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Für jede Lösung ein Problem

Für jede Lösung ein Problem

Titel: Für jede Lösung ein Problem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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immernur mal kurz gemeldet, aber jetzt konnte ich wohl nicht länger leugnen, dass es wirklich der Zahn war und kein mysteriöser Phantomschmerz.
    Trotzdem tat ich einen halben Löffel Zucker in meinen Latte macchiato, während ich mich nervös umschaute, ob Mia vielleicht irgendwo versteckt lauern und mit einem vergifteten Pfeil auf mich zielen würde. Es war ein schöner Maitag, und ich hatte einen Tisch draußen ergattert, mit Blick auf die Apostelkirche.
    Ole kam im Laufschritt angestürmt, mit nur fünf Minuten Verspätung. Seine Praxis lag gleich um die übernächste Ecke.
    »Ein kleiner Junge, der den Mund nicht aufmachen wollte«, sagte er außer Atem. »Seine Mutter war schon bei drei Zahnärzten mit ihm, und bei keinem hat er den Mund geöffnet. Aber ich habe es geschafft. Bin ich gut oder bin ich gut? Tut mir leid, ich wollte wirklich pünktlich sein. Du siehst übrigens wunderschön aus. Hast du irgendwas mit deinen Haaren gemacht?«
    »Ich habe sie gewaschen«, sagte ich ehrlich. Eigentlich hatte ich durchaus vorgehabt, mich ein wenig zu stylen, aber nachdem das Einzige, das ich anziehen konnte, meine Jeans und das »Podolski – ich will ein Kind von dir«-T-Shirt waren, hatte ich mir mit dem Rest auch keine besondere Mühe gegeben.
    »Schade, dass ich nicht Podolski bin«, sagte Ole trotzdem. »Aber ehrlich – sehe ich nicht viel besser aus?«
    »Das ist Charlys T-Shirt. Ich glaube auch, es ist eher ironisch gemeint«, sagte ich. »Podolski ist zu jung für uns. Oder vielmehr, wir sind zu alt für ihn.« Der Zahn tat jetzt richtig weh. Ich hielt mir unwillkürlich die Hand an die Wange. »Und – hast du endlich mit Mia geredet?«
    Ole nickte. »Es ist aus.«
    Da vergaß ich meinen Zahn für einen Moment und griff spontan nach Oles Hand. »Ole, das tut mir wirklich leid. – Es ist also was Ernstes mit Mias Lover?«
    »Das weiß ich nicht«, sagte Ole. »Über diesen Typ haben wir nicht geredet.«
    »Du meinst, Mia wollte nicht darüber reden?«
    »Ich wollte nicht«, sagte Ole. »Ich habe sie gar nicht nach ihm gefragt. Weißt du, mir ist der Kerl scheißegal.«
    »Aber immerhin ist er der Grund, warum eure Beziehung auseinander geht«, sagte ich. »Mach dir also nichts vor!«
    »Nein«, sagte Ole. »Wir hätten gar nicht erst heiraten sollen, das ist mir jetzt klar geworden.«
    »Ole, bist du da nicht etwas voreilig? Noch vor weniger als zwei Wochen warst du ein glücklich verheirateter Mann … – Aua!«
    »Was ist los?«
    »Mein Zahn«, sagte ich. »Er tut weh. Ziemlich weh.«
    »Wie lange denn schon?«, wollte Ole wissen.
    »Ein paar Tage«, sagte ich. »Aber bis jetzt ist es immer von allein weggegangen.«
    Ole stand auf. »Komm!«, sagte er. »Das erledigen wir jetzt sofort.« Er winkte die Kellnerin herbei und bezahlte meinen Latte macchiato, ohne auf meine Proteste zu hören. »Es ist ohnehin schon wieder ein halbes Jahr her seit deinem letzten Besuch.«
    »Vielleicht hört es doch wieder von alleine auf«, sagte ich, aber da hatte Ole mich schon am Ellenbogen genommen und zwischen den Tischen auf den Bürgersteig geführt.
    »Welcher ist es?«, fragte er.
    »Links unten, der vorletzte Backenzahn. Glaube ich. Eigentlich tut es überall weh.«
    »Hm, hm«, machte Ole. »Da haben wir doch erst letztes Jahr die Wurzelfüllung gemacht.«
    »Ja, genau!«, sagte ich. »Aber um noch mal auf Mia zurückzukommen: Weiß sie denn wenigstens, dass du nicht meinetwegen, sondern ihretwegen in dem Hotel gewesen bist?«
    »Nein«, sagte Ole. »Dazu bin ich gar nicht erst gekommen. Sie hat am Samstagabend kaum im Auto gesessen, da hat sie gesagt: Ich weiß, dass du was mit Gerri hast, aber ich bin bereit, dir zu verzeihen. Wir fangen noch mal ganz von vorne an .«
    »So weit, so gut«, sagte ich. »Das wäre dann der Moment gewesen,in welchem du hättest sagen müssen, dass nicht ich das Problem bin, sondern der alte Sack, mit dem Mia Zungenküsse ausgetauscht hat.«
    »Ich habe gesagt, so einfach geht das nicht!«, sagte Ole. »Und da ist Mia total ausgerastet. Sie hat mir die schlimmsten Beleidigungen an den Kopf geschmissen, von wegen, dass ich immer nur arbeite und mich überhaupt nicht für sie interessiere, dass wir viel zu selten Sex hätten und wenn, dann immer nur stinklangweiligen, dass ich auch in unserer Freizeit immer nur über Zähne reden würde und dass es der Gipfel der Unverschämtheit wäre, jetzt auch noch eine Affäre anzufangen, und ausgerechnet mit jemandem wie dir, mit einem Hintern

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