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Für immer zwischen Schatten und Licht ("Schatten und Licht"-Saga 2) (German Edition)

Für immer zwischen Schatten und Licht ("Schatten und Licht"-Saga 2) (German Edition)

Titel: Für immer zwischen Schatten und Licht ("Schatten und Licht"-Saga 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Gembri
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organisieren, hätte ich …“
    „Du hättest dich genauso gut wie Daisy aus Der Große Gatsby kleiden können, und niemanden hätte es gejuckt“, bestätigte Sam heiter. „Aber es wäre doch jammerschade gewesen, diesen Auftritt zu verpassen!“
    Das Blut schoss mir in den Kopf und kribbelte in meinen Wangen, allerdings weniger aus Verlegenheit als vor Wut. „Du …“, quetschte ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, doch diesmal ließ mich mein nicht gerade kleiner Wortschatz im Stich.
    Sam, der geduldig auf das Ende meines Satzes gewartet hatte, lächelte milde. „Dann kann es ja jetzt losgehen, Pamela“, meinte er.
    Meine Augen verengten sich. „Was hast du gerade gesagt?“
    „Dann kann es ja jetzt losgehen, Lily“, antwortete er und klimperte unschuldig mit den Wimpern. Ich erwog, ihm mit einem meiner High-Heels einen gezielten Tritt zu verpassen, ehe ich mir ins Gedächtnis rief, dass dieser Kerl mir vor drei Tagen sozusagen das Leben gerettet hatte. Wenn ich nicht wollte, dass sich eine solche Situation wiederholte – und mir erneut ein Dämon einen Besuch abstattete –, musste ich diese Sache jetzt durchziehen. Kurzentschlossen stöckelte ich auf den kleinen Pfad zu, der sich neben der steilen Felswand den Hang hinaufschlängelte. Dabei fiel mir auf, dass es etwas ganz anderes war, über Geröll zu marschieren als über den Fußboden zu Hause. Als mein bleistiftdünner Absatz auf einen wackligen Stein traf, knickte ich mit einem Bein um, geriet ins Schlingern und konnte nur durch rudernde Armbewegungen die Balance halten.
    „Schön vorsichtig, Bambi auf dem Eis“, sagte Sam trocken. „In diesen Tretern kommst du da niemals hoch. Ich muss dich wohl oder übel tragen. – Jetzt guck nicht so verstört, bei unserem geplanten Sprung aus dem Fenster hättest du auch nichts dagegen gehabt!“
    „Aber da ging es doch um Leben und Tod, und … außerdem bin ich sicher viel zu schwer für dich“, protestierte ich lahm, aber das hätte ich mal lieber bleiben gelassen. Mit einem Satz war Sam bei mir, packte mich um die Mitte und warf mich über seine breite Schulter.
    „Mach dich nicht lächerlich“, sagte er, und ich konnte das arrogante Grinsen in seiner Stimme hören. Nur zu gern hätte ich etwas erwidert, aber es ist gar nicht so einfach, eloquent zu sein, wenn man an jemandem hängt wie ein Kartoffelsack. Mein kurzes Strampeln blieb ebenfalls erfolglos, einmal davon abgesehen, dass sich der Saum meines Kleides beharrlich nach oben arbeitete. Ich fügte mich also in mein Schicksal, während mich Sam im Knecht-Ruprecht-Stil bergan schleppte. Dabei versuchte ich mir vorzustellen, dass Rasmus an seiner Stelle war – dann hätte die Situation vielleicht sogar etwas Romantisches an sich gehabt. Allerdings war Rasmus dazu gar nicht mehr in der Lage, fiel mir gleich darauf ein, und der Kloß in meiner Kehle schwoll wieder an. Stumm klammerte ich mich an Sams Rücken, bis er mich zu Boden plumpsen ließ. Direkt neben mir sah ich die gezackte Felskante, die wie das Gebiss eines Ungeheuers in die Finsternis ragte. Instinktiv trat ich einen Schritt zurück, aber Sam stellte sich mir in den Weg.
    „Los, bringen wir’s hinter uns“, sagte er. Unsanft drehte er mich so, dass meine rechte Hand beinahe über dem Abgrund baumelte, und gab mir einen kleinen Schubs. Wie eine Aufziehfigur setzte ich mich in Bewegung und trippelte mit angehaltenem Atem an der Felskante entlang. Ab und zu lösten sich Steinchen unter meinen Sohlen, rollten mit einem Klackern zur Seite und fielen in die Tiefe. Mein Magen verkrampfte sich bei dem Gedanken, dass ich jeden Augenblick ihr Schicksal teilen könnte. Ich musste mich regelrecht zwingen, trotz meiner Angst möglichst große und unvorsichtige Schritte zu machen. Nach einer gefühlten Ewigkeit blieb ich stehen und drehte mich um.
    Ohne es ganz realisiert zu haben, war ich mehr als fünf Meter weit am Rand des Abgrunds entlangbalanciert und nicht ein einziges Mal gestolpert. Eigentlich hätte ich erstaunt sein müssen, dass ich so etwas zu Wege brachte, aber ein kleiner Teil von mir hatte das bereits erwartet. Bei unserem ersten Date hatte mich Rasmus ja die Felswand hochgejagt, und obwohl ich mir normalerweise schon in der Sportstunde zumindest ein paar blaue Flecken holte, war mir auf dieser Kletterpartie rein gar nichts passiert. Manche Dinge ließen sich nun mal nicht berechnen.
    Ich schaute zu Sam, der mir mit einer Schrittlänge Abstand hinterhergekommen

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