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Fürchtet euch

Fürchtet euch

Titel: Fürchtet euch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wiley Cash
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Klappe mit seinem Stiefel schloss und anschließend hinter mir den Metallstuhl wieder aufstellte. Ich hielt noch immer die Augen geschlossen, weil ich zu viel Angst hatte, sie zu öffnen, und ich blieb auf dem Boden knien, die Hände dicht unter dem Kinn, als würde ich beten. Ich hörte seine Schritte wieder um mich herum nach vorne kommen, dann bückte er sich, verriegelte die Klappe und hob die Kiste am Griff hoch. Ich merkte, dass er genau vor mir stand, weil ich ihn laut atmen hörte, aber ansonsten war wieder alles still, so still, dass es fast schien, als wäre gar nichts geschehen.
    »Ich hoffe, ich sehe Sie am Sonntag«, sagte er schließlich. »Falls Sie Lust haben, kommen Sie doch herein und feiern Sie mit uns den Gottesdienst.«
    Ich blieb, wo ich war, ganz vorn in der Kirche auf den Knien, und lauschte auf seine Schritte, die sich den Gang hinunter Richtung Tür entfernten. Ich hörte, wie er sie öffnete und nach draußen trat, und im selben Moment spürten meine Augen den grellen Lichtschein, der hereinfiel, obwohl ich sie noch immer ganz fest zugedrückt hielt. Er war draußen, aber ich rührte mich weiterhin nicht von der Stelle. Ich rührte mich auch dann noch nicht, als ich hörte, wie er den Motor seines Wagens aufheulen ließ, wie er auf die Straße bog und Richtung Highway fuhr. Als ich mir sicher war, dass er nicht zurückkommen würde, öffnete ich schließlich die Augen, um mich zu orientieren. Aber da die Tür wieder zugefallen war, fiel kein Licht mehr herein, so dass meine Augen sich erst wieder an die Finsternis gewöhnen mussten, die sich der Kirche erneut bemächtigt hatte.

2
    Jess Hall
    Ich folgte Joe Bill den Fluss weiter hinunter als je zuvor. Wir kamen bis zur Brücke und stießen auf einen neuen Pfad, der vom Ufer weg durchs helle Sonnenlicht über die Straße zum Wald auf der anderen Seite führte. Wir stapften die Bahngleise entlang, wo du riechen konntest, wie die staubigen Schwellen in der Hitze austrockneten, und dann tauchten wir zwischen die Bäume und krochen durch Gestrüpp und über morsche Stämme, und keiner sagte ein Wort, bis wir im Schatten am Waldrand standen und über die Wiese auf die Rückseite der Kirche starrten.
    Durch die Hitze waren meine Haare und mein Hemd klatschnass vor Schweiß, und ich dachte, wenn ich irgendwem erzählen würde, ich wäre in voller Montur im Fluss getauft worden, dann würde der das glauben. Ich spürte, wie mir der Schweiß unter der Bluejeans an den Beinen runterlief, und ich wusste, wenn er trocknete, würde er anfangen zu jucken. Ich zog das Hemd aus der Hose und wischte mir damit übers Gesicht, und dann stopfte ich es wieder in die Jeans, weil Mama uns ständig ermahnte, das Hemd in der Hose zu lassen, solange wir in der Kirche waren. Sie sagte immer, Joe Bills Mama wäre es völlig egal, wie er in der Kirche aussah, und ich schätze, sie hatte recht, weil er sich nämlich das Hemd aus der Hose gezogen und sogar noch ein paar Knöpfe aufgemacht hatte. Er griff nach einem dicken Ast über seinem Kopf, zog ihn runter und hielt ihn fest. Ich sah mich auch nach einem Ast um, den ich runterziehen und festhalten konnte, aber da war keiner, an den ich rankam. Joe Bill war elf und ich erst neun, und das hieß, dass er nicht bloß zwei Jahre älter war als ich, er war auch zwei Jahre größer.
    Ich schaute zu, wie ein heißer Wind in unsere Richtung über die Wiese wehte und durch das hohe Gras rauschte. Ich sah zu Joe Bill rüber, als die Brise ihm die Haare aus der Stirn blies. Seine Haare waren blond, aber im Schatten sahen sie fast so braun aus wie meine, weil sie vom vielen Schwitzen ganz nass waren. Er sah zu mir rüber und ließ den Blick dann wieder über die Wiese schweifen.
    »Da ist es«, sagte er und nickte Richtung Kirche.
    Ich spähte über die Wiese, aber ich wusste nicht, wohin genau ich gucken sollte, weil ich die Kirche noch nie von hinten gesehen hatte. Auf der Vorderseite hatte sie große Fenster, die irgendwer von innen mit Zeitungen zugeklebt hatte, und zwar vor so langer Zeit, dass sie von der Sonne ganz gelb geworden waren. Auf der Rückseite war nur ein Fenster mit einem verrosteten alten Klimagerät drin.
    »Genau da«, sagte Joe Bill. Er hob die Hand und zeigte mit dem Finger über die Wiese auf das Klimagerät in dem Fenster. Es war rechts und links mit ziemlich morsch aussehenden Brettern befestigt, aber es sah so schwer aus, als könnten die Bretter es kaum halten. »Siehst du’s?«, fragte Joe

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