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Für jede Lösung ein Problem

Für jede Lösung ein Problem

Titel: Für jede Lösung ein Problem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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der vergangenen Nacht wie ein Stein geschlafen hatte.
    »Hallo Schatz!«, sagte Ole. »Wie ist das Wetter in Stuttgart?«
    Ich tat so, als ob ich mir den Schuh zumachen müsste, und schaute beim Bücken unauffällig hinter mich. Auf acht Uhr saß Mias Lover allein an einem Tisch, von Mia war nichts zu sehen. Der Lover sah ein wenig verloren aus, ja sogar verwirrt. Er drehte sich nach allen Seiten um, als ob er jemanden suchen würde.
    »Oh, hier ist es fantastisch«, sagte Ole. »Ich jogge gerade eine Runde durch den Park.« Er zwinkerte mir zu. »Gestern Abend? Ach, nichts Besonderes. Ein paar Privatrechnungen geschrieben und ferngesehen. Und du? Ja, das verstehe ich. So eine Fortbildung ist immer fürchterlich anstrengend. Die Luft ist zum Schneiden in diesen Konferenzräumen. Wann fährst du denn los? Willst du heute Abend noch zu Caroline und Bert zum Kochabend, oder gehen wir einfach was essen? Ja, wie du willst. Fahr vorsichtig, Schatz. Ich liebe dich. Bis nachher.« Er drückte auf die Aus-Taste und ließ das Handy wieder in seiner Hosentasche verschwinden. »Wie war ich? Wo ist sie?«
    »Ich schätze mal draußen in der Lobby«, sagte ich. »Ihr Liebhaber guckt sich immer noch nach ihr um. Offenbar hat sie uns gesehen und ist hinausgestürmt, um dich anzurufen.«
    »Geschieht ihr recht«, sagte Ole. »Mal ehrlich, Gerri, sieh ihn dir an: Was hat dieser Typ, was ich nicht habe?«
    Wieder klingelte ein Handy. Diesmal war es das von Mias Lover. Er sprach hinein und verließ dann den Wintergarten.
    »Haha«, sagte ich. »Das war Mia. Sie hat ihm wohl gesagt, dass sie heute nicht frühstücken kann. Jetzt tut sie mir ja fast leid. Sie steckt echt in der Zwickmühle.«
    Ole fasste meinen Kopf mit beiden Händen. »Du bist wunderbar, Gerri!«
    »Gern geschehen«, sagte ich.
    Ole machte Anstalten, mich erneut zu küssen. Ich machte mich von ihm los.
    »Hey!«, sagte ich. »Es guckt doch keiner mehr.«
    »Aber …«, sagte Ole.
    »Kein Aber! Dein Plan hat funktioniert!« Ich stand auf. »Ich habezwar keine Ahnung, was du damit erreicht hast oder was als Nächstes passiert, aber ich muss mich jetzt wieder um mich kümmern.« Und zwar musste ich als Erstes zurück in das Hotelzimmer und meine Tabletten vom Boden aufsammeln.
    Nur noch schnell dieses köstliche Stückchen Elsässer Winzerkäse essen – hm, lecker!
    Ole sah zerknirscht aus. »Ich verstehe, dass du erst mal was Abstand brauchst«, sagte er. »Das ist schon alles eine sehr verfahrene … Na ja, es ist ein riesiges Durcheinander. Und da ist ja auch noch dieser Joe.«
    »Genau«, sagte ich. Ich nahm auch noch das Stück Morbier Royal hoch, legte es aber wieder zurück auf den Teller. Was machte ich denn da? Ich hatte wahrhaftig schon genug Zeit mit Essen vertrödelt. Energisch schulterte ich meine Handtasche. »Mach’s gut, Ole. Es war eine sehr – interessante Zeit mit dir. Aber jetzt habe ich es wirklich eilig.«
    Und das stimmte ja wohl auch. Während ich hier aus dem Raum sprintete, war der Briefträger vielleicht schon dabei, meinen Abschiedsbrief in den grün lackierten Briefkasten meiner Eltern zu werfen. Ich musste nach Novosibirsk, und zwar so schnell wie möglich.
    »Gerri, dieser Joe ist nicht gut für dich. Du suchst dir immer die falschen Männer aus«, sagte Ole noch, aber ich tat so, als hörte ich das schon nicht mehr.
    Im Foyer sah ich im Augenwinkel eine rothaarige Person hinter eine Säule springen, aber ich schaute mich nicht nach ihr um, sondern rannte weiter, die Treppe hinauf. Als ich im dritten Stock ankam, fiel mir ein, dass ich wohl besser unten nach dem Zimmerschlüssel gefragt hätte, aber die Tür von Zimmer Nummer 324 stand offen.
    Was für ein Glück! Dann musste ich nicht noch einmal hinunter und den Leuten an der Rezeption irgendeine Geschichte auftischen.
    Ich rannte direkt in ein Wägelchen mit Putzmitteln hinein. Hinter dem Wägelchen schaute mich eine kleine dralle Frau verwundert an.Sie hatte einen Staubsauger geschultert und einen Staubwedel unter die Achselhöhle geklemmt.
    »Nicht Staub saugen!«, rief ich völlig atemlos. »Das ist mein Zimmer!«
    »Dieses Zimmer ist nicht bewohnt«, sagte das Zimmermädchen. »Ich habe es gerade für die nächsten Gäste fertig gemacht.«
    »Was denn – schon? Wir waren doch gerade mal eine Stunde weg!«, schrie ich sie an. »So was gibt es doch gar nicht!«
    »Hatten Sie etwas vergessen?«, fragte das Zimmermädchen.
    »Ja, allerdings!«
    »Was denn?«
    »Meine …« Diese blöde

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