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Fuer immer zwischen Schatten und Licht

Fuer immer zwischen Schatten und Licht

Titel: Fuer immer zwischen Schatten und Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Gembri
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Lagerfeuer sitzen, Marshmallows rösten, Wahrheit oder Pflicht spielen …“
    „Und die Mondfinsternis studieren, nicht zu vergessen“, warf ich ein, doch meine Freundin beachtete mich überhaupt nicht.
    „Jetzt sitzen wir hier fest, ganz ohne Fernseher oder Jungs“, jammerte sie weiter. „Aber warte nur, mir wird schon was einfallen. Wir machen uns sogar in diesem Zelt unseren Spaß, versprochen!“ Danach schwieg sie und schien darüber nachzudenken, worin genau dieser Spaß bestehen sollte. Als ich wenig später zu ihr hinübersah, um vorzuschlagen, dass wir einfach etwas lesen könnten, war sie tatsächlich eingeschlafen und nuschelte im Traum vor sich hin. „Oompa Loompa, doompadee-doo“, glaubte ich zu verstehen.
    Missmutig verschränkte ich die Arme im Nacken und lauschte auf das Kichern und die gedämpften Stimmen, die aus den umliegenden Zelten kamen. Unter den prasselnden Regentropfen wölbte sich die Dachplane noch mehr, bis sie beinahe meine Nasenspitze berührte. Außerdem musste irgendetwas in meinen Schlafsack geschlüpft sein, das mich jetzt an den Füßen kitzelte. In diesem Augenblick stellte ich fest, dass es wohl viele Menschen gab, die liebend gern in freier Natur nächtigten, dass ich aber ganz gewiss nicht dazugehörte. Es verbesserte meine Laune auch nicht wesentlich, als mir Jinxy im Schlaf eine Hand ins Gesicht klatschte.
    „Aufs Maul, Matrose“, murmelte sie äußerst passend, ehe sie selig weiterschnarchte. Es klang wie eine rostige Fahrradpumpe, und zu allem Überfluss wurde dieses Geräusch bald von einem nervigen Rascheln begleitet, dessen Ursache ich anfangs nicht feststellen konnte. Ich richtete mich halb auf, wobei mein Kopf sich in die hängende Plane bohrte – und gefror in dieser Position, als mir klarwurde, dass sich jemand von außen an unserem Zelt zu schaffen machte. Eine Sekunde lang dachte ich tatsächlich an Jinxys Bärentheorie, erst danach fiel mir ein, dass ich etwas ganz anderes zu befürchten hatte. Beklommen griff ich nach meinem Handy und ließ das Display aufleuchten, um die Uhrzeit abzulesen: Es war kurz vor neun, Sam musste jetzt auf dem Weg zum Netherworld sein. Ich unterdrückte meine Panik und zwang mich, ruhig zu fragen: „Wer ist da?“
    „Ich bin’s nur“, drang Rasmus‘ Stimme durch die Plane. „Euer Zelt sieht komisch aus.“
    „Das muss so sein“, wisperte ich und strich hastig meine zerrauften Haare glatt. „Was möchtest du denn?“
    „Dich entführen.“ Er ruckelte noch ein wenig am Reißverschluss, dann ließ sich die Klappe endlich öffnen. Unter der verirrten Spannleine funkelten mir Rasmus‘ Augen entgegen. „Es hat aufgehört zu regnen, und die Mondfinsternis hat schon begonnen. Bestimmt trommelt der Osorio gleich alle zusammen … aber ich wüsste einen Ort, von dem aus man viel bessere Sicht auf den Himmel hat als von hier. Kommst du mit? – Wenn wir erwischt werden, darfst du natürlich sagen, es wäre alles nur meine Schuld“, fügte er amüsiert hinzu, als er mein Zögern bemerkte.
    Ich schnitt ihm eine Grimasse und schälte mich aus meinem Schlafsack. „Warte, ich suche schnell meine Taschenlampe.“
    Rasmus beugte sich durch die Zeltöffnung, um die Gegenstände zu begutachten, die aus meinem Rucksack hervorquollen. „Wie viele Bücher hast du denn mitgenommen, fünf?“
    „Keineswegs“, sagte ich würdevoll. „Nur zwei über Astronomie, aber die zählen nicht wirklich. Und einen Roman als Bettlektüre.“ Ich überlegte kurz, ergänzte dann jedoch: „Ähm, naja, und einen Ersatzroman, falls mir der erste nicht gefällt.“
    Rasmus griff an mir vorbei und zog die Taschenlampe aus einem Seitenfach meines Rucksacks – nicht ohne zuvor mit einem selbstgefälligen Grinsen den Poe-Sammelband hochzuhalten, den ich für den Fall eingesteckt hatte, dass mir die Mondfinsternis Lust auf Schauergeschichten bereiten würde. Verflixt, er kannte mich einfach zu gut.
    Ich stupste Jinxy an. „Rasmus und ich machen einen kleinen Spaziergang, ja?“
    „Nur, wenn das dicke Kaninchen mitbadet“, erwiderte sie kategorisch.
    „Sie wird auch immer seltsamer“, meinte Rasmus, während er die Zeltklappe hinter mir schloss. Ich setzte bereits zu einer Erklärung von Jinxys Zustand an, als mein Blick auf Rasmus‘ Kleidung fiel und meine Worte von einem Kichern verdrängt wurden: Er hatte zwei oder mehr Sweater übereinander gezogen, was seinen Oberkörper etwas unförmig erscheinen ließ, und um seinen Hals trug er einen

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