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Fuerchte nicht das tiefe blaue Meer

Fuerchte nicht das tiefe blaue Meer

Titel: Fuerchte nicht das tiefe blaue Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: April Genevieve Tucholke
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holen.«
    River wandte sich zum Herd und schenkte sich Espresso nach. Aber bevor er sich umdrehte, sah ich ihn lächeln. Nur ganz flüchtig, sodass ich schon dachte, ich hätte vielleicht geblinzelt und sein Lächeln bloß in meiner Vorstellung gesehen. Ich hielt ihm meine Tasse hin, damit er mir ebenfalls nachschenkte.
    »Ach, Violet.« Luke rieb sich übers Kinn, auf dem immer noch kein richtiger Bart sprießen wollte. Wahrscheinlich bildete er sich ein, diese Geste würde ihn reif und erfahren wirken lassen. Was nicht der Fall war. »River hat doch schon gesagt, dass er nichts gesehen hat. Es wäre also pure Zeitverschwendung, noch mal in den Tunnel zu gehen. Sunshine hat einfach wie ein typisches Mädchen reagiert. Sie hat sich in die Geschichte reingesteigert, die du von Blue erzählt hast, und ist hysterisch geworden.«
    »Vor zwei Stunden warst du aber noch anderer Meinung. Da wolltest du die Polizei rufen.«
    Statt darauf einzugehen, stellte Luke seine Tasse ab, hob die Arme und streckte sich ausgiebig. Seine Oberarmmuskeln wirkten so hart und aufgepumpt, dass es absolut lächerlich aussah. River, der neben ihm stand, hatte dagegen den geschmeidigen, sehnigen Körper eines Menschen, der von Natur aus perfekt gebaut ist. Lukes T-Shirt war zwei Nummern zu klein, seine Jeans zwei Nummern zu groß. River passten seine Kleidungsstücke wie angegossen, als wären sie für ihn maßgeschneidert worden. Was sie möglicherweise tatsächlich waren.
    »Ich hab vielleicht einen Muskelkater, Mann«, stöhnte Luke und rieb sich die Brustmuskeln. »Hab’s mir beim Gewichtheben heute Morgen ordentlich gegeben.«
    »Soll ich dir mal was sagen, Luke?«, entgegnete ich. »Deine Muskeln interessieren hier niemanden. Und glaub bloß nicht, ich hätte nicht gemerkt, dass du das Thema gewechselt hast. Wenn du ablenken willst, solltest du es vielleicht mit etwas anderem als Gewichtheben versuchen.«
    Luke grinste und freute sich offensichtlich darüber, dass er es geschafft hatte, mir auf die Nerven zu gehen. »Maddy findet meine Muskeln interessant. Sogar sehr interessant. Apropos Maddy – in einer halben Stunde ist ihre Schicht zu Ende, und wenn ich und meine Muskeln sie nicht rechtzeitig abholen, erlaubt sie mir womöglich nicht, Stufe zwei mit ihr zu erklimmen. Hat mich gefreut, River. Schön, dich an Bord von Citizen Kane zu haben. Schaust du dir heute Abend den Film an?«
    »Welchen Film?« River lehnte sich an die Küchentheke.
    »Im Sommer werden im Park regelmäßig Filme gezeigt«, kam ich Luke zuvor. »Heute Abend um acht läuft Casablanca . Ich packe meistens einen Picknickkorb, und wir gehen gern rechtzeitig los, um einen guten Platz in der Nähe der Leinwand zu ergattern.«
    »Solltest du dich nicht lieber um Sunshine kümmern?« Luke imitierte River, indem er sich ebenfalls an die Küchentheke lehnte, und sah ihn an. »Ich wollte bei Maddy im Café eine Flasche Wodka mitgehen lassen als Proviant für den Film. Ist mir tausendmal lieber als so ein dämliches Picknick. Was meinst du, River? Wäre es nicht besser, wenn Violet zu Hause bleiben und uns Männer unseren Spaß haben lassen würde?«
    River fuhr sich durch seine dunklen Haare und lächelte. »Warum begleiten wir Luke nicht in die Stadt und versuchen diesmal wirklich einkaufen zu gehen, Violet? Ohne Zwischenstopps an irgendwelchen Tunnels oder anderen unheimlichen Ecken. Wir besorgen ein paar leckere Sachen fürs Picknick, und was die Getränke angeht … ich hab im Wagen noch eine Flasche Brandy. Ich selbst trinke eigentlich nur ganz selten und hatte ihn für eine besondere Gelegenheit aufgehoben, aber du kannst ihn gern haben, Luke.«
    Luke schüttelte den Kopf. Er nahm es River bestimmt übel, dass er sich weigerte, sich gemeinsam mit ihm über mich und mein Picknick lustig zu machen. Und dass er nicht trank. Luke war der Meinung, dass man nur dann ein echter Kerl war, wenn man Alkohol vertrug.
    »Ist schon okay«, sagte er. »Heb die Flasche ruhig weiter auf. Ich trinke eigentlich auch nicht besonders viel. Nur heute Abend hätte ich Lust dazu gehabt, weil die alten Schwarz-Weiß-Schinken, die sie im Freiluftkino zeigen, so lahm sind, dass ich einschlafe, wenn ich nichts trinke.«
    »Ehrlich gesagt, ist Casablanca einer meiner Lieblingsfilme.« River warf mir einen Seitenblick zu, und ich bemerkte, dass es um seine Mundwinkel leicht zuckte. »Ich habe ihn bestimmt schon ein Dutzend Mal gesehen – immer stocknüchtern und ohne einzuschlafen.«
    Luke

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