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Fuer immer zwischen Schatten und Licht

Fuer immer zwischen Schatten und Licht

Titel: Fuer immer zwischen Schatten und Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Gembri
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gemeint hatte, also hielt er nicht inne, aber ich hatte genug gesehen: Wo ich eben noch das Bein des Toten ertastet hatte, war nur leerer Fußboden.
    „Das … das weiß ich nicht genau“, stammelte ich. Mit einer steifen Bewegung griff ich nach der Taschenlampe, legte meine Finger über Rasmus‘ Hand und lenkte den Lichtkegel abermals um uns beide herum. „Vielleicht habe ich mich geirrt, die Büros sehen ja alle gleich aus …“ Und dann stoppte ich, weil einen Meter entfernt etwas aufblitzte. Rasmus machte sich von mir los, um das Ding zu holen. Fragend hielt er es mir auf der Handfläche hin, und mein Herz schien zu stolpern. Was mir da silbern entgegenleuchtete, war der Draht, den ich zuvor fallen gelassen hatte.
    Ich schüttelte den Kopf, immer wieder, als könnte ich mich dadurch gegen irgendetwas wehren. „Wie hat er es bloß geschafft, in dieser kurzen Zeit zu fliehen?“
    „Gar nicht.“ Rasmus schaute mich forschend an, auf der Suche nach etwas in meinem Gesicht. „Lily, es gibt keinen anderen Ausgang als die abgeschlossene Treppe und den Fahrstuhl. Niemand konnte hier raus.“
    Ich taumelte und musste mich an Rasmus‘ Hand festhalten. Der Draht bohrte sich in meine Haut. „Aber ich habe ihn gesehen. Ich habe ihn direkt vor mir gesehen, so klar und deutlich, dass ich ihn zeichnen könnte, das schwöre ich!“
    „Okay“, sagte Rasmus langsam. Er war noch bleicher als sonst, und seine Schultern wirkten verkrampft. „In den letzten Stunden hast du von Serafinas Verbrechen erfahren, du bist in ein Gebäude eingedrungen, um mich zu befreien, und nun sitzen wir hier ohne Strom fest. Niemand kann erwarten, dass du das alles einfach so erträgst. Aber es ist sehr wichtig, dass du dich beruhigst. Wir werden heil nach draußen kommen, das verspreche ich.“
    Er wollte mich in den Arm nehmen, aber ich zuckte von ihm weg. „Ich soll mir das nur eingebildet haben?“, flüsterte ich. „Du denkst, ich verliere den Verstand?“
    Wieder machte Rasmus Anstalten, mich zu umarmen, und diesmal ließ ich es zu. Ich nahm seine Berührung kaum wahr; mein ganzer Körper wurde nun von eisiger Kälte durchströmt.
    „Lily …“
    „Nein. Bring mich hier weg – bitte – ich muss sofort hier raus!“
    Rasmus schluckte jede weitere Beschwichtigung herunter. Ohne seine Umarmung zu lockern, führte er mich wieder auf den Gang und zum Fahrstuhl zurück. Meine Beine bewegten sich wie mechanisch, während ich mir bei jedem Schritt dasselbe vorsagte: Es war besser, mein Verstand hatte mir einen Streich gespielt, als wenn Serafina einen weiteren Mord begangen hätte. Ein Alptraum, mehr nicht. Ich würde das überstehen … und doch fühlte ich mich in diesem Moment schlimmer ausgeliefert als jemals zuvor. Um nicht vollends die Beherrschung zu verlieren, ließ ich mich nun ganz in meinen Schockzustand hineinfallen, dieses Vakuum in meinem Inneren, das alle Emotionen verschluckte. Teilnahmslos schaute ich zu, wie Rasmus den Draht zurechtbog und in das Loch neben der Fahrstuhltür einführte. Schon nach wenigen Sekunden begannen seine Finger zu beben, sodass er den Arm zurückziehen und ein paarmal die Faust ballen musste. Dabei vermied er es, mich anzublicken, was mir freie Sicht auf seinen Nacken gewährte. Das Blut aus seiner Kopfwunde hatte dort einen Streifen hinterlassen, der in der Dunkelheit fast schwarz wirkte. Trotz meiner Apathie fragte ich mich, wie viel Rasmus wohl noch schaffen würde. Bereits in seiner Wohnung hatte er einen völlig geschwächten Eindruck gemacht, und nun war er außerdem verletzt. Auf einmal begriff ich, dass der Abstieg durch den Fahrschacht nicht nur für mich einen fast unmöglichen Kraftakt bedeuten würde, sondern auch für Rasmus.
    Endlich war es ihm gelungen, die Tür zu entriegeln. Mit einem Ruck schob er sie auf und beugte sich vor, um in die schwarze Öffnung zu leuchten. Ich folgte seinem Blick, und meine Kehle schnürte sich zusammen. Obwohl ich immer noch alles um mich herum entrückt wahrnahm, löste der Tunnel ein schreckliches Gefühl von Beklemmung in mir aus. Die schwarzen Seile an der Wand des Schachts schienen bis ins Bodenlose zu führen, hinein in einen Schlund aus Metall und Beton.
    Rasmus griff in vorgetäuschter Entschlossenheit nach zwei Streifen seines zerschnittenen Sweaters und umwickelte damit rasch seine Hände. Dasselbe wiederholte er bei mir, und ich ließ es geschehen, ebenso steif und unbeteiligt wie eine Puppe.
    „Pass auf“, sagte er, nachdem er den

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