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Für jede Lösung ein Problem

Für jede Lösung ein Problem

Titel: Für jede Lösung ein Problem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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der Hotelgast nackt gegenübertrat.
    »Eine Schachtel Aspirin und eine Zahnbürste.«
    »Vielen Dank, und setzen Sie es bitte auf die Zimmerrechnung.« Ole nahm seine Brieftasche aus der Hose, die über dem Stuhl hing, und gab dem Mann zehn Euro Trinkgeld.
    Ich hatte es geschafft, die Schublade wieder in ihre Schienen zu zwängen. Die Tabletten allerdings waren im ganzen Raum verstreut. Ich kickte ein paar unters Bett, damit Ole nicht drauftrat und anfing, unangenehme Fragen zu stellen.
    Aber Ole übersah die Dinger völlig. »Jetzt geht es mir schon viel besser«, sagte er, als er die Tür hinter dem Mann geschlossen hatte.
    »Wie schön für dich«, sagte ich.
    »Bist du sauer auf mich? Ich könnte es verstehen. Ich habe mich wirklich nicht gerade – wie ein Gentleman verhalten. Ich meine, erst heule ich mich bei dir aus und dann … Aber ich bin eben auch nur ein Mann und du eine sehr attraktive Frau …«
    »Ich bin nicht sauer auf dich«, sagte ich.
    »Na ja, aber sicher denkst du nicht gerade gut von mir«, sagte Ole.
    Nein, das tat ich wirklich nicht. Dieser Mann war eine wandelnde Klette. Es war unmöglich, ihn abzuschütteln.
    Und die Zeit verging.
    Ich hörte nicht mehr, was Ole sagte, während er sich anzog, ich hörte nur die Sekunden ticken. Wie bei einer Zeitbombe. Die ersten Briefträger waren schon unterwegs, ticktack, unaufhaltsam arbeiteten sie sich vorwärts, ticktack, von Briefkasten zu Briefkasten, sie kämpften sich durch die Vorgärten, ticktack, vorbei an bissigen Hunden und Schildern mit der Aufschrift »Bitte keine Werbung …«.
    »Ich habe Hunger«, sagte Ole.
    »Ich auch«, sagte ich und war ein bisschen erstaunt darüber. Ehrlich, ich hatte Hunger wie ein Wolf. Also gut, dann würden wir eben noch zusammen frühstücken. Danach war immer noch Zeit,die Tabletten einzusammeln, zum Bahnhof zu fahren und in einen Zug nach Novosibirsk zu springen … »Du willst, dass Mia uns sieht, nicht wahr?«
    »Wer ist Mia?«, fragte Ole.
    »Ach, Ole, Mia ist die Frau, die dir gestern das Herz gebrochen hat«, sagte ich und war plötzlich gar nicht mehr wütend auf Ole. Er hatte es ja wirklich schwer im Augenblick. Kein Wunder, dass er sich so seltsam benahm.
    »Mein Herz fühlt sich eigentlich … ganz gut an«, sagte er und sah zu, wie ich mir die Wimpern tuschte und den üblichen farblosen Lipgloss auflegte. »Warum machen Frauen immer den Mund auf, wenn sie sich die Wimpern tuschen?«
    »Das ist genetisch bedingt«, sagte ich, nahm meine Handtasche und schob mit dem Fuß noch zwei Schlaftabletten beiseite. »Von mir aus können wir gehen.«
    »Du siehst sehr süß aus«, sagte Ole. »Ehrlich, wenn man dich so ansieht, dann glaubt man gar nicht, was für eine Wildkatze du sein kannst …«
    Ich verdrehte nur die Augen.
    ***
    Im Frühstücksraum, einem lichtdurchfluteten riesigen Wintergarten, hob sich meine Stimmung vorübergehend. Das Büfett war eine Augenweide. Berge von exotischen Früchten, Brötchen und Broten, Käse, Aufschnitt, knusprig gebratenem Speck, Rührei mit Shrimps und niedlichen kleinen Würstchen lachten uns an, es gab Kaffee und Tee in allen Variationen, frischgepresste Säfte und cremig-geschlagene Quarkspeisen. In der Luft lag ein wunderbarer Duft.
    »So stelle ich mir den Himmel vor«, sagte ich.
    »Worauf hast du Appetit?«, fragte Ole.
    »Auf einfach alles«, sagte ich. Ich musste viermal zum Büfett gehen, bis ich alles beisammen hatte, was mein Herz begehrte: einen Teller mit Ananas, Mango, Erdbeeren und Papaya, ein Glas Möhren-Orangen-Saft,einen Cappuccino, ein Mohnbrötchen, ein Vollkorntoast, Butter, Rühreier mit Shrimps, ein Stück Morbier Royal, ein Stückchen stinkenden Winzerkäse aus dem Elsass und eins von den niedlichen kleinen Würstchen.
    Ole betrachtete meine Auswahl mit Zufriedenheit. »Auf jeden Fall habe ich dich hungrig machen können«, sagte er. »Oder – das ist doch hoffentlich keine Ersatzbefriedigung?«
    »In Wahrheit habe ich seit gestern Morgen nichts mehr gegessen«, sagte ich.
    »Ich muss noch mal kurz verschwinden«, sagte Ole und zwinkerte mir zu. »Lass es dir schon mal schmecken.«
    Und das tat ich auch. Ich lehnte mich in den bequemen Rattanstuhl zurück und schlürfte meinen Capuccino. Es waren vielleicht noch zwanzig, dreißig andere Gäste im Frühstücksraum, aber der große Ansturm stand entweder noch bevor oder war schon vorüber. Von Mia und ihrem Lover war nichts zu sehen. Nun, vermutlich hatten die Besseres zu tun. Aber was gab es

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