Funkelnd wie ein Diamant
Mann!
Dann fiel ihr ein, dass ihre Familie Geld hatte. Viel Geld. Und Einfluss. Und Ansehen.
So etwas konnte Männer auf verrückte Gedanken bringen.
Sie hoffte, dass ihr Cowboy anders war. Wer auf einer Ranch arbeitete, führte meistens ein einfaches Leben und empfand eine gesunde Verachtung für die Welt, in der Paiges Familie lebte.
Sie wollte den Mann nur kennenlernen, das Beisammensein mit ihm genießen und wenigstens für eine Weile daran glauben, dass sie mit ihm glücklich werden konnte.
Wann hatte sie sich zuletzt so gefühlt?
Beinahe hätte sie gesungen, als sie aufstand und losging, um ihn zu suchen.
Ein Blick auf die Uhr zeigte, dass es erst fünf war. Das Morgengrauen machte seinem Namen alle Ehre, und weder der Regen noch der Wind hatten nachgelassen.
Sie suchte von einem Ende des Felsvorsprungs bis zum anderen, aber er war nicht da.
Einige Sekunden später tauchte aus dem Nebel eine geisterhafte Erscheinung auf. Die Gestalt war klitschnass, so viel war zu erkennen. Dann blieb sie stehen, und Paige hätte schwören können, dass der Mund sich zu einem breiten Lächeln verzog.
„Gut geschlafen, Red?“
„Ja. Du auch?“
„Ich hatte schöne Träume und eine Frau auf mir. Ja, ich habe sehr gut geschlafen.“
So hatte sie geschlafen? Auf ihm?
Es musste wahr sein, denn sie hatte schon mal auf hartem Felsboden geschlafen und wusste, wie ihr Körper danach schmerzte. An diesem Morgen fühlte er sich jedoch erholt und entspannt an. „Das tut mir leid“, sagte sie.
„Ich beklage mich nicht.“
„Nein, aber … du hast auf dem Boden geschlafen. Ich hatte es bequemer.“
„Na ja, dafür kannst du dich gern revanchieren, Red.“
Und dann lachte Paige, wie sie seit Jahren nicht mehr gelacht hatte. Es war ein gutes Gefühl. „Also, wo ist dein weiches, warmes Bett, und wie kommen wir hin?“
„Mein Bett steht etwa fünf Meilen von hier. Luftlinie. Also werden wir uns mit der Jagdhütte begnügen müssen, von der ich dir erzählt habe. Ich bin froh, dass du Stiefel anhast. Ist dein Overall wasserdicht?“
Sie nickte.
„Gut. Dann schaffst du es durch den Regen.“
„Und du wirst klitschnass“, sagte sie und betrachtete das Shirt, das an ihm klebte, genau wie das dunkle Haar.
„Das bin ich schon. Ich werde es überleben. In der Hütte machen wir Feuer und können uns gegenseitig abtrocknen. Klingt das verlockend?“
„Ja, das tut es.“
Es klang sogar sehr verlockend.
Sie zog den Overall an, und er half ihr beim Zusammenpacken. Er trug ihren großen Rucksack, sie den kleinen, und sie wagten sich in den Regen hinaus.
Wenigstens blitzte es nicht mehr.
„Der Wind ist nicht heftiger geworden“, sagte sie. „Heißt das, der Sturm zieht nicht weiter?“
„Er ist direkt über uns, würde ich sagen.“
Das war nicht gut.
Ein Wirbelsturm brachte jede Menge Regen mit sich, aber wenigstens zog er schnell weiter.
Manchmal traf er jedoch über Land auf einen aus der anderen Richtung kommenden Sturm. Dann blockierten sie sich gegenseitig, und der Wolkenbruch war doppelt so heftig und konzentrierte sich auf einen Landstrich.
Die Wassermassen konnten zu Überschwemmungen führen, vor allem in einem so flachen und normalerweise trockenen Bundesstaat wie Texas.
„Warten hat keinen Sinn, Red. Ich glaube nicht, dass dieser Sturm so bald weiterzieht. Wir müssen uns hindurchkämpfen. Wir bleiben auf dieser Seite der Hügelkette. Die liegt höher als die andere. Wahrscheinlich wirst du den Pfad nicht erkennen, aber glaub mir, er ist da. Ich weiß es. Ich bin auf dieser Ranch aufgewachsen und kenne sie wie meine Hosentasche. Die Hütte liegt etwa anderthalb Meilen von hier. Bleib dicht bei mir und schrei, wenn du Hilfe brauchst. Okay?“
Sie nickte. „Okay.“
Er hatte recht. Vom Pfad war tatsächlich nichts zu sehen, aber der Cowboy schien genau zu wissen, welchen Weg sie nehmen mussten. Links von ihnen war der Bach, an dem sie ihn mit seinem Pferd beobachtet hatte, zu einem reißenden Fluss angeschwollen. Der Boden war rutschig, und trotz ihrer Stiefel glitt Paige immer wieder aus. Der Regen tropfte von ihrem Hut und rann in den Kragen ihres Overalls. Schon nach kurzer Zeit waren ihr Pullover, das Top und sogar die Socken durchnässt.
Sie wollte lieber nicht darüber nachdenken, was passiert wäre, wenn der Mann sie nicht aus der Mine geholt hätte. Es wäre eine lange, einsame Nacht geworden, an die Felswand gekauert, halb tot vor Angst. Vielleicht hätte sie versucht, zum Jeep
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