Funkensommer
Matte. Ich weiß gar nicht, was die schon wieder wollte …«
»Das weißt du nicht?«, knurre ich wütend. »Und warum hockt ihr dann zusammen in der Eisdiele?«
Finn fängt zu grinsen an. Wie ein verrückter Pudel! »Sag mal, bist du eifersüchtig?«, sagt er.
»Ich? Spinnst du?«
Sein Grinsen wird noch breiter. »Aber wenn du nicht eifersüchtig bist, warum stört es dich dann, wenn ich mit Lena Eis essen gehe?«
»Weil … weil …«, stottere ich und spüre, wie sich die altbekannte Tomatensuppenfarbe wieder auf meinem Gesicht breitmacht.
Da gibt mir Finn einen Kuss. »Du bist so süß! Niemand ist so süß wie du! Schon gar nicht Lena!«
»Wirklich?«, keuche ich, weil ich mit so einer Antwort nicht gerechnet habe.
Finn sieht mich mit seinen ruhigen Augen an. »Wirklich«, flüstert er und legt zum Beweis einen Arm um meine Taille, um mich noch einmal zu küssen. Ganz lang und ganz zärtlich. Und weil der Kuss so schön ist, kriege ich davon puddingweiche Knie und in meinem Kopf fängt es zu rauschen an, als wäre ein Wasserfall darin. Ich glaube, Finn ergeht es genauso wie mir. Jedenfalls drückt er mich ganz fest an sich und macht dabei den Eindruck, als wolle er mich nicht mehr so schnell loslassen. Wahrscheinlich höre ich deshalb die klackenden Schritte erst, als es zu spät ist. Nur den leuchtend roten Rockzipfel sehe ich noch, als er sich um die Ecke schlängelt, gefolgt von einem ziemlich wütenden: »Passt doch auf!«
Einen Augenblick später biegen Tobias und Jelly um die Ecke. »Was war denn grade mit Lena los?«, will Tobias wissen. »Die ist voll in uns reingekracht und fährt uns auch noch deswegen an! So eine Zicke!«
»Lena«, raune ich erschrocken, und die Eiszeit kehrt in meinen Magen zurück. Ob sie uns gesehen hat? Wenn sie gegenüber Raphael auspackt, dann bin ich geliefert. »Lasst uns woandershin gehen«, dränge ich deshalb und bin erleichtert, als wir auf den Bikes der Jungs zum See radeln.
»Blöd, dass wir kein Badezeug mitgenommen haben«, sagt Jelly und hält die Füße ins Wasser. »Der See ist noch ganz warm!«
Tobias kramt vier Flaschen Bier aus seinem Rucksack hervor und meint: »Also, von mir aus braucht ihr kein Badezeug!«
»Ha-ha«, meint Jelly trocken. »Das würde dir gefallen, was?«
Tobias verzieht den Mund. »Klar! Warum nicht?«
Doch Jelly schüttelt den Kopf. »Ehrlich gesagt würde ich nicht einmal mit Bikini ins Wasser gehen. Es wird schon dunkel und dann ist das gruselig!«
Finn und Tobias sehen sich fragend an. »Was soll daran gruselig sein?«
Überrascht zieht meine Freundin ihre linke Augenbraue hoch. »Sagt bloß, ihr kennt die Legende nicht?«
»Welche Legende?«
»Na, von diesem Ort. Dem Jungfrauenfelsen. Habt ihr nicht gewusst, dass er verflucht ist?«
Die Jungs schütteln die Köpfe. »Nein – nie davon gehört. Erzähl!«
Doch Jellena winkt ab. »Nein, ich nicht. Da müsst ihr schon Hannah fragen … die kann das …«
»Lieber nicht«, sage ich. »Es dämmert tatsächlich schon und …«
»… ich halte dich dafür ganz fest! Versprochen!«, meint Finn.
»Das tust du ja eh schon die ganze Zeit«, murrt Jelly und setzt sich zu uns auf die Decke, die Tobias vorhin aus dem Rucksack gezaubert hat. »Außerdem mag ich die Geschichte nicht.«
»Bitte«, betteln die Jungs im Chor. Als Tobias den Arm um Jelly legt, nickt sie mir zu.
»Also, gut«, sage ich. »Die Geschichte ist aber heftig. Kaum jemand scheint sie zu kennen. Nur damit ihr wisst, worauf ihr euch einlasst …«
»Alles klar«, grinst Tobias und zieht Jelly enger an sich.
Ich verschränke meine Finger in Finns Hand, nehme einen Schluck von dem warmen Bier und fange zu erzählen an – genauso, wie es meine Oma immer gemacht hat:
»Vor langer, langer Zeit war dies ein besonderer Ort. Man sagt, der Felsen soll mystischen Ursprungs sein. Denn niemand kann erklären, woher er eigentlich kommt. Rundherum gibt es nur Felder, Wälder und Wiesen, aber keine Gesteinsart mit ähnlicher Zusammensetzung. Es ist also ungefähr so wie mit Stonehenge.
Man erzählt außerdem, dass die Heiden den Platz für Rituale und Opfergaben benutzt haben. Auch sie wussten von der Kraft, die von ihm ausgeht.
Verflucht wurde der Felsen aber erst, als einmal eine Hexe hier im Wald hauste. Sie lebte einsam und tat viel Gutes für die Menschen. Eines Tages kam ein junger Bauer zu ihr und bat um Hilfe. Seine Frau liege im Sterben. Die Hexe versprach dem Mann zu helfen. Im Gegenzug aber
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