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Fuer immer zwischen Schatten und Licht

Fuer immer zwischen Schatten und Licht

Titel: Fuer immer zwischen Schatten und Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Gembri
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für solche Sachen.“
    Er begutachtete noch einmal das Loch neben der Fahrstuhltür, dann schaute er wieder zu mir und zog eine Augenbraue hoch. „Büroklammer …?“
    Trotz unserer verzweifelten Lage musste ich ein bisschen lächeln. „Wow, ich habe gerade ein echt heftiges Déjà-vu.“
    Rasmus grinste – ganz offensichtlich dachte er ebenfalls an den Moment in der Höhle, als er meine Handschellen geknackt hatte. „Ich wollte ja nichts sagen“, meinte er trocken. „Aber hey, im Vergleich zum Steinbruch ist es hier angenehm warm, das können wir glatt auf der Habenseite verbuchen!“
    „Was ich diesmal allerdings nicht habe, ist eine Büroklammer. Hilft dir das hier weiter?“ Ich holte das Klappmesser hervor und reichte es ihm.
    „Nicht dabei, die Schachttür zu öffnen, aber nützlich ist es schon. Hältst du die kurz?“ Ohne Erklärung drückte er mir die Taschenlampe in die Hand. Dann zog er seinen dicken Sweater aus, legte ihn auf den Boden und begann ihn mit dem Messer zu bearbeiten, um die Ärmel abzutrennen.
    Ich stand daneben und fühlte mich in etwa so hilfreich wie … nun ja, ich selbst neben Lara Croft. „Ähm, und was soll das jetzt werden?“
    „Die Seile im Schacht sind bestimmt ölverschmiert. Wenn wir unsere Hände mit irgendwas umwickeln, haben wir hoffentlich einen besseren Halt“, sagte Rasmus geistesabwesend, während er verbissen weiter an dem Pullover herumsäbelte. „Kannst du in den Büros nachschauen, ob du einen festen Draht findest?“
    „Klar.“ Ich gab mir große Mühe, ähnlich locker zu klingen wie er. Bevor ich ging, stellte ich die Taschenlampe aufrecht neben ihn auf den Fußboden – nun musste mein Handy als Lichtquelle herhalten. Regelmäßig drückte ich auf die Tasten, damit die Beleuchtung nicht erlosch und ich den Weg zur ersten Bürotür fand. Das Zimmer dahinter glich jenem, in dem Rasmus angebunden gewesen war, wie ein Ei dem anderen. Ich vermied es, zur Heizung hinzuleuchten, um nicht an den schrecklichen Anblick von vorhin erinnert zu werden. Vorsichtig schlängelte ich mich zwischen den Schreibtischen hindurch und öffnete die dazugehörenden Schubladen. Wie ich erwartet hatte, befanden sich hier und da noch Souvenirs der früheren Benutzer: abgebrochene Bleistifte, Gummiringe und eine kaputte Klammermaschine. Beim vierten Schreibtisch musste ich allerdings nicht einmal die Laden durchforsten – mitten auf der Tischplatte thronte ein Zettelhalter, der aus einem bemalten Keramikwürfel und einem senkrechten Draht samt Klemme bestand. Als ich daran zog, ließ sich der Sockel fast mühelos entfernen. Bingo!
    Aufgeregt schnappte ich mir den Draht und wirbelte herum, wobei sich mein Fuß an einem Tischbein verhakte. Jeder normale Mensch hätte vermutlich sein Gleichgewicht wieder gefunden, aber mich schmiss es prompt auf die Knie. Um meinen Sturz abzufangen, streckte ich beide Hände aus und verstreute meine Fracht in der Gegend. Mein Handy rutschte scheppernd davon und verbreitete noch eine Sekunde lang einen schwachen Lichtschimmer, bevor es um mich herum stockfinster wurde.
    Auf allen vieren krabbelte ich ein Stück voran und ließ meine Finger hektisch über den Boden gleiten. Zuerst spürte ich nur die Ritzen zwischen den Platten und jede Menge Staub, doch plötzlich traf meine rechte Hand auf etwas Weiches. Etwas, das in Stoff gehüllt war und unter meiner Berührung nachgab. Im nächsten Moment ertastete ich mit der Linken einen kompakten Gegenstand, den ich zum Glück als mein Handy erkannte. Ein leichter Druck, und das Display leuchtete wieder auf. Verwirrt schaute ich auf das Jeansblau unter meiner rechten Hand und begriff gar nichts, noch nicht, als wäre mein Verstand vorübergehend gelähmt. Als ich den Arm hob, huschte das Licht nach oben, über das Blau, dann Schwarz, und zuletzt über ein gräulich-fahles Weiß.
    Obwohl mein Mund weit geöffnet war, brachte ich keinen Ton über die Lippen. Der Schrei explodierte nur in meinem Kopf, erfüllte meine Ohren mit einem schrillen Heulen und machte mich taub, bis ich nichts anderes mehr wahrnahm als dieses leblose menschliche Gesicht.

14. Kapitel
     
    Auf Händen und Knien kroch ich rückwärts, ohne mich abwenden zu können. Als würde mein Blick daran festkleben, starrte und starrte ich immer weiter auf diesen regungslosen Körper, seine wachsbleiche Haut und das klaffende Loch mitten in seiner Brust. Der Mann sah trotz seiner erschlafften Gesichtszüge kaum älter aus als Rasmus. Nein. Das

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