Für jede Lösung ein Problem
sagte ich und räusperte mich. »Danke.«
»Und was die Männer angeht – hey, Gerri, eine so hübsche, witzige und patente Frau wie du heiratet noch früh genug«, sagte Bert.
»Genau«, sagte Ulrich.
» Du wolltest mich schon mal nicht«, sagte ich.
»Nein, du wolltest mich nicht«, sagte Ulrich.
»Ja, weil du mich nicht wolltest«, sagte ich.
»So lange es noch so ist, solltest du deine Freiheit genießen«, sagte Bert. »Es ist auch nicht immer toll, eine Familie und eine Hypothek an der Backe zu haben. Manchmal würde ich alles dafür geben, nur um einmal wieder sonntags ausschlafen zu können.«
»Blödmann«, sagte Caroline. »Das ist eine typisch männliche Denkweise. Aber natürlich ist da was Wahres dran, Gerri. Guck mal, was für einen Spaß man als Single haben kann, denk nur mal an Bridget Jones.«
»Schlechtes Beispiel«, sagte Charly. »Die hatte am Ende immerhin Colin Firth.«
»Aber nur im Film«, sagte Caroline.
»Ja, aber denk nur mal an all die Ehen, die nicht funktionieren«, sagte Bert. »Ihr wisst es noch nicht, aber bei Mia und Ole kriselt es gewaltig.«
»Ach ja?«, fragte Charly.
»Oh ja«, sagte Bert und nickte. »Ole war gestern Abend bei uns und hat ein paar ganz eindeutige Andeutungen gemacht. Mia …«
»… das Flittchen«, ergänzte Caroline.
»… betrügt ihn«, sagte Bert. »Und Oles Weste ist wohl auch nicht ganz weiß. Scheiße, sah der Mann fertig aus. So habe ich ihn noch nie gesehen.«
»Na ja, er hat aber auch einen Schock gekriegt, als wir ihm das mit Gerri erzählt haben«, sagte Caroline. »Er ist schneeweiß im Gesicht geworden.«
»Das stimmt«, sagte Bert. »Er hat mindestens fünfmal nachgefragt, ob wir uns ganz sicher seien, und wollte alle Einzelheiten wissen.«
»Tatsächlich«, sagte Charly. »Und wo war Mia?«
»Mit Migräne zu Hause im Bett«, sagte Bert. »Angeblich fix und fertig von ihrer Fortbildung.«
»Sie ist ein Biest«, sagte Caroline. »Ich hab’s immer gesagt. Aber jetzt müssen wir wieder, der Babysitter ist nur für eine Stunde da.« Sie küsste mich auf die Wange. »Mach’s gut, Gerri, und ihr beiden, passt gut auf sie auf.«
»Das tun wir«, sagte Charly und legte sich die Hand auf den Magen. »Wenn ich nicht gerade kotzen muss.«
»Haha«, sagte Caroline. »Die Kotzerei ist das reinste Kinderspiel gegenüber dem, was noch auf dich zukommen wird.«
***
Ich wäre gern für immer auf dem Sofa in Charlys Wohnung sitzen geblieben, aber mir war schon klar, dass das nicht möglich war. Eigentlich hatte ich nur drei Möglichkeiten, und davon gefiel mir keine einzige: Entweder ich versuchte es noch einmal, oder ich ließ mich in eine Anstalt einweisen, oder ich lebte irgendwie weiter.
Sonntagabend kam Ulrich wieder mit einem Zettel ins Zimmer und las mir vor: »Deine Mutter lässt dir ausrichten, dass du morgen früh um acht bei ihr auf der Matte stehen sollst, oder du bist die längste Zeit ihre Tochter gewesen. Ob du dir im Entferntesten vorstellen könntest, was für eine Hölle sie im Augenblick deinetwegen durchmachen müsse. Wenn sie noch einmal am Telefon auf deine geschmacklosen und feigen Eskapaden angesprochen werden würde, müsse man sie wegen Herzproblemen in eine Klinik einweisen.«
»Gut«, sagte Charly. »Da gehört sie meiner Meinung nach auch hin.«
»Das Mindeste, was du tun kannst, ist selber ans Telefon zu gehen und dein Verhalten zu erklären, sagt deine Mutter«, sagte Ulrich.
»Oh, Mist !«, sagte ich.
»Du musst doch nicht hingehen«, sagte Charly. »Lass die Alte doch toben.«
»Aber du kennst sie nicht. Sie meint das ernst«, sagte ich. »Ich kann ihr niemals mehr unter die Augen treten.«
»Na und? Schlimmstenfalls kann sie dich enterben, und dann bekommst du keinen Keramikleoparden! Oooooh, wie schade«, sagte Charly.
»Aber sie hat ja Recht. Ich verhalte mich wirklich feige«, sagte ich.
»Das finde ich nicht«, sagte Charly. »Ich finde dich sogar sehr mutig. All diese Briefe zu schreiben und dann doch am Leben zu bleiben …«
»Das war doch keine Absicht«, sagte Ulrich. »Mensch, Charly, wie oft soll ich dir das noch erklären?«
»Doch, doch«, sagte Charly unbeirrbar. »Ihr unterschätzt das Unterbewusstsein, Leute! Das ist immer stärker als wir. Und Gerris Unterbewusstsein wollte leben! Es wollte Zoff! Es wollte Action. Es hatte diese ganze höfliche, verlogene Scheiße satt.«
»Toll«, sagte ich. »Und jetzt muss ich das alles ausbaden. Ich hasse mein Unterbewusstsein.«
Aber
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