Funkelnd wie ein Diamant
je nachdem, welcher Version der Legende man glaubte.
Um die Familienfehde zu beenden, hatte Eleanor McCord die Ranch vor zwanzig Jahren an Travis’ Großvater verpachtet, und Travis hatte sie vor zehn Jahren übernommen, aber eben nur als Pächter, nicht als Eigentümer. Und darüber wollte er lieber nicht zu lange nachdenken, weil er sonst wahrscheinlich ein Magengeschwür bekäme.
Leider blieb ihm jetzt nichts anderes übrig, denn der Trubel um den dämlichen Diamanten und die Familienfehde hatte von vorn begonnen.
Schatzsucher hatten im Golf von Mexiko im Wrack des gesunkenen spanischen Schiffs alte spanische Edelsteine gefunden.
Aber der Santa-Magdalena-Diamant war nicht darunter gewesen.
Und seitdem kursierte wieder das Gerücht, dass der berühmte Diamant nicht untergegangen, sondern gestohlen worden war – und zwar von Edwin Foley, der dieses Land zu einer Ranch gemacht und den Rest seines Lebens darauf verbracht hatte.
Deshalb vermuteten viele Menschen, dass der Stein sich noch immer hier befand.
Dauernd tauchten Schatzsucher, Edelsteinsammler und sogar Juwelendiebe auf Travis’ Ranch auf und suchten nach dem verfluchten Diamanten. Wussten diese Idioten denn nicht, dass er jedem, dem er gehörte, nichts als Unglück brachte?
Nicht, dass sie sich dadurch abschrecken ließen. Als hätte Travis im November nichts Besseres zu tun, als Leute davon abzuhalten, sich den Hals zu brechen, seine Rinder in Panik zu versetzen, die Zäune zu beschädigen oder sich von Schlangen beißen zu lassen.
Seit das Schiffswrack entdeckt worden war, hatten er und seine Männer schon fünf Eindringlinge vertrieben.
Noch schlimmer – Travis’ Familie war überzeugt, dass die McCords etwas im Schilde führten und vielleicht sogar schon jemanden auf den Diamanten angesetzt hatten.
Hatte Gavin Foley nach dem Verlust der Ranch den Stein gefunden und ihn dann hier für einen seiner Nachfahren versteckt, wenn sie das Land irgendwie wieder in ihren Besitz gebracht hatten? Und waren die McCords nach all den Jahren zufällig auf einen Hinweis gestoßen, wo sich das Versteck befand?
Travis bezweifelte es, seine Familie nicht.
Er selbst wollte mit der Fehde nichts zu tun haben, hatte jedoch versprochen, die stillgelegte Silbermine täglich zu kontrollieren. Vor einigen Wochen hatte er am Eingang Fußspuren entdeckt. Er war einige Meter weit hineingekrochen, hatte aber sonst nichts Verdächtiges gefunden.
Trotzdem, irgendjemand hatte sich unbefugt Zutritt zur Mine verschafft.
Seitdem ritt Travis an jedem Nachmittag hier vorbei.
Heute schien alles ruhig zu sein.
Er stieg aus dem Sattel, ging unter dem langen, breiten Felsvorsprung zum Eingang und lauschte.
Nichts. Keine ungewöhnlichen Geräusche. Die einzigen Fußspuren stammten von ihm selbst. Mit einem Rechen, den er im Gebüsch versteckt hatte, beseitigte er sie.
Doch als er danach einen kräftigen Schluck aus seiner Wasserflasche nahm, beschlich ihn das eigenartige Gefühl, dass er nicht allein hier draußen war, und dass jemand ihn beobachtete.
Dieses Gefühl hatte er vorhin schon gehabt. Unten am Bach. Als er den Schmutz aus dem üblen Kratzer wusch, den er sich bei der Reparatur des zerschnittenen Stacheldrahtzauns zugezogen hatte.
Niemand hatte das Recht, ihn heimlich zu beobachten. Jedenfalls nicht hier. So weit das Auge reichte, gehörte das Land zur Ranch, und wenn jemand es ohne seine Erlaubnis betreten hatte und ihm nachspionierte, würde Travis ihn finden und zur Rede stellen.
2. KAPITEL
Paige musste zugeben, dass sie sich gern hier draußen aufhielt. In letzter Zeit hatte sie viel zu lange am Computer gesessen und an ihrer Doktorarbeit geschrieben. Eigentlich sollte sie ihrem Bruder Blake dankbar sein, dass er sie hergeschickt hatte.
Als hochqualifizierte Geologin und leitende Edelsteinkundlerin im Juwelenimperium ihrer Familie faszinierte sie die Vorstellung, einen Stein zu finden, der es an Größe und Reinheit angeblich mit dem berühmten Hope-Diamanten aufnehmen konnte. Natürlich würde sie damit auch das angeschlagene Unternehmen McCord Jewelers retten, aber daran dachte sie in diesem Moment nicht.
Jeder, der wie sie um die Welt reiste und nach den in der Erde verborgenen Schätzen suchte, träumte von so einem Fund.
Jetzt stand Paige vor dem Eingang der Mine, und vor Aufregung klopfte ihr Herz so heftig, dass sie nach Luft schnappen musste.
Sie nahm den großen Rucksack ab, holte den Helm mit der LED-Leuchte heraus, schaltete sie ein und legte
Weitere Kostenlose Bücher