Für jede Lösung ein Problem
bekloppt?«
»Charly, ich kann doch nicht ewig hier bei euch wohnen«, sagte ich.
»Eine Woche!«, rief Charly. »Du wohnst erst eine Woche hier. Und wir haben es doch nett zusammen, oder nicht?«
»Ja, das haben wir, aber du und Ulrich …«
»Ulrich hat dich auch gerne um sich, stimmt’s, Ulrich, du willst nicht, dass Gerri zu dieser furchtbaren Tante zurückzieht, oder? In dieses erdrückende, winzige Dachstübchen!«
»Ulrich hat selber mal in diesem erdrückenden, winzigen Dachstübchen gewohnt«, sagte ich. Oder vielmehr rumgelegen.
»Ich halte es auch für keine gute Idee, wieder dorthin zu ziehen, wo das Unglück seinen Anfang genommen hat«, sagte Ulrich. »Hey, altes Haus, warum suchst du nicht in Ruhe nach was Besserem? Du kannst bleiben, bis du was gefunden hast.«
»Genau«, sagte Charly. »Du verdienst doch jetzt auch mehr, du kannst dir was viel Schöneres leisten. In unserer Nähe!«
»Es steht doch noch gar nicht fest, ob das mit dem Job wirklich klappt«, sagte ich. »Und eine neue Wohnung zu finden kann wirklich dauern.«
»Das macht uns nichts«, sagte Charly. »Stimmt’s, Ulrich, das macht uns überhaupt nichts.«
»Stimmt«, brummte Ulrich.
»Wir haben dich nämlich sehr, sehr lieb«, sagte Charly. »Stimmt’s, Ulrich?«
»Stimmt«, brummte Ulrich wieder.
Ich war ehrlich gerührt und musste wieder mal heulen. »Ich habe euch beide auch sehr, sehr lieb«, sagte ich.
»Gut«, sagte Charly. »Dann bring dich bitte nie wieder um, hörst du?«
***
Es war wohl meine Pflicht, Lulu von Patricks Attacke zu berichten – was sie mit dieser Information anfangen würde, war dann ihre Sache. Ehrlich, dass Patrick sich mal als hammerhart31 notgeil im Internet herumgetrieben und in Cafés Frauen dazu genötigt hatte, seinen – igittigitt – anzufassen, fand ich eigentlich gar nicht so schlimm. Jeder hatte doch so einen schwarzen Flecken im Lebenslauf. Schlimm war es erst geworden, seit er mit mir gesprochen hatte: Der Typ war ein widerlicher, sexistischer, verlogener Drecksack.
Also rief ich Lulu an.
»Lulu, ich weiß jetzt, dass Patrick und hammerhart31 ein und dieselbe Person sind«, sagte ich ohne Umschweife. »Er hat es mir vorhin selber gesagt.«
»Ich weiß, worüber ihr gesprochen habt«, sagte Lulu kühl. »Patrick hat es mir gerade erzählt.«
»Wirklich? Also, das wundert mich jetzt aber. Mir hat er gesagt, dass er alles abstreiten würde und du ihm mehr glauben würdest als mir.«
»Gerri, du bist meine kleine Schwester, und ich habe dich wirklich gern, aber damit gehst du zu weit«, sagte Lulu. »Es ist eine Sache, dass du Patrick attraktiv findest und ihn anbaggerst, aber eine ganz andere, wenn du so gemeine Lügen über ihn erzählst, um uns auseinander zu bringen.«
»Was? Ich würde diesen Typ doch niemals anbaggern, spinnst du? Keine Ahnung, was er dir erzählt hat, aber das ist doch wirklich …« Es war so haarsträubend, dass ich tatsächlich lachen musste. Aber nur ganz kurz. »Weißt du, Lulu, ehrlich, Patrick ist das allerletzte Arschloch. Er hat im Internet Frauen aufgerissen und sie – warum auch immer – mit seiner Hammerhart-Nummer ins Bett gelockt, und jetzt steht er nicht mal dazu.« Vor lauter Erregung begann wieder mein Backenzahn zu schmerzen.
»Hör auf damit«, sagte Lulu. »Ich weiß, dass du gerade eine schwere Zeit durchmachst, aber das ist einfach – krank!«
»Ja, von hammerhart31 «, sagte ich. »Der hat mich nicht mal wiedererkannt, so viele Frauen hat er getroffen. Er wusste nicht, ob ich zu denen gehöre, mit denen er im Bett war, oder zu denen, die ihm einen Korb gegeben hatten. Das können nicht wenige gewesen sein, denn diese »Fühl-doch-mal«-Nummer im Café war echt das Hinterletzte.«
»Ich lege jetzt auf«, sagte Lulu mit ihrer besten Lehrerinnenstimme. »Ich bin dir nicht böse, okay, aber ich möchte dieses Gespräch jetzt beenden.«
»Ich wette, der ist nicht mal einunddreißig Zentimeter lang«, sagte ich, aber da hatte Lulu schon aufgelegt.
»Und hammerhart ist er wahrscheinlich auch nicht«, sagte ich zu mir selber.
Charly lachte nur, als ich ihr davon erzählte. Sie sagte: »Deine Schwester ist erwachsen, und wenn sie diesen schmierigen Internetbumser behalten will, ist das allein ihre Entscheidung.«
Also gut. Das hatten wir dann also schon mal geklärt. Blieb noch das geheime Treffen mit Ole.
Als ich am nächsten Mittag im Café Fassbender auf ihn wartete, tat der Zahn immer noch weh. Die ganze Zeit hatte er sich
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