Aus purer Liebe?
Prolog
Im Hauptfach hatte Sheikh Dharr ibn Halim zwar Wirtschaftswissenschaften studiert, aber auch in der Kunst der Verführung hatte er sich erstaunliche Fähigkeiten angeeignet. Er war ein hinreißender Liebhaber, der es verstand, die geheimen Leidenschaften einer Frau im Dunkel der Nacht zu wecken und ihre entflammte Lust im Licht des Tages noch zu steigern.
Doch in diesem Jahr hatte er auch den verheerenden Schmerz, den die Liebe mit sich bringen konnte, erfahren und eine bittere Lektion fürs Leben gelernt.
Dharr versuchte, den Trubel draußen vor seiner Wohnung, die er sich mit zwei anderen Studenten in Harvard teilte, auszublenden. Er hatte keinen Spaß an der Examensfeier, denn mit dem Studienabschluss ging auch seine Zeit in den USA zu Ende. Er würde in seinem Heimatland bald Verantwortung übernehmen müssen.
Schon morgen musste er alles hier, einschließlich seiner besten Freunde Prinz Marcel DeLoria, Spross einer europäischen Königsfamilie, und Mitchell Warner, Sohn eines bekannten amerikanischen Senators, hinter sich lassen. Durch ihren Zusammenhalt war es ihnen gelungen, die meiste Zeit unerkannt und unbehelligt von den Medien in Harvard zu studieren und das Leben zu genießen.
Obwohl sie einander fast alles anvertrauten, hatte Dharr ein Geheimnis vor seinen Freunden. Er würde auch jetzt nicht darüber sprechen. Er konnte sich nicht einmal vorstellen, dass er es jemals fertig bringen würde, überhaupt darüber zu reden. Eben dieses Geheimnis beschäftigte ihn nun wieder. Er hatte sich in eine Frau verliebt, die seine Liebe nicht ernsthaft erwiderte.
Voller Melancholie saß Dharr in seinem Lieblingssessel, während Marc in seiner bevorzugten Sofaecke hockte und Mitch wie immer auf dem Boden ihres gemeinsamen Wohnzimmers saß, als habe er eine Aversion gegen jegliches Mobiliar.
Mitch nahm die Champagnerflasche vom Sofatischchen und schenkte allen nach. "Auf unser Examen haben wir schon angestoßen", sagte er. "Ich schlage vor, dass wir jetzt auf ein langes Junggesellendasein trinken."
Dharr hob sein Glas. "Darauf trinke ich ganz besonders gern."
"Lasst uns eine Wette abschließen!" rief Marc und erhob ebenfalls sein Glas.
Dharr und Mitch blickten ihn mit großen Augen an. "Was für eine Wette?"
"Wir sind uns doch einig, dass wir alle drei möglichst lange, wenn nicht sogar für immer, Junggesellen bleiben wollen. Damit wir unseren guten Vorsatz auch einhalten, sollten wir wetten, dass keiner von uns verheiratet ist, wenn wir uns in zehn Jahren erneut treffen."
Dharr überlegte kurz. Ihm war zwar bewusst, dass es für ihn nicht leicht werden würde, sich daran zu halten, er fand die Idee dennoch gut. Wenn er seinem Vater zuliebe schon heiraten musste, wollte er es zumindest so lange wie möglich hinauszögern. Er hatte allerdings noch eine Frage: "Und wenn einer von uns die Wette verliert?"
"Dann muss derjenige sich von seinem wertvollsten Besitz trennen."
Mitch verzog sein Gesicht. "Ich müsste also meinen Hengst hergeben? Das würde mir verdammt schwer fallen."
Lächelnd betrachtete Dharr das Bild über dem Sofa, die Darstellung eines Frauenakts. Nachdem seine Geliebte ihn verlassen hatte, war das wertvolle Gemälde jetzt sein größter Schatz. "Bei mir wäre es wohl der Modigliani. Ich muss zugeben, dass mir die nackte Schöne sehr fehlen würde."
"Das ist ja gerade der springende Punkt, meine Herren. Es wäre keine richtige Wette, wenn es nur um belanglose Dinge ginge", erklärte Marc.
"Und was ist für dich am wertvollsten?" wollte Mitch wissen.
"Mein Sportwagen, die Corvette."
"Du würdest dich wirklich von deinem geliebten Flitzer trennen?" fragte Mitch ungläubig.
"Natürlich nicht, denn ich werde die Wette nicht verlieren."
"Ich auch nicht", warf Dharr ein. "Zehn Jahre will ich mir mindestens Zeit lassen, bis ich einen Erben zeuge." Insgeheim hoffte er, dass er dann über seinen Liebeskummer hinweg sein würde und eine andere heiraten könnte. Wenn nicht aus Liebe, dann zumindest aus Pflichtbewusstsein.
"Ich habe überhaupt kein Problem damit, denn ich habe sowieso nicht vor, jemals zu heiraten", bekannte Mitch.
Wieder hob Dharr sein Glas. "Dann gilt die Wette also?"
Mitch stieß mit ihm an. "Na klar."
Marc kam ohne zu zögern dazu. "Die Wette gilt."
Dharr war noch immer nachdenklich. Er wusste, dass ihm die Gesellschaft seiner Freunde und der Spaß, den sie miteinander hatten, sehr fehlen würden. Aber er akzeptierte die verantwortungsvolle Rolle, die er
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