Funkelnde Leidenschaft
ihren Kummer bald zu verwinden. Aber sie weinte, und ihre Tränen bedrückten Hazard.
»Es ist überstanden«, verkündete er, als er in sein Zelt zurückkehrte.
»Gott sei Dank!« seufzte Blaze.
»Danke lieber Bold Ax für sein Verständnis. Wäre er kein so lebenskluger Mann, hätte es Ärger gegeben.« Stöhnend zog er sein Hemd über den Kopf, schlüpfte aus den Mokassins und fiel auf sein Lager. »Heute abend bin ich zu müde, um zu baden. Tut mir leid.«
»Das kann ich dir nachfühlen«, erwiderte sie und setzte sich zu ihm.
»Hast du gegessen?«
»Ja.«
»Auch dafür bin ich zu müde.«
»Aber du solltest dich stärken …«
Abwehrend hob er eine Hand. »Nur weil du meine einzige Frau bist, brauchst du mir keine Vorschriften zu machen.«
»Wie wär's mit ein bißchen Zärtlichkeit?« fragte sie lächelnd.
Die Augen halb geschlossen, breitete er die Arme aus, und sie schmiegte sich an ihn. »Damit bin ich einverstanden. Und das erwarte ich sogar, nachdem ich mich von dreihundert Pferden getrennt habe, um die Position meiner einzigen Ehefrau zu festigen.«
»Dreihundert Pferde?« wiederholte sie erstaunt.
»Alle bis auf Peta und deinen goldgelben Hengst.«
»Wie lieb von dir!« flüsterte sie und küßte ihn. »Also bin ich dir dreihundert Pferde wert.«
»Nicht nur du«, hänselte er sie, »vor allem der erste richtige Nachtschlaf seit achtundzwanzig Tagen.«
»Willst du wirklich die ganze Nacht schlafen?« klagte sie in gespieltem Entsetzen.
Hazard schaute die Frau an, für die er viertausend Meilen zurückgelegt, gekämpft und getötet und mit dreihundert Pferden bezahlt hatte. »Eine Stunde wenigstens?«
44
Obwohl die Wildgänse eben erst südwärts zur Wintersonne flogen, fiel der erste Schnee schon Anfang November. Hazard mußte seine Pläne, die Mine wieder begehbar zu machen, auf den Frühling verschieben. Wenn die Flüsse und Bäche zugefroren waren, würden sie nicht mehr das Wasser spenden, daß er für seine Arbeit brauchte. Bald teilte sich der Clan in kleinere Gruppen, um im Wind River Valley Schutz zu suchen, wo man jagen konnte und die Pferde genug Weidegras finden würden.
Hazard und Blaze beschlossen, allein ein Winterlager aufzuschlagen. Sie genossen ihre friedliche Zweisamkeit in einem kleinen Tal, das den beiden Pferden genug Büffelgras für die kalte Jahreszeit bieten würde. Täglich hackte er das Eis eines schmalen Bachs auf, um zu baden und Kochwasser zu holen. Für Blaze stellte er eine Wanne aus Büffelhäuten her, die er mit Talg einrieb, um sie wasserfest zu machen, und an ein Holzgestell hängte. Abends schaute er zu, wenn sie im Feuerschein badete, und beobachtete, wie sich ihr Bauch zusehends wölbte. Sie besaßen genug Lebensmittel und Brennholz, pelzgefütterte Mokassins und Felldecken. Und das Feuer im Zelt schützte sie vor Schnee und Kälte.
Um sich die Zeit zu vertreiben, lasen sie Bücher. Hazard gab seiner Frau Unterricht in seiner Muttersprache, zeigte ihr Absarokee-Spiele, und sie brachte ihm Bridge bei, mit Hilfe selbstgebastelter Spielkarten. Allmählich verbesserte sie ihre Kochkünste, obwohl er immer noch einen Großteil der Mahlzeiten zubereitete. Aus einem hohlen Baumstamm zimmerte er einen Schlitten, und an warmen Nachmittagen rutschten sie durch glitzernden Pulverschnee die Berghänge hinunter.
Dieser Winter glich einem ausgedehnten Honigmond. Fern von der Außenwelt, in Hazards wunderbarer Heimat, genossen sie ihr Glück und freuten sich auf ihr Kind.
Zu Weihnachten zuckten funkelnde Nordlichter über den klaren Sternenhimmel. Hazard brachte kleine Kiefernzweige ins Zelt, die Blaze mit roten Schleifen und Beeren schmückte. Am Heiligen Abend schaute sie mit strahlenden Augen zu, wie er ihr Geschenk aus einer Büffelhaut wickelte. Sie hatte ihre schwarzen Perlen im Blumenmuster auf seinen geliebten Tabaksbeutel genäht – mit ungeschickten Stichen, aber voller Liebe.
»So einen schönen Beutel habe ich nie zuvor gesehen«, beteuerte er. »Wenn ich ihn bei der Frühlingszeremonie trage, werden alle vor Neid erblassen. Und jetzt pack dein Geschenk aus.« Er zeigte auf ein Bündel, das er in eine große Hirschhaut gehüllt hatte. Eigentlich war es nicht für Weihnachten gedacht, aber Blaze hatte seit Wochen über das Fest geredet, und deshalb gab er es ihr schon an diesem Abend.
Ungeduldig zerrte sie an den Lederschnüren, bis er ihr half, die Knoten zu lösen. Und dann fehlten sogar der Millionärstochter die Worte. Ein prächtiger
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