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Für jede Lösung ein Problem

Für jede Lösung ein Problem

Titel: Für jede Lösung ein Problem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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so groß wie der von einem Zirkuspferd.«
    »Und das wäre dann der Moment gewesen, in welchem du hättest sagen müssen, hey, sei du mal ganz still, du verlogener Knochenarsch, wer trifft sich denn heimlich mit verheirateten Männern in Hotels, du oder ich?«, sagte ich zunehmend aufgebrachter.
    »Habe ich aber nicht«, sagte Ole. »Ich habe gesagt, dein Hintern sei absolute Spitzenklasse und ich würde schon einen Ständer kriegen, wenn ich nur an ihn dächte.«
    »Oh«, sagte ich. »Das ist natürlich … – Bist du denn von allen guten Geistern verlassen? «
    »Nein, aber von Mia«, sagte Ole. » Du wirst schon sehen, was du davon hast , hat sie gebrüllt, und zu Hause hat sie einen Koffer gepackt und mich dabei angeschrien, halt mich bloß nicht auf , obwohl ich das überhaupt nicht vorhatte. Dann ist sie in ihr Auto gestiegen und davongebraust.«
    »Zu ihrem Liebhaber! Na, toll gemacht, Ole!«
    »Zu ihren Eltern«, verbesserte Ole. »Ihr Vater hat mich gestern Morgen gleich angerufen, um mir ins Gewissen zu reden. Er sagte, es sei nicht besonders stilvoll, sich für einen Seitensprung jemanden aus dem gemeinsamen Freundeskreis auszusuchen, und ob ich nicht mal meinen Verstand einschalten könne, bevor ich meinen Schwanz sprechen lassen würde. Aber ich wisse ja jetzt wo ich Mia finden könnte, wenn ich wieder zur Vernunft käme.«
    »Was ist denn das für eine Familie?« Ich war ehrlich schockiert. »Hat er wirklich Schwanz gesagt? Das wäre dann auf jeden Fall der Moment gewesen zu sagen: Hey, Schwiegervater, frag doch mal deine Tochter nach dem Schwanz, mit dem sie sich am Freitag im Regency Palace getroffen hat. Das ist doch wohl alles nicht – oh je, das tut inzwischen höllisch weh!!«
    »Wir sind ja schon da«, sagte Ole und drückte die Tür zu seiner Praxis auf.
    »Wollten Sie nicht länger wegbleiben, Herr Doktor?«, wollte die Sprechstundenhilfe hinter dem Tresen wissen.
    »Ja, aber Frau Thaler hat akute Schmerzen. Setzen Sie sie bitte in die Eins, und schicken Sie mir die Lena.« Ole zwinkerte mir zu und verschwand hinter einer Tür, während ich durch eine andere in den Behandlungsraum stiefelte.
    »Ihre Versicherungskarte, bitte«, sagte die Sprechstundenhilfe. Ich reichte sie ihr über den Tresen.
    »Da haben Sie aber Glück gehabt«, sagte sie. »Der Herr Doktor ist bis Ende nächsten Monats ausgebucht.«
    »Finden Sie?« Na, meine Definition von Glück sah wirklich anders aus. Ich hasste derartig ungeplante Aktionen. Auf einen Zahnarztbesuch bereitete ich mich immer gern ein paar Tage lang seelisch und körperlich vor.
    Als ich mich auf den Stuhl setzte, hörte der Schmerz abrupt auf.
    »Ich glaube, es ist weg«, sagte ich und stand wieder auf. »Ich gehe dann wieder.«
    »Bleiben Sie sitzen. Das ist immer so«, erklärte Lena, die zierliche blonde Auszubildende, und band mir ein Lätzchen um den Hals. »Das ist das Adrenalin. Sobald Sie zu Hause sind, geht es wieder los.«
    »Dann wollen wir mal schauen«, sagte Ole. In seinem weißen Kittel sah er aus wie eine fleischgewordene Version von Oberarzt Goswin. (Als ich den erfunden habe, kannte ich Ole noch gar nicht, aber er sah ihm wirklich verblüffend ähnlich.) Ich bewunderte noch eine Sekunde lang, wie gut das Weiß zu seinen blauen Augen, dem gebräuntenTeint und dem hellen Haar aussah, dann ließ er mich in die Waagerechte fahren und schob mir die Lampe ins Gesicht.
    Ich machte automatisch den Mund auf und die Augen zu.
    »Sehr schön«, sagte Ole und klopfte mit einem Metallhaken auf meinen Zähnen herum. Es war nicht der Backenzahn mit der Wurzelfüllung, bei dem ich fast an die Decke ging, es war der danebenliegende Zahn, mein letzter Backenzahn ohne Füllung. Ich hatte zwar ebenmäßige und weiße, aber keine besonders guten Zähne, und das trotz des Süßigkeitentotalverbots in meiner Kindheit. Danke, Mama!
    »Ist aber nur eine Kleinigkeit«, sagte Ole und drückte mir zwei Tamponaden in die Wange. »Ein kleines Löchlein nur. Da brauchen wir keine Spritze, oder?«
    »Hoch! Ohne Hikche chei ich hia ahes huhannen!«, rief ich mit ausgebeulter Wange.
    »Wusste ich’s doch, tapferes Mädchen«, sagte Ole, und schon brummte der Bohrer los. »Wo waren wir stehen geblieben?«
    »Hickche! Hicke!!« Ich fuchtelte mit den Fäusten in der Luft herum.
    »Ach ja, genau«, sagte Ole, während der Bohrer sich in meinen wehen Zahn fraß. Oh, wie ich dieses Geräusch hasste! »Mia ist ausgezogen, und ihr Vater meint, ich hätte meinen Schwanz nicht

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