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Fürchte dich nicht!

Fürchte dich nicht!

Titel: Fürchte dich nicht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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von etwa einem Quadratmeter Grundfläche. »Die Maus ist verängstigt, weil sie in diesem Raum Erfahrung mit schmerz-haften Elektroschocks gemacht hat. Die körperlichen Symptome der Furcht lassen sich messen: erhöhter Adrenalinausstoß, erhöhter Blutdruck und ebenso erhöhte Herzfrequenz. Und hier …« Ein weiterer Klick, jetzt lief eine Maus in der Schachtel umher und erkundete neugierig die Seitenwände. »… sehen Sie eine Maus, die der gleichen Elektroschockbehandlung unterzogen wurde wie die erste. Allerdings haben wir ihr anschließend eine Substanz injiziert, die die Methylierung des entsprechenden Genabschnitts blockiert. Mit anderen Worten: Die Maus verhält sich so, als wäre nichts passiert. Sie weiß zwar, dass ihr in diesem Raum etwas Unschönes zugestoßen ist, aber die Proteine, die bei Maus Nummer eins körperliche Reaktionen hervorrufen, werden nicht aktiviert.«

    »Wahnsinn«, sagte Geis.
    Walter schaute ihn irritiert an. »So kann man es auch ausdrücken. Sie verstehen sicher, welche Chancen sich hier eröffnen. In Zukunft wird es möglich sein, Opfer von Gewaltverbrechen, von Vergewaltigungen oder brutalen Überfällen noch im Krankenhaus entsprechend zu behandeln, sodass psychische Nachwirkungen völlig ausbleiben. Bedenken Sie, dass viele Geschädigte jahre-, manchmal sogar lebenslang unter den Folgen leiden.«
    De Monti lachte bitter. »Aber bis das Verfahren für die Menschheit tauglich ist, wird es, nehme ich an, noch eine Weile dauern.«
    »So ist es«, bestätigte der Professor. »Mäuse und Menschen unterscheiden sich eben doch in manchen Dingen, deshalb lässt sich nicht ohne Weiteres von den einen auf die anderen schließen. Und bevor Versuche mit Menschen erlaubt werden – das wissen Sie selbst –, müssen sehr viele Voraussetzungen erfüllt sein.«
    »Was geschieht eigentlich mit den Mäusen?«, fragte Geis.
    »Mit welchen?«
    »Mit den Versuchstieren.«
    »Die bleiben hier. Bis zu ihrem Tod. Und auch danach kommt niemand an sie heran. Wir haben strenge Vorschriften, die zum Inhalt haben, dass alle gentechnisch veränderten Mäuse verbrannt werden müssen.«
    »Eine Maus kann also nicht einfach verschwinden?«
    »Auf keinen Fall. Jede Maus ist markiert und registriert. Wir würden merken, wenn eine fehlt.«
    »Und das ist noch nie vorgekommen?«
    Walter zog die Augenbrauen hoch. »Ich verstehe, worauf Sie hinauswollen. Sie denken, das mutierte Virus ist durch unsere Mäuse in die Welt gelangt. Wissenschaftlich äußerst fragwürdig und praktisch unmöglich. Abgesehen von Aufenthalten in der Mäuseklinik …«
    »Im Ernst?« Geis lachte auf. »Es gibt Mäusekliniken?«
    Außer ihm fand das niemand komisch. Walter wirkte konsterniert und de Monti wurde sogar ein bisschen rot. »Herr Geis ist neu im Institut, er arbeitet sich noch ein.«
    »Tja, Herr Kollege …«, die Ironie war nicht zu überhören, »… ich will das mal für Sie verständlich ausdrücken: Uns fehlen die notwendigen tiermedizinischen Geräte, um die Mäuse vor und nach den Experimenten auf Herz und Nieren zu überprüfen. Deshalb schicken wir sie zu einer darauf spezialisierten Klinik in Ochtrup. In einem hermetisch abgeschlossenen Fahrzeug einer Sicherheitsfirma. Selbstverständlich kann es passieren, dass die Tiere während der Fahrt oder in der Klinik verenden. In solchen Fällen werden sie in Ochtrup verbrannt.«

     
    »Wie sollte ich denn wissen, dass es tatsächlich Mäusekliniken gibt?«, sagte Geis kleinlaut, als sie das Institutsgebäude verließen.
    »Professor Walter wird ohnehin bald erfahren, dass ich suspendiert bin«, gab de Monti zurück. »Es spielt also keine Rolle.«
    Langsam gingen sie zur Straße. Geis spürte, wie das Schweigen mit jedem Schritt an Bedeutung gewann. Sie mussten miteinander reden. Nur traute sich keiner von beiden, den Anfang zu machen.
    »Das da drin hätten Sie auch ohne mich geschafft. Warum wollten Sie, dass ich nach Münster komme?«
    »Weil …« Sie wandte den Kopf ab und betrachtete die Bäume, die seitlich der Auffahrt in einer ordentlichen Reihe standen. »Weil ich gestern Abend eine Panikattacke hatte. Weil Sie mir allein dadurch helfen, dass Sie da sind. Und weil … ich Sie mag.« Sie federte herum, bleich, verletzt und wütend. »Sonst noch Fragen?«
    »Ja. Was machen wir jetzt?«
    »Sie sind der Polizist. Was schlagen Sie vor?«
    »Als Polizist würde ich mir die Mäuseklinik genauer angucken. Von allem anderen habe ich sowieso nichts verstanden.«
    Dann

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