Funkelnd wie ein Diamant
versucht hatte, die Geschichte ihrer Familien zu verdrängen, damit sie beide zusammen sein konnten.
Und wie sie sich ihm hingegeben hatte …
Hemmungslos. Sie hatte ihm alles gegeben.
Sogar ihr Herz.
Sie hatte ihm in seiner Bibliothek einen Striptease vorgeführt und auf dem Teppich vor dem Kamin mit ihm geschlafen, wie eine Frau, die verrückt nach ihm war.
Und er …
Paige hatte keine Ahnung, was Travis für sie empfand. Sie wusste nicht mehr, ob sie seinen Worten glauben durfte.
Konnte ein Mann wirklich vergessen, dass sein Bruder die Schwester von Paige verführen wollte, um ihr Informationen zu entlocken?
Allerdings musste sie zugeben, dass auch sie gar nicht mehr richtig zuhörte, wenn ihre Familie sich mal wieder über ihr Dauerthema ausließ – die Fehde mit den Foleys. Die Feindseligkeit war schwer zu ertragen, und oft war Paige es einfach leid.
Sie wollte Travis glauben, dass es ihm genauso so erging. Und es stimmte, dass er sie nicht verführt hatte. Es sei denn, er war noch geschickter, als sie sich vorstellen konnte – und sie so naiv, dass sie gar nicht gemerkt hatte, was er mit ihr machte. Ihr war es wirklich so vorgekommen, als würde er ihre Gefühle so erwidern, wie er behauptete.
Paige presste das Gesicht aufs Kissen und weinte sich in den Schlaf.
Als sie am nächsten Morgen erwachte, stand die Sonne hoch am Himmel.
Es war fast elf.
Ihr Kopf schmerzte, und ihre Augen waren gerötet. Vom Weinen tat ihr der Hals weh, und sie hatte das Bedürfnis, so lange zu duschen, bis sie Travis’ Berührungen vergaß.
Am liebsten wäre sie einfach im Bett geblieben. Aber das ging nicht. Ihre Schwester hatte ein gebrochenes Herz und war schwanger, und sie selbst musste einen Diamanten finden, wenn sie nicht wollte, dass das Unternehmen ihrer Familie in Konkurs ging.
Was für ein Glück, dass sie wenigstens das Travis Foley nicht erzählt hatte.
Aber abgesehen davon hatte er sie gar nicht verführen müssen, um sie auszuhorchen. Sie hatte ihm freiwillig alles erzählt.
Sie hatte ihm sogar gesagt, wo der Santa-Magdalena-Diamant war!
Vielleicht hatte er ihn bereits gefunden! Oder er warf sie noch heute von seiner Ranch, nahm sich die Pläne der Archäologen und machte sich selbst auf die Suche! Würde er sie hier einsperren und isolieren, damit sie ihre Familie nicht warnen konnte?
Hastig stand Paige auf, zog sich an und eilte durchs Haus.
Als sie von Tür zu Tür rannte, um zu überprüfen, ob sie abgeschlossen war, sah Marta sie an, als hätte sie den Verstand verloren. Und wenn schon. Sie war noch immer ein freier Mensch.
Aber ohne Travis’ Hilfe würde sie die Ranch nicht verlassen können. Sie brauchte ein Pferd oder einen Geländewagen.
Sie nahm den Hörer ab und lauschte.
Das Telefon funktionierte.
Wenn sie wollte, konnte sie Hilfe holen. Sie konnte ihrem Bruder alles erzählen, damit er den Eingang der Mine und den Diamanten darin bewachen ließ.
Paige begann gerade zu wählen, als Travis hereinkam. Er sah hundemüde aus und schien nicht sicher zu sein, was ihn erwartete.
„Willst du telefonieren?“, fragte er. „Ich kann in die Küche gehen, wenn du ungestört sein möchtest.“
Sie wusste nicht, ob sie ihm glauben konnte. „Du lässt mich telefonieren?“
Er runzelte die Stirn. „Natürlich. Warum denn nicht?“
„Weil ich meinem Bruder erzählen könnte, was du getan hast. Was dein Bruder getan hat. Und dass ich dir gesagt habe, wo der Diamant ist.“
„Ich dachte, das hast du längst“, gab er resigniert zurück.
Er würde sie nicht daran hindern, ihre Familie zu warnen?
Plötzlich musste Paige an ihre Mutter denken. An ihre Mutter, die sich vielleicht gerade mit Rex Foley traf.
Oh nein!
Ihre Mutter!
„Sag mir, dass das zwischen meiner Mutter und deinem Vater nichts mit dem hier zu tun hat“, bat sie Travis. „Sag mir, dass wenigstens das echt ist.“
An seiner Wange zuckte ein Muskel. „Mein Vater behauptet, dass er schon immer verrückt nach deiner Mutter war. Schon bevor sie deinen Vater kennengelernt hat. Und dass seine Gefühle für sie sich in all den Jahren nicht geändert haben. Glaub es, oder lass es bleiben. Ich kann dich zu nichts zwingen.“
Paige war nicht sicher. Sie wusste nicht mehr, was sie glauben konnte.
Und Charlie … Wie würde dies alles sich auf Charlie auswirken? Auf sein zukünftiges Verhältnis zu den Foleys?
Auch das konnte sie nicht wissen, und so beschloss sie, sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Auf sie und
Weitere Kostenlose Bücher