Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Für immer zwischen Schatten und Licht ("Schatten und Licht"-Saga 2) (German Edition)

Für immer zwischen Schatten und Licht ("Schatten und Licht"-Saga 2) (German Edition)

Titel: Für immer zwischen Schatten und Licht ("Schatten und Licht"-Saga 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Gembri
Vom Netzwerk:
war, und hob entschuldigend die Arme. „Kann ich uns das nicht erleichtern und ganz einfach so tun, als wollte ich springen?“
    „Das hatten wir doch schon“, erwiderte er gereizt. „Ich weiß nicht hundertprozentig genau, wie diese Lebensrettungsprüfung von den Richtern gehandhabt wird, aber ich will lieber auf Nummer sicher gehen. Wenn hinter dem Ganzen eine klare Absicht steckt, kriegen sie es vielleicht raus, und wir haben unsere Chance verspielt.“
    „Na schön.“ Seufzend setzte ich mich wieder in Bewegung und stöckelte denselben Weg zurück. Um der Sache mehr Pepp zu verleihen, probierte ich sogar einen leichten Hüftschwung, aber das hatte auch nicht den gewünschten Effekt. Vor meinem geistigen Auge sah ich einen Jurytisch und ein langhaariges Supermodel, das mich missbilligend begutachtete: Tut mir leid, Lily, ich habe heute leider keine Eintrittskarte in den Himmel für dich.
    „Das ist so was von albern“, nörgelte ich vor mich hin und versuchte nun einen Walk à la Charlie Chaplin. „Bestimmt sind wir morgen früh noch hier. Das hat Pech nun mal so an sich – man kann es nicht nach Belieben steuern.“
    „Quatsch nicht, geh!“
    Theatralisch warf ich die Hände in die Luft und dazu auch noch einen Fuß. „Oooh, das ist ja soo gefährlich“, höhnte ich und wedelte mit allen zehn Fingern, während ich mit der Schuhspitze über dem Abgrund Kreise beschrieb. „Uuuh, ich fa-haaalle … “
    Ich fiel tatsächlich. Das spöttische Grinsen im Gesicht festgefroren, kippte ich zur Seite, zuerst nur ein wenig, kaum spürbar, bis ich das Gleichgewicht verlor. Mit einem schabenden Geräusch schrammte mein rechter Fuß über den Stein, während der linke ins Nichts absackte. Ein letztes Bild konnte ich noch auffangen – Sam, der frustriert das Gesicht in den Händen vergraben hatte und sich nicht von der Stelle rührte –, ehe ich über die Felskante stürzte.
    Ich sah den Abgrund auf mich zurasen, spürte den Wind, der die Haare um meinen Kopf wirbelte, als ich mich im Fallen überschlug. Die vorbeiströmende Luft füllte meine Ohren mit einem Brausen und machte meinen Schrei unhörbar. Ich merkte gerade noch, wie sich zwei Arme und Beine fest um meinen Körper legten, dann griff die Tiefe mit schwarzen Fingern nach mir, und alles wurde finster.

6. Kapitel
     
    Einen Vorteil hat es, wenn man sich so fühlt, als wäre man von einem 14-Tonner überfahren worden: Man ist mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht tot.
    Ich hielt die Augen geschlossen, während ich vorsichtig ein Körperteil nach dem anderen bewegte, um herauszufinden, ob ich es überhaupt noch konnte. Dabei stellte ich fest, dass ich mir erstens nichts gebrochen hatte, und dass ich zweitens auf einem äußerst merkwürdigen, hügeligen Untergrund zu liegen gekommen war. Als dieser Untergrund ein langgezogenes Stöhnen von sich gab, riss ich die Lider hoch und richtete mich ein wenig auf. Ich fand mich Auge in Auge mit Sam, der seine Gliedmaßen wie einen schützenden Käfig um mich geschlungen hatte und gerade das Bewusstsein wiedererlangte. Es dauerte einen Moment, bis er sich gesammelt hatte, doch als er begriff, wen er da umklammert hielt, zuckte er auf uncharmante Weise von mir weg.
    „Runter da“, raunzte er, und ich brachte beinahe mein Kleid zum Platzen, so hastig leistete ich seinem Befehl Folge. Nachdem mein Erinnerungsvermögen zurückgekehrt war, kamen mir meine Schmerzen gar nicht mehr so schlimm vor … jedenfalls gemessen an dem, was mir hätte passieren können. Sam musste fast die gesamte Wucht des Aufpralls abbekommen haben, und obwohl mir klar war, dass ihm das nichts ausmachte, überlief mich ein Schauer. Wäre er ein normaler Mensch, wäre jetzt ein lilyförmiger Abdruck in seinem Brustkorb zu erkennen gewesen.
    Noch etwas benommen hob ich den Kopf. Ich rechnete fest damit, den Sternenhimmel zu sehen, doch stattdessen traf mein Blick auf ein Gewölbe, das etwa vier Meter hoch über mir aufragte. Zuerst kam es mir so vor, als befände ich mich mitten in einem Autobahntunnel, aber dann bemerkte ich die kunstvollen Ranken und Symbole an den steinernen Wänden. Diese Gravuren erinnerten so gar nicht an den Straßenverkehr – an überhaupt nichts Irdisches.
    Mein Herz schien in meiner Brust zu erstarren, um mir gleich darauf bis in die Kehle zu springen. „Das ist nicht wahr“, sagte ich tonlos, während ich die kalte Mauer an meiner Seite betastete, als könnte sie sich jederzeit verflüchtigen. „Es hat

Weitere Kostenlose Bücher