie hat ihn entführen lassen, um zu härteren Druckmitteln zu greifen.“ Ich musste schlucken und schickte dann hinterher: „Glaub mir, diese Lichtwesen verstehen etwas davon, anderen Schmerzen zuzufügen. Das habe ich bereits selbst miterleben dürfen.“
Jinxy ging hinüber zum Sofa und ließ sich darauf sinken. Sie sah so klein und hilflos aus, dass ich trotz meiner Aufregung Mitleid für sie empfand. „Das darf nicht wahr sein“, sagte sie leise.
„Genauso wenig, wie dass ein Dämon bei mir zu Hause eindringt und mich beinahe tötet. Oder dass mein Freund von übernatürlichen, fanatischen Herrschern langsam zugrunde gerichtet wird. Das alles dürfte gar nicht passieren, aber das ändert nichts daran.“
„Und was sollen wir jetzt tun? Die Polizei alarmieren?“ Zaghaft tastete sie nach ihrem Handy, aber ich hielt sie zurück.
„Um ihnen unsere Geschichte über Himmel und Hölle aufzutischen? Nein, diese Sache werde ich selbst in die Hand nehmen.“ Ich ließ es viel siegessicherer klingen, als mir zumute war. Meine Furcht hatte sich in meinem Bauch zu einem kalten Klumpen zusammengeballt, den ich ständig spürte.
„Du weißt doch überhaupt nicht, wo Serafina ihn hingebracht hat!“, entgegnete Jinxy. „Sie wird ihn wohl kaum in ihrem Apartment eingesperrt haben, wo wir jederzeit wieder hereinplatzen könnten!“
„Stimmt, und sonst kennt sie wahrscheinlich noch nicht viel, was als sicheres Versteck taugen würde. Aber … sie hat ein ganzes leerstehendes Bürogebäude zur Verfügung. Ich wette, dass ich Rasmus dort finden werde.“ Noch während ich sprach, ging ich zur Kommode neben dem Bett und öffnete sie. Ich wusste, dass Rasmus darin eine Taschenlampe aufbewahrte, die noch aus seiner Zeit im Aussichtsturm stammte. Schnell überprüfte ich, ob die Batterien noch funktionierten, und schob die Lampe dann in meine Jackentasche. Ein Klappmesser, das ich ebenfalls in der Kommode gefunden hatte, steckte ich dazu.
Jinxy war inzwischen vom Sofa aufgestanden; plötzlich drückte ihr Gesicht grimmige Entschlossenheit aus. „Du glaubst doch wohl nicht, dass ich dich alleine in das Haus von Killerbarbie gehen lasse? Wenn du schon die Heldin spielen musst, dann will ich wenigstens dabei sein.“ Sie baute sich in ihrer ganzen 155-Zentimeter-Größe vor der Tür auf, um mir den Weg zu versperren.
„Das kann ich nicht von dir verlangen“, sagte ich ungeduldig. In meinen Beinen kribbelte es von dem Drang loszulaufen, und meine Nerven waren zum Zerreißen gespannt. „Schlimm genug, dass ich dich überhaupt in diesen ganzen paranormalen Schlamassel mit reingezogen habe! Außerdem brauche ich deine Hilfe gar nicht – Serafina wird nicht mehr dort sein, weil sie uns doch versprochen hat, gleich nach ihrem angeblichen Job hier vorbeizukommen. Das muss sie auch einhalten, wenn sie sich nicht verdächtig machen will!“ Ich trat noch einen Schritt auf die Tür zu, aber Jinxy rührte sich nicht einen Millimeter vom Fleck.
„Was jetzt, ist es zu gefährlich oder nicht gefährlich genug, um mich mitzunehmen?“, fragte sie. „Komm schon, überspringen wir das einfach. Du würdest mich das an meiner Stelle niemals ohne Hilfe machen lassen, und das weißt du
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