fuer Liebende
Arbeiten ist die beste Ablenkung, und Du tust wenigstens etwas Produktives.
Mike
Betrifft: Weihnachten
Von: Gruber Bestattungen
Datum: 25 . 12 . 2012 15:46
Hannah,
schon wieder versetzt. Warst Du wenigstens fleißig?
Merry Christmas.
Mike
Betrifft: Demaskierung
Von: H. Zimmermann
Datum: 26 . 12 . 2012 18:39
Mike,
was heißt hier versetzt? Ich hatte den Eindruck, Du wärst mit Deinen Rauschgoldengeln lieber allein.
Ich habe mich mit Pizza, Lebkuchen und Rotwein eingedeckt, habe bei »Ist das Leben nicht schön« auf Birgit angestoßen und ein bisschen geheult, und außerdem – geschrieben.
Fertig!
Ich habe die Geschichte bereits an meine Agentin geschickt. Natürlich ist sie nicht lang genug für einen Roman, aber sie ist ein guter Anfang. Und wenn meine Agentin damit einen Verlag ködern kann, werde ich das Ganze ausarbeiten und die Geschichte der beiden weiterschreiben.
Hannah
PS: Jean hat angerufen: Die Sklavenauktion steigt am Samstag.
Anhang:
Maskerade
(Ende)
Helena hastete die Treppenstufen hinauf. Vor ihr her tanzte der Kegel ihrer Taschenlampe, hinter ihrer verblasste das Flackern der Neonröhre im Keller.
»So schnell entkommst Du mir nicht!«, rief ihr Mark Taylor aus dem Keller hinterher. Es war keine Drohung, sondern eine Feststellung.
Helena stolperte und wäre beinahe hingefallen, wenn sie sich nicht in letzter Sekunde am Geländer festgehalten hätte. Dumm nur, dass ihr dabei die Taschenlampe aus der Hand fiel, auf dem Metallgitter der Treppe aufschlug und über den Rand kullerte. Helena blieb stocksteif stehen. Vor ihren Augen tanzten bunte Farbflecke in der Dunkelheit. Von unten aus dem Keller drang das Geräusch von Metall auf Metall. Und dann ein triumphierender Aufschrei. Mark Taylor hatte sich befreit.
Ängstlich riss Helena die Augen auf und versuchte, die Dunkelheit zu durchdringen. Langsam schälten sich aus der Schwärze Schatten hervor. Helle und dunkle Umrisse. Und dann blitzte es erneut. Geblendet schloss Helena die Augen. Der Donner, der kurz darauf folgte, klang laut und wütend. So musste sich der Sturm auf die Bastille angehört haben, in der de Sade eingekerkert gewesen war.
Helena tastete sich die letzten Treppenstufen empor. Was
genau
hatte sie befreit, da unten im Keller? Mann oder Bestie? Ein schönes, böses Tier?
Als sie hinter sich ein Krachen aus dem Keller hörte, wandte sie sich nach links und lief los. Ihre Schritte hallten in der leeren Halle wieder, ein erneutes Donnergrummeln ertönte, konnte jedoch nicht das dumpfe Geräusch von Stiefeln auf der Kellertreppe überdecken.
Mark hatte die Verfolgung aufgenommen.
Helena umklammerte ihre Schultertasche fester und versuchte sich zu orientieren. Ihr Herz schlug wie verrückt, in ihren Ohren hörte sie ein hohes Rauschen. Das schwache Licht, das von draußen durch die hohen Fenster hereindrang, verlieh allen Gegenständen in ihrer Nähe etwas Bedrohliches. Was würde geschehen, wenn sie sich erwischen ließ? Würde Mark ihr gewaltsam die Maske vom Gesicht reißen, sie erkennen und aus Rache für das, was sie ihm angetan hatte, für ihre Entlassung sorgen? Aus Helena war unversehens wieder Lena geworden. Das »Pudermäuschen«. Ihre Angst hatte sie fest im Griff. Die Schritte, die hinter ihr die Kellertreppe hochpolterten, wurden immer lauter. Und dann plötzlich verstummte sie. Mark war in der Halle angekommen und schien zu lauschen.
Lena stand ganz still und lauschte ebenfalls.
»Mylady, wo bist Du? Lauf doch nicht weg. Wir zwei sind noch nicht fertig miteinander.«
Seine Stimme wurde lauter und wieder leiser. So als würde er den Kopf in verschiedene Richtungen drehen, um nach ihr Ausschau zu halten.
Lena drückte sich an die kalte, raue Wand. Das Mauerwerk fühlte sich feucht und krümelig an unter ihren Händen. Wohin jetzt? Was tun? Mit plötzlichem Schrecken begriff sie, dass sie in die falsche Richtung gelaufen war. Statt an der Kellertreppe nach rechts abzubiegen, zum Ausgang, war sie wie selbstverständlich nach links abgebogen, wo es zum Maskenbildner-Raum ging. Der einzige Ort, an dem sie sich in diesem alten Gemäuer wirklich sicher fühlte.
»So wie Du hat mich noch keine Frau in der Luft hängen lassen«, sagte Mark Taylor, und in seiner Stimme schwankte ein leises Lachen mit. »Ich möchte Dich gerne näher kennenlernen.«
Erstaunt registrierte Lena, dass sie genauso empfand. Den Mann, der da unten im Keller von seiner Jugend erzählt hatte, den würde sie auch gerne näher
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