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Für immer zwischen Schatten und Licht ("Schatten und Licht"-Saga 2) (German Edition)

Für immer zwischen Schatten und Licht ("Schatten und Licht"-Saga 2) (German Edition)

Titel: Für immer zwischen Schatten und Licht ("Schatten und Licht"-Saga 2) (German Edition)
Autoren: Kira Gembri
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willen!“
    Ich gehorchte ihm, ohne darüber nachzudenken. Beim Aufprall spürte ich einen kurzen Schmerz in meinem Knöchel, doch das Schlimmste wurde von Rasmus‘ Armen abgefangen. Sofort gab er mich wieder frei und versetzte mir einen Stoß, damit ich auf die Knie fiel. Das alles dauerte nur wenige Herzschläge, dann war Rasmus die eisernen Trittstufen zur Schachttür hinaufgeklettert. Auf der höchsten Sprosse balancierend, tastete er den oberen Rand der Tür ab. Unterdessen war die Fahrkabine so weit abgesunken, dass ich sie im Licht der Taschenlampe bereits erkennen konnte. In ein paar Sekunden würde sie mich in dem winzigen Hohlraum über dem Schachtboden einschließen und Rasmus zermalmen wie ein Insekt. Ich versuchte, ihn an meine Seite zu ziehen, aber er trat meine Hand weg.
    „Runter!“, kommandierte er scharf. Jetzt war der Fahrstuhl nur noch zwei Meter von seinem Kopf entfernt – er taumelte, verlor auf der Stufe fast das Gleichgewicht – und dann hatte er den Riegel gefunden. Mit einer fließenden Bewegung schob er ihn zur Seite, riss die Tür auf und schleuderte mich am Arm durch die stetig schmaler werdende Öffnung. Sekundenbruchteile, bevor die Kabine ihr Ziel erreicht hatte, stürzten wir gemeinsam ins Freie.
    Ich verharrte in zusammengekauerter Haltung, die Augen fest geschlossen, und lauschte auf Rasmus‘ heiseres Keuchen. Nachdem sich die Anspannung gelöst hatte, schien alle Kraft aus meinen Gliedern gewichen zu sein. Am liebsten wäre ich ewig auf dem Fußboden liegen geblieben, der sich so tröstlich fest anfühlte. Erst als ich direkt neben mir eine schnelle Bewegung wahrnahm, schaffte ich es, meine Lider zu heben. Mein Blick kroch über die gesprenkelten Bodenplatten, geblendet von der ungewohnten Helligkeit … und wurde von einem Paar schwarzer Stiefel gestoppt. Jäh riss es mich auf die Füße, als wäre mein Körper an Schnüren befestigt. Ich stolperte rückwärts gegen Rasmus, der bereits stand. Seine Augen waren starr nach vorne gerichtet, mitten auf Serafinas lächelndes Gesicht.
    „Ach, was für eine Überraschung“, sagte sie, ihre Stimme hoch wie die eines erstaunten Kindes. „Wer kommt mir denn da entgegengepurzelt? Ihr beide erspart mir doch glatt einen Weg!“
    Sie streckte die Hände aus und kam noch einen Schritt auf uns zu, fast als wollte sie uns umarmen. In diesem Moment empfand ich überhaupt nichts – nach allem, was ich in den vergangenen Stunden erlebt hatte, war es einfach zu viel, und meine Gefühle machten nicht mehr mit. Ich schaute Serafina nur an: Sie trug wieder das lockere Hemd und die schwarze Hose, die sie aus ihrer Heimat mitgebracht hatte, doch trotzdem wirkte sie verändert. Ihre Haare, die sonst immer seidenglatt oder straff zusammengebunden waren, hingen nun wirr um ihre Schultern, der Mund war dunkelrot gefärbt und leuchtete in ihrem Gesicht wie eine Wunde.
    „Als ich Rasmus‘ Apartment leer vorfand, war mir klar, dass ihr Verdacht geschöpft hattet“, erzählte sie in einem freundlichen Plauderton. „Ich dachte, es wäre eine gute Idee, den Strom abzustellen, damit niemand in die oberen Stockwerke gelangen kann. Aber dann wollte ich doch selbst nach dem Rechten sehen, nachdem ich dieses Vögelchen erwischt hatte.“ Sie trat ein Stück zur Seite, um den Blick auf die Eingangstür freizugeben – und dort, winzig klein in ihrem viel zu weiten Eulenpullover, stand Jinxy.
    Die Angst, die zuvor in meinem Inneren gefehlt hatte, schlug nun wie eine Flutwelle über mir zusammen. Jinxys Gesicht war leichenblass, und in ihren Augen lag ein Ausdruck, der mir bei ihr schrecklich fremd vorkam. Ich spürte einen Stromschlag durch meinen Körper zucken und rannte los. Serafina machte keinerlei Anstalten, mich aufzuhalten; vielleicht hatte ich es tatsächlich geschafft, sie mit meiner Reaktion zu überraschen. Ich dachte nicht weiter darüber nach, dachte an überhaupt nichts anderes als an meine quirlige Freundin, die jetzt wie versteinert aussah. Gerade hatte ich sie erreicht, da schnellte etwas Silbriges auf mich zu und biss in meine Kehle.
    Rasmus‘ entsetzten Ausruf hörte ich kaum. Meine Welt schien sich zusammenzuziehen, bis auf den Punkt, an dem das Messer in meine Haut drückte. Ich senkte den Kopf und sah Blutstropfen über meine Brust perlen. Dann schaute ich nach oben in Jinxys hellgrüne Augen.

15. Kapitel
     
    Es war merkwürdig, dass ich in diesem Moment an einen Tag in meiner Kindheit zurückdenken musste. Jinxy und ich hatten
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