Funkelnde Leidenschaft
Abolitionisten, die sich für die Abschaffung der Sklaverei einsetzten.
»Jennings hat die schönsten Uniformen nördlich von Richmond«, schwärmte Felton.
»Kein Grund, sich erschießen zu lassen.«
»Allzulange wird der Krieg sicher nicht dauern.«
»Nur bis zum Herbst«, warf Munroe ein. »Das sagen alle.«
»Denk doch an die Ruhmeslorbeeren, die du erringen kannst, Hazard!« drängte Munroe. »Sicher wird's ein Riesenspaß.«
Hazard hatte genug Menschen sterben sehen, um sich eine andere Meinung zu bilden. Aber er widersprach seinen enthusiastischen Freunden nicht. »Dann wünsche ich euch viel Vergnügen. Nach dem Studium gehe ich nach Westen. Besucht mich, wenn ihr mal in Montana seid.«
»Bitte, Hazard, wir brauchen dich!« flehte Munroe. »Wer kann so gut Spuren lesen und schießen und reiten wie du?«
»Du würdest perfekt in Jennings' Kavallerie passen«, betonte Parker.
»Tut mir leid«, erwiderte Hazard.
Aber als Major Tyler Jennings ihn am nächsten Tag persönlich aufsuchte und ihm den Rang eines Hauptmanns anbot, fiel es Hazard etwas schwerer, nein zu sagen. »Trinken wir einen Brandy und reden wir darüber, Mr. Black.«
»Nennen Sie mich Jon«, schlug Hazard vor, und da wußte Jennings, daß er mit einem vernünftigen Mann sprach. Keiner erwähnte Cornelia, denn das Reglement der Bostoner Gentlemen, das ›diskrete Affären‹ betraf, funktionierte reibungslos. Außerdem ging es im bevorstehenden Krieg nicht um Gefühle, sondern um rationale Überlegungen.
Bei einem guten Brandy kamen sie zur Sache. »Ich brauche Sie dringend, Jon«, erklärte Jennings. »Sonst wäre ich nicht hier. Ich stelle eine Kavalleriekompanie auf, und wenn Sie uns als Späher zur Verfügung stünden, könnten wir verdammt effektiv operieren. Immerhin genießen Sie einen ausgezeichneten Ruf.«
»Danke, Major. Aber ich habe Parker, Felton und Munroe bereits mitgeteilt, wie ich darüber denke. Das ist nicht mein Krieg.«
»Um die Not der Sklaven sollte sich jeder kümmern. Gerade Sie müßten mit diesen Menschen sympathisieren …« Hazards kühler Blick unterbrach den Major mitten im Satz. »Verzeihen Sie, falls ich Sie beleidigt habe«, fuhr er fort – insgeheim zufrieden, weil er einen wunden Punkt getroffen hatte und fest entschlossen, seinen Vorteil zu nutzen. »Aber bei der Army würden Sie eine Menge lernen.«
»Solche Kenntnisse kann ich auch den einschlägigen Büchern entnehmen. Und Sie werden sicher jemand anderen finden.«
»Niemanden mit Ihren Qualifikationen. Wie wir beide wissen, würde ich mich für einen anderen entscheiden, wenn ich die Wahl hätte.« Dies blieb Jennings' einzige Anspielung auf Hazards Liaison mit Cornelia. »Aber meine Leute brauchen Sie. Grünschnäbel wie Parker, Felton und Munroe würden in der ersten Woche sterben, falls ihnen keine erfahrenen Männer die Grundbegriffe des Überlebens beibringen. In den Bostoner Salons lernt man so was nicht.«
»Und wo haben Sie's gelernt?« Nun erregte der Mann, mit dem Cornelia verheiratet war, Hazards Neugier. Hinter der Politur des Gentleman, der auf das zweihundertjährige Erbe einer reichen Familie zurückblickte, verbargen sich Härte und Zielstrebigkeit. Und Hazard mußte ihn bewundern, ob er es wollte oder nicht.
»1847 kämpfte ich unter Scott in Mexiko. Damals war ich selber ein Grünschnabel, blieb aber glücklicherweise lange genug am Leben, um zu lernen, worauf's ankommt. Nun, werden sie mir helfen, dies alles Ihren Freunden einzubleuen?«
Hazard blickte aus dem Fenster des Young's Coffee House, sah einen blühenden Kirschbaum auf der anderen Straßenseite und erinnerte sich an die Pflaumenbäume in den Tälern seiner Heimat. Und dann dachte er an den Zeitungsartikel über die Sklavin, die auf der Flucht nach Norden ihren Mann und ihren kleinen Sohn verloren hatte. Zweifellos war es verwerflich, Bluthunde auf ein Kind und seinen Vater zu hetzen. »Nun ja – hin und wieder werde ich allerdings nach Hause reisen müssen.«
Lächelnd schüttelte ihm der Major die Hand. »Jederzeit. Es freut mich, daß ich Sie umstimmen konnte. Inoffiziell sind wir dem Ersten Regiment angeschlossen, aber wir rücken schon vorher aus. Wann sind Sie bereit?«
»In zwei Wochen. Vorher muß ich noch eine Prüfungsarbeit schreiben.«
»Gut, in zwei Wochen. Sicher werden Ihre Freunde jubeln.«
»Nun, Sie besitzen beachtliche Überredungskünste, Major.«
Aber Jennings ahnte, daß seine Argumente nicht den Ausschlag gegeben und daß Hazards
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