Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Funkelnde Leidenschaft

Funkelnde Leidenschaft

Titel: Funkelnde Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Johnson
Vom Netzwerk:
die Reisegruppe in Diamond City an. Dort munkelte man von enormen Funden, und die Kapitalanleger sicherten sich ihre Rechte so schnell wie möglich.
    Blaze hatte beschlossen, an diesem Nachmittag in der Stadt zu bleiben, aber die Hitze in ihrem kleinen Hotelzimmer erschien ihr bald unerträglich. Nachdem es tagelang geregnet hatte, war die Luft feucht und schwül, und es nützte auch nichts, die Fenster zu öffnen. Schließlich verließ sie das Hotel. Obwohl in der Goldgräberstadt nur wenige Frauen lebten, die fast alle ein gewisses Gewerbe ausübten, fürchtete sie sich nicht. An ihren Hüften hingen zwei kleine Colts, und sie konnte gut damit umgehen. Außerdem war sie durchaus imstande, auf sich selbst aufzupassen. Ihre braune Kammgarnhose, in hohe Stiefel gesteckt, und das passende Seidenhemd hatten der Mutter mißfallen, die in Virginia City zurückgeblieben war.
    Doch der Vater fand diese Kleidung sehr praktisch. »Mein Gott, Millie!« Da sie es haßte, so genannt zu werden, vertieften sich ihre Stirnfalten. »Soll sie in Samt und Spitzenrüschen durch die Wildnis laufen?«
    »Mir wäre es lieber, sie würde sich überhaupt nicht da draußen herumtreiben. Wenn du doch endlich einsehen könntest, daß Venetia eine wohlerzogene junge Dame ist, William! Zumindest wurde der Versuch unternommen, sie entsprechend auszubilden …«
    »Du lieber Himmel, Frau!« explodierte er. Diese Anrede gellte ihr noch schmerzhafter in den Ohren. Wäre William Braddock nicht schon mehrfacher Millionär gewesen, als er sie zum ersten Mal so genannt hatte – vor zwanzig Jahren beim Frühlings-Kotillon in Richmond –, sie hätte ihn zu den irischen Kartoffelfeldern zurückgeschickt, wo er zweifellos hingehörte. »Blaze ist keine Zuckerpuppe, die im Regen dahinschmilzt. Und die Reise durch dieses schöne Land wird ihr sicher gefallen.«
    »Also gut, William, dann tut eben, was ihr nicht lassen könnt. Ich habe meine Meinung geäußert, und sie wird wie üblich ignoriert. Hoffentlich erlebst du mit Venetia viele erbauliche Abenteuer in der Wildnis.« Ein damenhafter Schauder hatte dieses letzte Wort begleitet.
    Und so wanderte Blaze aus der Goldgräberstadt hinaus – in Kleidern, die ihre Mutter skandalös fand – durch einen Landstrich, den ihre Mutter für barbarisch hielt. Sie verließ das Flußtal und stieg einen Hang hinauf, weil sie glaubte, weiter oben würde eine erfrischende Brise wehen. Doch die schwüle Hitze ließ nicht nach. Schon nach einer Viertelmeile klebte ihr das Seidenhemd unangenehm an der Haut. Sie krempelte die Ärmel hoch und öffnete die obersten Knöpfe. Offenbar war es doch ein Fehler gewesen, ein dunkelbraunes Hemd zu kaufen, denn es schien alle Sonnenstrahlen zu absorbieren.
    Auf halber Höhe des Hangs wurde ihr der Weg von einem tiefen Graben voller Schlamm versperrt. Wie sollte sie hinübergelangen? Wütend schaute sie sich um und entdeckte einen Indianer, der im Schatten eines Wacholderstrauchs schlief. Sie eilte zu ihm und stieß seinen Mokassin mit der Spitze ihres Stiefels an. In den letzten Wochen war sie mehreren Indianer-Scouts begegnet, und keiner hatte ihr Angst eingejagt. Außerdem würde es ihrer Natur widersprechen, feige davonzulaufen. »Stehen Sie auf!« rief sie. »Ich brauche Ihre Hilfe.«
    Aber der Mann rührte sich nicht. Sie musterte seinen kraftvollen, nur mit einer Lederhose und Mokassins bekleideten Körper, das markante Gesicht, das lange, von einem Lederband umwundene Haar, das wie schwarze Seide schimmerte. Über die breite Brust zogen sich mehrere Narben, und Blaze überlegte, woher sie stammen mochten.
    Sie stieß seinen Mokassin noch einmal mit ihrer Fußspitze an. Endlich öffnete er langsam die Augen. Jon Hazard Black erblickte eine schöne, schlanke Frau mit dichtem kupferrotem Haar und hörte eine gebieterische Stimme. »Haben Sie mich nicht verstanden?« An Dienstboten und eine Welt gewöhnt, die ihr nichts versagte, sprach sie in ärgerlichem, arrogantem Ton. »Tragen Sie mich da hinüber!« befahl sie und zeigte auf den Schlamm. Dann fügte sie ganz langsam hinzu, als wäre er ein begriffsstutziges Kind. »Ich – gebe – Ihnen – Dollars.« Um ihren Worten Nachdruck zu verleihen, holte sie eine goldene Zwanzig-Dollarmünze aus der Tasche.
    Nur seine Augen bewegten sich. In der traditionsreichen, mächtigen Absarokee-Kultur aufgewachsen, der Sohn eines Häuptlings, pflegte er keine Befehle von Frauen entgegenzunehmen. Wann immer sie ihn herumkommandieren wollten,

Weitere Kostenlose Bücher