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Für immer zwischen Schatten und Licht ("Schatten und Licht"-Saga 2) (German Edition)

Für immer zwischen Schatten und Licht ("Schatten und Licht"-Saga 2) (German Edition)

Titel: Für immer zwischen Schatten und Licht ("Schatten und Licht"-Saga 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Gembri
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Nachdem ich die Tür verriegelt hatte, schlüpfte ich widerstrebend aus meinen eigenen Sachen. Dann schnallte ich mir den gigantischen BH um, der in Kombination mit meinem himmelblauen Höschen reichlich seltsam wirkte. Es war erstaunlich, wie dieses Ding etwas kaum Vorhandenes derart pushen konnte, dass es schon beinahe obszön aussah – eher ein Monster-Bra als ein Wonder-Bra.
    Anschließend zog ich das Kleid an, was mir gerade noch gelang, ohne dass ich Vaseline oder einen Schuhlöffel zu Hilfe nehmen musste. Mit hohen Materialkosten hatte der Designer nicht zu kämpfen gehabt, das stand jedenfalls fest.
    Zuletzt zwängte ich meine Füße in die Pumps und konnte augenblicklich nachempfinden, wie sich die kleine Meerjungfrau bei ihrem ersten Landgang gefühlt haben musste. Das einzig Gute an diesen Wahnsinnstretern war, dass sie wie festgeschweißt saßen, sodass ich – oh Wunder – tatsächlich damit laufen konnte. Ich klatschte mir noch Einiges von dem mitgebrachten Make-up ins Gesicht (zu diesem Outfit galt wohl die Devise Klotzen statt Kleckern ), danach atmete ich tief durch und verließ das Badezimmer. Sam stand mit dem Rücken zu mir, seine Augen auf die Uhr über dem Fernseher gerichtet. Erst als ich mich räusperte, drehte er sich um.
    „Mann, Lily, das wird aber auch …“, begann er, dann brach er ab und glotzte mich mauloffen an. Ich griff nach dem Saum meines Feuerwehrschlauchs und versuchte ihn ein wenig weiter Richtung Süden zu zerren, was leider überhaupt nicht gelang.
    „Holla, die Waldfee“, ließ sich Sam endlich vernehmen. „Hätte ja nie gedacht, dass unter diesen ewigen Omapullovern irgendwelche Formen versteckt sind!“
    Ich verzichtete darauf, ihm von dem Monster-Bra zu erzählen. Sam musste nun wirklich nicht alles wissen. Stattdessen marschierte ich mit hoch erhobenem Kopf zur Tür, und der Effekt wurde nur dadurch ein wenig geschmälert, dass ich beim Gehen schwankte wie ein Schilfrohr im Wind.
    Die Fahrt zum Steinbruch dauerte über eine halbe Stunde, aber mir kam sie trotzdem viel zu kurz vor. Je näher wir dem Stadtrand kamen, umso stärker ergriff die Aufregung von mir Besitz: Alles in mir sträubte sich dagegen, den Ort wieder zu betreten, an dem ich vor nicht einmal sechs Monaten beinahe mein Leben verloren hätte – oder Rasmus. Das Knirschen, mit dem die Autoreifen auf dem Schotter bremsten, ging mir durch Mark und Bein. Hilfesuchend schaute ich zu Sam, doch der kramte gerade im Handschuhfach und schenkte mir überhaupt keine Beachtung.
    Schließlich gab ich mir einen Ruck und öffnete die Tür. Als ich ins Freie kletterte und die bleichen, zerklüfteten Felswände vor mir aufragen sah, wurde das mulmige Gefühl in meinem Bauch so heftig, dass mir das Atmen schwerfiel. Im Licht des abnehmenden Mondes glaubte ich fast, die geisterhaften Schemen zweier Personen in Kapuzenpullovern zu erkennen – und Sam, der die beiden manipuliert hatte, mich zu quälen. Schon damals war mein Leben aus den Fugen geraten, aber was ich jetzt vorhatte, war kompletter Irrsinn. Es wurde höchste Zeit, die Notbremse zu ziehen, ehe ich die Kontrolle verlor.
    Ich drehte mich auf dem Absatz um und stieß dabei an „Gegenwarts-Sam“, der ebenfalls aus dem Auto gestiegen war und sein Flanellhemd abgelegt hatte. Darunter trug er ein enges weißes T-Shirt, das von einer riesigen Sonnenbrille und einer Baseballmütze begleitet wurde. Überrumpelt von diesem Anblick vergaß ich komplett, dass ich wieder in den Wagen hatte flüchten wollen.
    „Ich schätze die Sonnenstichgefahr um diese Uhrzeit eher gering ein“, meinte ich mit hochgezogenen Brauen.
    Seufzend schob Sam die Brille über den Schirm seiner Kappe und verdrehte die Augen. „Das dient bloß zur Tarnung.“
    „Und die Lichtwesen werden sich gar nicht darüber wundern, dass du so aussiehst wie Justin Bieber auf Anabolika?“
    „Die meisten von ihnen haben überhaupt keine Ahnung von Mode“, gab er zurück, nachdem er die Autotür zugeknallt hatte. „Selbst die Richter sind auf diesem Gebiet nicht gerade auf dem neuesten Stand – wie du ja weißt, statten sie der irdischen Welt nur etwa alle hundert Jahre einen Besuch ab, weil sie zu viel Angst davor haben, einem herumstreunenden Dämonenfürsten zu begegnen. Wenn ich mich nicht irre, waren sie das letzte Mal während der 20er-Jahre hier.“
    „Das heißt“, sagte ich langsam und fixierte ihn mit einem mörderischen Blick, „als du mir aufgetragen hast, ein Partyoutfit zu

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