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Für jede Lösung ein Problem

Für jede Lösung ein Problem

Titel: Für jede Lösung ein Problem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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unter Kontrolle.«
    Der Sprechstundenhilfe rutschte bei diesen Worten der Speichelabsauger in meinen Hals. Offenbar hatten sich die neuesten Veränderungen im Privatleben des Chefs noch nicht herumgesprochen.
    »Chchchch!«, machte ich.
    »Entschuldigung«, murmelte Lena.
    »Ich werde dieser Tage wohl mal zu einem Anwalt gehen müssen und mir vorrechnen lassen, was mir nach der Scheidung noch bleibt«, sagte Ole und bohrte genau in den Schmerz hinein.
    »Aua!«, rief ich. »Hickche!«
    Aber Ole drückte mich sanft in den Stuhl und bohrte weiter. Damit kurierte er mich ein für alle Mal von meinen Fantasien, indenen er und ich auf diesem Zahnarztstuhl leidenschaftlichen Sex gehabt hatten. Wie gesagt – in meiner Fantasie. Und weder ein Bohrer noch eine Zahnarzthelferin waren da in meiner Fantasie dabei gewesen.
    »Das war’s doch schon«, sagte Ole, gerade als ich dachte, ich würde ohnmächtig werden müssen. »Du warst sehr tapfer. Wahrscheinlich muss ich nicht mal viel zahlen, der Kredit für die Praxis ist so hoch – und Kinder haben wir ja keine. Ich werde sie wohl wegen der Wohnung auszahlen müssen, aber das kann ich verschmerzen. Nein, nein, bleib liegen, jetzt kommt die Füllung. Etwas mehr, Lena, ja, genau so. Von mir aus kann sie die Wohnung auch kriegen, dann muss aber sie mich auszahlen. Haha, möchte mal sehen, wovon. Die Frau haut doch jeden Cent, den sie verdient, für Schuhe auf den Kopf.«
    Er pustete mit etwas Kaltem auf meinen Nerv.
    »Aua!«, sagte ich schlapp.
    Als ich endlich in die Sitzposition gefahren worden war und mir den Mund ausgespült hatte, sagte ich: »Das hat weh getan! Warum hast du mir keine Spritze gegeben?«
    »Hat doch prima geklappt«, sagte Ole. »Lena, du kannst jetzt noch zehn Minuten Mittag machen.«
    »Sag mal, machst du das immer so?«, schnauzte ich ihn an, als Lena zur Tür raus war. »Du hast doch genau gehört, wie ich geschrien habe!«
    »Aber die Schmerzen sind jetzt weg«, sagte Ole und nahm mir das Lätzchen vom Hals. »Und nichts ist taub!« Er fuhr mir sanft mit der Daumenkuppe über die Unterlippe. »Wenn ich dich jetzt küssen würde, würdest du alles spüren.«
    »Wenn« , sagte ich. »Aber nach so einer Quälerei ist mir wirklich nicht nach Küssen zumute. Ole, ich finde es nicht richtig, dass du Mia glauben lässt, ich sei der Grund für eure Trennung.«
    »Aber du bist der Grund«, sagte Ole.
    Ich sah ihn entgeistert an. »Bin ich nicht!«
    »Doch, das bist du«, sagte Ole.
    »Blödsinn! Mia betrügt dich, erinnere dich bitte!«
    »Ich liebe dich, Gerri«, sagte Ole.
    ***
    Charly hielt mir ein Ultraschallbild unter die Nase. »Da! Dein Patenkind! Also, irgendwo da in der Mitte.«
    »Süß«, sagte ich zerstreut.
    »Von wegen süß«, sagte Charly mürrisch. »Man kann ja gar nichts erkennen! Und ich dachte immer, heutzutage ist die Technik so weit, da kannst du genau sehen, ob es am Daumen nuckelt oder nicht. Ich bin ehrlich enttäuscht. Ich habe mich seit Wochen auf dieses Bild gefreut und jetzt das: Meine Gebärmutter, das Schwarze Loch im All. Und dann dieses billige Papier! Wie ein Kassenzettel.«
    »Charly, du bist doch erst ganz am Anfang. Das Kind hat noch gar keine Daumen.«
    »Trotzdem«, sagte Charly und wischte sich eine Frustträne aus dem Augenwinkel. Dann, urplötzlich, strahlte sie über das ganze Gesicht. »Jetzt aber zu den wirklich guten Sachen des Tages: Die Tante vom Verlag hat für dich angerufen. Sie wollen dich für übermorgen Mittag zu einem Businesslunch im Beethoven einladen. Ich habe mir die Freiheit genommen, schon mal zuzusagen.«
    »Oh – und wer sind sie ?« Ich war mit einem Schlag wieder ganz da.
    »Na, die Verlagsfuzzis, mit denen du jetzt das dicke Geschäft machen wirst, Business-Lady «, sagte Charly und strahlte noch mehr. »Ich bin so stolz auf dich!«
    »Das ist süß von dir«, sagte ich. »Aber nicht so schnell. Vielleicht wollen Sie mir ja nur absagen.«
    »So ein Quatsch«, sagte Charly, nahm meine Hände und tanzte einen kleinen Kreistanz mit mir. »Dafür würden die dich wohl kaum ins Beethoven einladen.«
    Da hatte sie auch wieder Recht.
    »Guck nicht so skeptisch, freu dich einfach«, befahl Charly.
    Also gut. Ein bisschen konnte ich mich wirklich freuen. »Ich habe aber nichts zum Anziehen«, sagte ich, als ich mich zwei Sekunden lang gefreut hatte.
    »Ich leih dir was, ich leih dir was«, sang Charly. »Siehst du, das Leben ist schön! Es lohnt sich, durchzuhalten.« Sie riss im Überschwang der

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