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Für immer zwischen Schatten und Licht ("Schatten und Licht"-Saga 2) (German Edition)

Für immer zwischen Schatten und Licht ("Schatten und Licht"-Saga 2) (German Edition)

Titel: Für immer zwischen Schatten und Licht ("Schatten und Licht"-Saga 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Gembri
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heute nichts zu erledigen? Etwas stimmt hier nicht.“
    Unbehaglich hastete ich weiter neben ihm her und vermied es von nun an, irgendwo anders hinzuschauen als auf den Boden direkt vor meinen Füßen. Schließlich schwenkten wir in einen Flur ein, der vom Atrium abzweigte. Den Lichtwesen schien es nun doch zu auffällig zu sein, uns auch hierher zu begleiten: Als wir ein zweites Mal um die Ecke bogen, waren wir ihr neugieriges Starren los. Sam atmete hörbar auf. Er lockerte sogar den Schraubstockgriff um meine Schultern ein wenig, während er mich auf eine Tür mit weit geöffneten Doppelflügeln zuführte.
    Gleich nach dem Eintreten umfing mich der Geruch nach alten Buchseiten, Leder und Staub. Egal, wie fremdartig mir alles bisher vorgekommen war – dieses Duftgemisch weckte in mir sofort ein Gefühl von Vertrautheit. Auch hier war die Einrichtung komplett in Weiß gehalten, aber die Rücken unzähliger Bücher sorgten für eine Fülle an verschiedensten Farben. Bis zur Decke ragten schraubenförmige Regale empor, und natürlich waren keine Leitern zu sehen. Die hölzernen Türme standen einfach so kreuz und quer im Raum, wie die Baumriesen in einem Dschungel. Ein Urwald aus Büchern.
    Blieb nur zu hoffen, dass das Werk über den Abaddon weit unten einsortiert war, ansonsten sah es für Sam ohne seine Flügel schlecht aus. Ich wand mich aus seiner Umklammerung und huschte zum nächsten Regalturm hinüber, von dem ich zumindest die untersten zwei Bretter erreichen konnte. Gierig wie ein Kind im Süßwarenladen streckte ich die Hand aus, stoppte aber nur wenige Zentimeter von den Buchrücken entfernt.
    „Sind das … etwa alles Erstausgaben?“, fragte ich ehrfürchtig – zum ersten Mal hatte ich tatsächlich das Gefühl, im Himmel zu sein. Ich kratzte meinen Mut zusammen und war schon bereit, einen der Bände herauszuziehen, als mich Sam an der Taille packte. Unbeeindruckt von meinem Gezappel zerrte er mich um das Regal herum und drängte mich dahinter gegen die Wand. Noch ehe ich fragen konnte, was in ihn gefahren war, hörte ich Stimmen an der Eingangstür. Mindestens drei Engel hatten die Bibliothek betreten und schienen sich ausgerechnet in unsere Richtung zu bewegen.
    „Das ist nicht gut“, flüsterte Sam. „Ich kann unmöglich erklären, warum ich eine Irdische mit in die Bibliothek geschleppt habe.“ Düster starrte er auf mich herab, als erwartete er von mir einen Ausweg aus unserem Dilemma. Dann, ohne den Blick von mir zu wenden, streckte er einen Arm aus und tastete nach etwas an meiner Seite. Ein sachtes Klicken – und ich purzelte nach hinten. Was sich so angefühlt hatte wie eine Mauer, die unter meinem Gewicht zusammenbrach, war in Wirklichkeit eine Tür. In dem kleinen Raum dahinter befanden sich ebenfalls Regale, und ich konnte nur deshalb mein Gleichgewicht halten, weil ich rücklings gegen eines davon gestolpert war. Noch ehe ich so recht begriffen hatte, was hier vor sich ging, krachte es, und ich stand einsam im staubigen Halbdunkel.
    „Was soll denn das?“, japste ich fassungslos und hämmerte mit den Fäusten gegen die verschlossene Tür. „Lass mich gefälligst wieder raus!“
    „Erst, wenn ich das Buch habe“, erklang es gedämpft durch das Holz, das keinen Millimeter unter meinen Schlägen nachgab. „Lily, mit dir im Schlepptau schaffe ich es niemals unbemerkt zu den Archiven. Rühr dich nicht vom Fleck, bis ich wieder da bin. Wenn man dich hier herumstreunen sieht, sind wir beide erledigt, alles klar?“
    „Aber du kannst mich nicht einfach hier alleine lassen!“, jammerte ich. „Sam?“
    Konnte er offensichtlich doch: Als ich mein Ohr an die Tür legte, hörte ich statt einer Antwort nur sich rasch entfernende Schritte.
    Resigniert wandte ich mich um und nahm den kleinen Raum in Augenschein. Anstelle von Büchern waren die Regale hier mit Truhen, Pergamentrollen und anderem Gerümpel vollgestopft, das einen wenig verlockenden Eindruck auf mich machte. Na toll – ich hätte gerade in einer himmlischen Bibliothek wer weiß was für Buchschätze bewundern können (hatte Rasmus nicht erwähnt, dass es hier eine Erstausgabe von Pride and Prejudice gab?), aber stattdessen saß ich in einer Rumpelkammer fest. In einer Rumpelkammer ohne Rasmus, wohlgemerkt. So hatte das wirklich überhaupt keinen Reiz.
    Um mich ein wenig abzulenken, trat ich wieder näher an das Regal heran, gegen das ich vorhin gestoßen war. In einem Fach auf Augenhöhe stand ein Modell aus lackierten, auf

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