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Für immer zwischen Schatten und Licht ("Schatten und Licht"-Saga 2) (German Edition)

Für immer zwischen Schatten und Licht ("Schatten und Licht"-Saga 2) (German Edition)

Titel: Für immer zwischen Schatten und Licht ("Schatten und Licht"-Saga 2) (German Edition)
Autoren: Kira Gembri
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hier war nicht real, konnte mir nicht wirklich passieren, ich musste das Bewusstsein verloren haben und würde gleich aus diesem Alptraum aufwachen. Mit jeder Sekunde wurde das Sirenengeheul in meinen Ohren lauter, und endlich trübte sich auch meine Sicht: Lichtblitze zerschossen mir das Blickfeld, bis nur noch durcheinander gewürfelte Mosaiksteine übrigblieben. Da schaffte ich es, mich von dem Bild loszureißen. Ich merkte nicht, wie ich auf die Beine kam und den Raum verließ – als Nächstes rannte ich den dunklen Flur hinunter, schlitterte über den glatten Fußboden, bis ich gegen ein Hindernis prallte. Zwei Arme umschlangen mich und drückten zu, aber das konnte mein heftiges Zittern nicht eindämmen. Mein ganzer Körper bebte, und ohne Rasmus‘ festen Griff hätte ich mich kaum länger auf den Beinen halten können.
    „Schon gut“, murmelte er in mein Haar. „Alles ist gut, Lily.“
    Es spielte keine Rolle, dass seine Worte bedeutungslos waren. Irgendwie fanden sie einen Weg durch meinen Schock und woben einen Schutzpanzer um mich herum. Ich machte einen schleifenden Atemzug. „In dem Raum hinter der ersten T-Tür …“
    „Schau mich an.“ Rasmus legte eine Hand unter mein Kinn und brachte mich dazu, den Kopf zu heben. „Was hast du dort gesehen?“
    „Eine L… einen Toten“, brachte ich hervor.
    Jetzt griff meine Angst auf Rasmus über, das konnte ich an seinem Gesicht erkennen. „Wer ist es? Doch nicht etwa …“ Er stockte, und ich wusste nicht, was er hatte sagen wollen, aber die Worte strömten nun einfach so aus mir heraus:
    „Ich habe keine Ahnung, wer das ist, aber er ist jung und – jemand muss ihm die Brust aufgeschlitzt haben, da ist eine riesige Wunde, und sein Hemd ist ganz schwarz vor lauter Blut!“
    Beinahe wäre ich gestolpert, als Rasmus mich losließ. Er bückte sich nach der Taschenlampe, die immer noch auf dem Boden stand, und wandte sich dann wieder zu mir. „Du musst hier warten, verstehst du mich? Rühr dich nicht von der Stelle, ich bin gleich wieder da.“
    „Aber wo willst du denn hin?“, fragte ich entsetzt.
    „In den Raum hinter der ersten Tür. Ich muss mir das selbst ansehen, du weißt ja nicht genau, ob er wirklich tot ist. Möglicherweise kann ich etwas tun, damit er durchhält. So lange, bis wir Serafina entwischt sind und Hilfe holen können.“
    „Nein!“ Meine Stimme überschlug sich, während ich die Hände nach Rasmus ausstreckte. „Du kannst jetzt nicht weggehen, bitte, bitte lass mich hier nicht alleine!“
    „Dann komm mit“, antwortete Rasmus und musterte mich eindringlich. „Schaffst du das?“
    Zuerst wollte ich ihm sagen, dass ich niemals wieder diesen Flur entlanggehen würde. Gleich darauf wurde mir jedoch klar, dass ich unmöglich auf Rasmus warten konnte. Eher ließ ich mich von ihm in diesen Alptraum zurückführen, bevor ich in der Dunkelheit alleine blieb.
    Ich legte meine Arme um seine Taille und klammerte mich an ihn, als er sich in Bewegung setzte. Mit winzigen Schritten tappte ich hinterher, meine Stirn gegen seinen Rücken gepresst. Ich fühlte die hervorstehende Wirbelsäule und das Spiel seiner Muskeln an meinem Gesicht. Wenn ich mich nur auf seine Wärme und seinen Geruch konzentrierte, würde ich das hier vielleicht durchstehen.
    Obwohl ich kein einziges Mal nach vorne sah, konnte ich die Entfernung doch gut genug abschätzen, um zu ahnen, wann wir das Zimmer erreicht hatten. Rasmus drehte sich behutsam zur Seite und zog mich dann durch die Tür. Bei der Erkenntnis, nur noch wenige Schritte von dem Toten entfernt zu sein, ballte sich mein Magen zu einer harten Kugel zusammen. Auch Rasmus‘ Rücken straffte sich spürbar, er verlangsamte sein Tempo immer mehr und blieb schließlich stehen. Ich betete, dass er mir nicht sagen würde, ich solle ihn loslassen, weil er den Verletzten untersuchen wollte – oder noch schlimmer, dass es ganz offensichtlich keine Rettung mehr für den jungen Mann gab.
    Nur wenige Sekunden später brach Rasmus das Schweigen, und seine Stimme vibrierte an meiner Wange, als er sagte: „Bist du sicher, dass es hier war?“
    Verwirrt löste ich meine Umklammerung. Nach einem letzten furchtsamen Zögern trat ich einen Schritt zur Seite und öffnete die Augen. Mein Blick heftete sich an den Strahl der Taschenlampe, den Rasmus durch den Raum dirigierte; über die Reihe der Schreibtische hinweg bis zu der Stelle, an der ich gestürzt war. Er konnte nicht wissen, welchen Winkel des Zimmers ich
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