Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Funkelnde Leidenschaft

Funkelnde Leidenschaft

Titel: Funkelnde Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Johnson
Vom Netzwerk:
Konföderierten abwehrte. Als das 6. US-Korps der Army von Northern Virginia in den Rücken fiel, wurden fast die gesamten Streitkräfte dieser Armee gefangengenommen. Danach schrieb Sheridan an Grant: »Ich glaube, Lee wird kapitulieren, wenn man ihn unter Druck setzt.« Und Präsident Lincoln telegrafierte Grant die knappe Order: »Setzen Sie ihn unter Druck.«
    Es kam zu erbitterten Kämpfen, und im April 1865 waren Lees tapfere, aber verzweifelte Soldaten endgültig geschlagen.
    Am Tag nach der Kapitulation in Appomattox erfuhr Hazard vom Tod seiner Eltern. Der Brief, den Ramsay Kent während einer schweren Krankheit geschrieben hatte, erreichte den Adressaten erst zwei Monate später. Von einem Pelzhändler nach Fort Benton gebracht, reiste das Schreiben langsam den Missouri hinab, dann von St. Joe aus quer durchs Land. Auf den Umschlag hatte der Pelzhändler in ungelenken Buchstaben gekritzelt: »Kent am 10. Februar gestorben.«
    Die traurigen Nachrichten erschütterten Hazard zutiefst. Ein plündernder Indianertrupp hatte sich zu nahe an eine Wagenkolonne von Siedlern herangewagt, die teilweise an Pocken erkrankt waren, und die Seuche zum Yellowstone gebracht. Hazard hatte nicht nur den Verlust seiner Eltern, sondern seines halben Stammes zu beklagen. Als er den Brief gelesen hatte, weinte er; dann schnitt er sein Haar ab und packte seine Satteltaschen. Die traditionellen Schnittwunden an seinem Körper mußten warten, bis er zu Hause eintreffen würde. Vorerst brauchte er alle seine Kräfte für die lange Reise. Der Krieg war endlich vorbei – und in diesen bedrückenden Tagen gewann er den Eindruck, auch sein Leben wäre beendet.
    Seit er denken konnte, hatte er seinen tapferen, ehrenwerten Vater vergöttert, der niemals stolz auf seine Häuptlingswürde und stets freundlich zu allen Menschen gewesen war. Die Mutter, einzige Ehefrau seines Vaters, hatte jeden Tag mit ihrem Lächeln erhellt und Hazard liebevoll großgezogen.
    Drei Wochen später kehrte er in sein Dorf zurück. Es war eine beklemmende Heimkehr – zu vielen hundert Gräbern, zu seinem trauernden Stamm. Nachdem er die letzte Ruhestätte seiner Eltern besucht hatte, schnitt er seine Unterarme, die Brust und die Beine auf, und das Blut, das langsam aus den Wunden floß, symbolisierte seine Verzweiflung.
    Das junge Mädchen, das sich einst so bitter über den Bostoner Regen beklagt hatte, war zu einer schönen Frau herangereift. Aber die azurblauen Augen verrieten immer noch ein ungestümes Temperament. Manche Mitglieder der gehobenen Gesellschaft munkelten, sie würde ihre Unabhängigkeit zu sehr in den Vordergrund stellen, und das wäre nicht respektabel. Dafür machten sie den enormen Reichtum und die Liebe des Vaters verantwortlich, der seine Tochter viel zu sehr verwöhnte.
    Trotz dieser Klatschgeschichten wurde Venetia Braddock – wegen ihres roten Haars auch ›Blaze‹ (Feuersglut) genannt – unentwegt von glühenden Verehrern belagert. Bis jetzt hatte sie jedoch noch keinen gefunden, den sie heiraten wollte. Sie war bereits neunzehn, und einige boshafte Damen behaupteten, sie würde als alte Jungfer enden. Allen guten Partien von Baltimore bis Bar Harbor hatte sie verächtlich den Rücken gekehrt.
    Tatsächlich widerstrebte es ihr, nur zu heiraten, um unter die Haube zu kommen. Und der nachsichtige Vater gab ihr recht. »Sobald der Richtige vor dir steht, wirst du's wissen, Schätzchen.« Daß er sein eigenes Glück außerhalb einer lieblosen Ehe gesucht und genossen hatte, erwähnte er nicht, hoffte aber, seiner Tochter wäre ein besseres Los beschieden. »Und bis es soweit ist, amüsier dich, mit meinem Segen.«
    »Das versuche ich, Papa. Leider sind die meisten Männer furchtbar langweilig.«
    »Nun, sie legen eben die Manieren an den Tag, die man ihnen beigebracht hat, Darling.«
    »Von Manieren rede ich nicht. Ich meine, ihre Interessen sind so – so banal. Die meisten haben überhaupt nichts im Kopf. Wenn ich ein halbwegs reizvolles Thema anschneide, starren sie mich verständnislos an und erklären mir, wie hübsch ich bin.«
    »Das bist du ja auch, mein Mädchen, und deshalb verdrehst du ihnen die Köpfe.« Voller Stolz musterte Billy Braddock seine bildschöne Tochter.
    »Ja, ich weiß«, entgegnete sie ungeduldig, »aber zum Teufel, Papa, was nutzt mir das, wenn ich vor Langeweile sterbe?«
    »Laß deine Mutter bloß nicht solche Flüche hören.«
    Blaze zuckte nur die Schultern. Da sie längst an diesen Tadel gewöhnt war,

Weitere Kostenlose Bücher