Funkelnd wie ein Diamant
Schwierigkeiten, aber Blake behauptete, dass er Herr der Lage sei. Dasselbe würde ihr stolzer und sturer ältester Bruder aber auch dann sagen, wenn der Weltuntergang kurz bevorstand. Er wäre überzeugt, die Welt ganz allein retten zu können.
Paige war fest entschlossen, ihm zu helfen.
„Blake, ich mache meinen Doktor in Geologie und weiß, was ich tue. Außerdem war ich vor ein paar Wochen in der Mine, um den Bericht der Archäologen nachzuprüfen und sicherzustellen, dass ich die richtige Ausrüstung habe. Vertrau mir. Es wird alles gut.“
Und falls ausgerechnet der Cowboy sie dabei erwischte, sollte ihr das auch recht sein. Sie war zuversichtlich, dass sie sich herausreden und von der Ranch verschwinden konnte, bevor Travis Foley von ihrem ungebetenen Besuch erfuhr.
„Ich habe gehört, dass die Foleys an diesem Wochenende ein großes Familientreffen veranstalten. Also dürfte Travis Foley schon im Flugzeug nach Dallas sitzen. Seinetwegen brauchst du dir keine Gedanken zu machen.“
„Gut.“ Diesem Mann wollte Paige nun wirklich nicht über den Weg laufen.
„Aber was ist mit dem Wetter?“, fragte Blake. „Die Vorhersage ist nicht gerade ermutigend. Die Ausläufer des Wirbelsturms über dem Golf …“
„Die erreichen die Gegend nördlich von hier erst morgen. Ich habe einen Blick aufs Wetterradar geworfen. Ich gehe jetzt hinein und bin wieder weg, bevor es kritisch wird. Du machst dir zu viele Sorgen, Blake“, beruhigte sie ihren Bruder. „Ich melde mich morgen früh.“
Travis Foley stieg wieder aufs Pferd und ritt zu dem Felsvorsprung hinauf, hinter dem sich der Eingang der alten Mine verbarg. Hierher, in einen der abgelegensten Winkel der Ranch, die schon seinem Großvater gehört hatte, zog er sich zurück, um nachzudenken und seiner harten körperlichen Arbeit nachzugehen. An diesem Ort war er schon als Kind am liebsten gewesen.
Der Rest seiner Familie verstand ihn einfach nicht, und Travis verstand sie nicht. Sie waren Ölmanager und Politiker, wichtige Menschen in einer Welt, die sie für die einzig wahre hielten.
Für Travis war das hier die Welt, von der er immer geträumt hatte. Es war genau das Leben, das er führen wollte. Er wünschte, sie alle würden ihm den Frieden lassen, den er auf der Ranch gefunden hatte.
Aber seit man das alte spanische Schiffswrack im Golf von Mexiko gefunden hatte, redeten sämtliche Leute, die er kannte, nur noch vom Santa-Magdalena-Diamanten, der angeblich so groß und so wertvoll wie der berühmte Hope-Diamant war.
Einer von Travis’ Vorfahren, Elwin Foley, war an Bord gewesen, als das Schiff Anfang des 19. Jahrhunderts sank. Mitsamt dem Edelstein und einer Schatztruhe voller alter spanischer Silbermünzen. Niemand wusste genau, was passiert war. Entweder war der Diamant mit untergegangen, oder einer der Überlebenden hatte ihn an sich genommen. Jedenfalls war der Stein nie wieder aufgetaucht.
Travis’ Vorfahr hatte überlebt und die Ranch gekauft, die Travis jetzt bewirtschaftete. Er hatte dort nach Silber geschürft und ganz sicher nicht so gelebt wie jemand, der mit Diamanten ein Vermögen gemacht hatte. Im Gegenteil, er hatte hart gearbeitet und war bei einem Unfall in der Mine ums Leben gekommen, noch bevor er auf Silber gestoßen war.
Seinen Sohn Gavin hatte es noch härter getroffen – nach einer schweren Kindheit, in der seine Mutter ihn allein aufgezogen hatte, war er der Spielsucht verfallen und hatte die Ranch und die Schürfrechte beim Pokern an einen Mann namens Harry McCord verloren.
Travis fand es schrecklich, dass seine Familie und die McCords nach all den Jahren noch immer verfeindet waren. Gavin Foley hatte immer behauptet, von Harry McCord beim Pokern betrogen worden zu sein. Und als wäre das nicht schlimm genug, hatten die McCords wenig später auf der Ranch ein Silbervorkommen entdeckt und waren quasi über Nacht zu einer der reichsten Familien in Texas geworden.
Travis war das alles vollkommen egal. Seine Familie hatte es wenige Jahre später im Ölgeschäft zu Geld gebracht. Keiner von ihnen litt Not. Er missgönnte den McCords das Vermögen nicht, zu dem sie es erst mit Silber, dann mit Juwelen gebracht hatten.
Was er ihnen jedoch keinesfalls gönnte, war diese Ranch.
Denn wie sein Großvater vor ihm lebte er auf dem Land, schuftete und schwitzte, ohne dass es ihm jemals gehören würde.
Besitzer waren die McCords dank eines schlechten Blattes oder gezinkter Karten bei einer Pokerrunde vor über hundert Jahren,
Weitere Kostenlose Bücher