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Für jede Lösung ein Problem

Für jede Lösung ein Problem

Titel: Für jede Lösung ein Problem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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Hotelzimmer. Ich bin auch nackt.« Um Letzteres zu überprüfen, guckte er unter der Decke an sich hinab.
    »Ja, ja. Schmutzige Fantasie. Schlaf, Ole, schlaf nur ein, bald kommt der Mond …«, säuselte ich.
    »Jetzt fällt mir aber alles wieder ein«, sagte Ole. »Mia und ihr Lover, das Hotel, die Bar, du …«
    »Das war alles nur geträumt«, sagte ich verzweifelt. »Wenn du jetzt wieder einschläfst …«
    »Oh mein Gott«, sagte Ole. »Wenn ich an die vergangene Nacht denke, wird mir ganz anders.«
    »Mir auch«, sagte ich, ließ mich auf meine Seite vom Bett fallenund vergrub mein Gesicht in den Händen. Das war doch wie verhext!
    »Aber das geschieht Mia recht«, sagte Ole. »Ich werde es ihr nicht sagen, aber du bist viel besser als sie.«
    »Worin?«, fragte ich.
    »Na, im Bett«, sagte Ole. »Du bist eine echte Granate im Bett, ehrlich.«
    Na, das wüsste ich aber. Mann, ich hatte Schlaftabletten genommen, keine Aphrodisiaka! Und ich war mir einhundertprozentig sicher, dass Ole mich nicht angerührt hatte. Also, jedenfalls neunundneunzigkommaneunprozentig – immerhin hatte ich geschlafen. Aber es war eben nur Schlaf gewesen, keine Vollnarkose. Ich wäre aufgewacht, wenn Ole mich berührt hätte. Spätestens, wenn er mich unsittlich berührt hätte. Aber das hätte er gar nicht geschafft. Es war ein Wunder, dass er überhaupt bis ins Bett gefunden hatte, so betrunken, wie er gewesen war.
    Aber Ole konstruierte sich gerade eine neue Wirklichkeit. »Ich habe es immer geahnt. Mia ist im Grunde – sie ist eher so … Na – langweilig eben. Es stimmt gar nicht, was man von Rothaarigen immer sagt.«
    »Ole, ich glaube, du kannst dich doch nicht an alles erinnern«, sagte ich. »Du hast so verdammt viel Wodka getrunken.«
    »Ja, aber ich weiß noch alles«, sagte Ole stur. »Jedes Detail.«
    »Ach ja?«
    »Wie ich dir das Kleid ausgezogen habe, nein, wie wir uns gegenseitig die Kleider vom Leib gerissen haben und wie wir zusammen uns überall … geduscht haben wir auch, und unter der Dusche, da … und dann – oh mein Gott, weinst du etwa?«
    Ich nahm meine Hände vom Gesicht. »Nein, ich weine nicht. Ich denke nur, unsere Erinnerungen an vergangene Nacht gehen ein bisschen auseinander.«
    »Was willst du damit sagen? War ich nicht gut?« Ole kratzte sich verlegen am Kopf. »Das war der Alkohol! Ich bin sonst viel besser, ehrlich.«
    »Nein, ich meine, dass wir überhaupt nicht … – was machst du da?«
    Ole hatte nach dem Telefon gegriffen. »Ich brauche eine Tablette. Oder zwei. Und eine Zahnbürste. Ein gutes Hotel wird mir das ja wohl beschaffen können, oder?«
    Tatsächlich versprach man ihm, beides in zehn Minuten vorbeizubringen. »Na also«, sagte Ole und lächelte mich an. »Dann gehe ich erst mal duschen. Und – Gerri? Es tut mit leid. Vergangene Nacht war ich nur … also, da war ich nur ein Schatten meiner Selbst.«
    »Ole, du warst überhaupt gar nicht … – Ach, vergiss es!« Es war vergebene Mühe. Der Mann wollte nicht wahrhaben, dass wir wie zwei Tote nebeneinander gelegen und geschlafen hatten.
    Apropos tot: Ich konnte abhauen, wenn er unter der Dusche stand. Er war noch nicht ganz im Badezimmer, da sprang ich auf und drehte mich einmal kopflos um mich selber. Tabletten, Taxi, Bahnhof …
    Wo waren meine Klamotten? Ich musste die anziehen, in denen ich gekommen war, Jeans, das schwarze T-Shirt mit Kermit drauf, schwarze Schnürschuhe. Die Unterwäsche musste ich auch noch mal anziehen, natürlich vorher, konzentrier dich, verdammt noch mal! Und jetzt das Wichtigste, die Tabletten. Es würde eine Ewigkeit dauern, sie einzeln aus der Schublade zu klauben, aber wenn ich sie ganz herauszog, konnte ich sie direkt in meine Handtasche gießen.
    Verdammt, das Ding klemmte! Von wegen Luxushotel, das war ein scheißblödes verklemmtes 2-Sterne-Möbelstück, das! Ich zog mit aller Kraft, und womm ! flog ich mit der Schublade quer durchs Zimmer. Es regnete Pillen bis auf die Fensterbank, und die Bibel wurde bis an die Wand geschleudert.
    »Verflucht!«, entfuhr es mir.
    Es klopfte an die Tür. »Zimmerservice!«
    »Machst du bitte mal auf, Gerri?«, rief Ole. Die Dusche hatte aufgehört zu rauschen.
    »Ich kann gerade nicht«, sagte ich und versuchte, gleichzeitig die Schublade wieder einzusetzen und die Tabletten vom Bett zu fegen.
    Ole kam nackt und nass aus dem Badezimmer. »Ich geh schon«, sagte er und öffnete einem jungen Mann in Uniform, der so tat, als wäre es völlig normal, dass ihm

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