Für jede Lösung ein Problem
gesagt, dass ich nichts dafür kann, wenn meine Kinder im Biologieunterricht gut aufpassen.«
»Ehrlich?«
»Man kann niemandem böse sein, nur weil er die Wahrheit spricht«, sagte meine Mutter und zeichnete eine perfekte Spirale um den Pfirsich. »Ich habe gesagt, dass ich diesen Harald im Verdacht habe, mit dem sie damals gearbeitet hat, und da ist sie ganz still geworden.«
»Nicht Onkel Fred?«, fragte ich.
»Hm«, machte meine Mutter. »Das wäre allerdings auch eine Möglichkeit. Eine noch pikantere, würde ich sagen. Auf jeden Fall kannst du jederzeit zurück in deine Wohnung. Die Kündigung ist aufgehoben. Hier, diese zwei Teller sind für Arsenius und Habakuk.«
Mein Mund muss wohl weit offen gestanden haben, denn als Nächstes sagte sie: »Mach bitte nicht so ein einfältiges Gesicht, Kind, ich möchte, dass Patricks Mutter einen guten Eindruck von uns bekommt.«
***
Obwohl ich wegen des Verhaltens meiner Eltern verwirrt und vollkommen aus dem Konzept geraten war, nahm ein warmes, mir bisher unbekanntes Gefühl von mir Besitz, das ich erst nach einer Weile identifizieren konnte. Tatsächlich: So fühlte es sich an, wenn man sich von seinen Eltern geliebt fühlte. Na ja, jedenfalls auf ihre spezielle, eigenartige Weise geliebt.
Es war ein gutes Gefühl, das mich für eine Weile meine anderen Probleme vergessen ließ.
Erst als ich eine Stunde später zu meinem Auto ging und mich von hinten jemand grob am Arm packte, fielen sie mir wieder ein.
»Was sollte denn der Scheiß, den du Lulu da geschrieben hast«,zischte er mich an und schüttelte mich dabei wie einen Sack Mehl. »Sie hat in meinen E-Mails geschnüffelt und geguckt, auf welchen Websites ich mich eingelinkt hatte.«
»Oh, das ! Tut mir leid, Patrick, du siehst nur wirklich haargenau aus wie jemand namens hammerhart31 , mit dem ich eine weniger nette Erfahrung gemacht habe, und ich fand, das sollte Lulu wissen.«
»Du kannst gar nichts beweisen!«, sagte Patrick. »Pech gehabt, was?«
»Ähm, aber das wollte ich auch gar nicht … Willst du damit etwa sagen, dass du …? Aua, du tust mir weh!«
»Ich lasse mir das von dir nicht kaputt machen, du Schlampe!«, sagte Patrick. »Nur weil du eins von diesen gekränkten Weibern bist, die einen One-Night-Stand nicht wegstecken können! O ja, erst im Internet nach jemandem suchen, der dich vögelt, und dann sauer sein, weil er dich nicht sofort heiratet! Ich kann mich zwar beim besten Willen nicht an dich erinnern, aber im Grunde wart ihr Weiber alle gleich.«
»Wie bitte? Na hör mal, Patrick …«
»Egal, was du ihr sagst, ich werde alles abstreiten«, sagte Patrick. »Sie glaubt mir mehr als dir.«
Ich hätte es wissen sollen: So viel Ähnlichkeit konnte es gar nicht geben. Von wegen astronomische Zwillinge!
»Also, Botschaft angekommen?«, fragte hammerhart31 . »Freu dich einfach, dass du meinen Hammer mal zwischen den Schenkeln gehabt hast, und belasse es dabei!«
Und damit drehte er sich um und ging zurück zur Einfahrt meiner Eltern, wo meine Schwester und seine Mutter bereits im Auto auf ihn warteten.
Ich schüttelte mich unwillkürlich. Wovon träumte der denn nachts? Seinen Hammer hätte ich nicht mal mit der Kneifzange angefasst. Wäääh, igitt!
Aber da konnte man mal wieder sehen, wie klein die Welt doch war.
Auf dem Weg zu Charly rieb ich meinen Arm und dachte darüber nach, wie es möglich war, dass ich hammerhart31 sofort wiedererkannt, er mich hingegen total vergessen hatte. Entweder war ich wirklich eine so unscheinbare, nichtssagende Person, wie Mia gesagt hatte, dass ihre erfundene Freundin gesagt hatte, oder hammerhart31 war insgesamt mit derart vielen Frauen verabredet gewesen, dass er komplett den Überblick verloren hatte. Ich konnte mir vorstellen, dass eine ganze Reihe dieser Frauen bereits im Café, oder wo auch immer das erste Treffen stattgefunden hatte, ihr Desinteresse an seinem Hammer bekundet hatten, genau wie ich, und dass Patrick sich daher nicht nur bei mir bemüßigt gefühlt hatte, mit ein paar Beleidigungen das Weite zu suchen, ohne seine Rechnung zu bezahlen. Erstaunlich war nur, dass er offenbar auch genug Frauen getroffen hatte, die mit ihm – wääääh, nein, wirklich, der Gedanke daran war einfach zu widerlich.
Da dachte ich schon lieber an Tante Evelyn.
»Gute Neuigkeiten«, sagte ich, als Charly mir die Tür öffnete. »Ich kann wieder zurück in meine Wohnung.«
Charly sah entsetzt aus. »Zurück in dieses schreckliche Loch? Bist du
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