funny girl
phantastisch aus.«
Es waren Leute wie Izzard, die einen ermutigten zu erforschen, welche anderen Identitäten in einem verborgen lagen, Identitäten, die zum Vorschein kamen, wenn man erst mal den Mut aufbrachte, den Schlüssel im Schloss zu drehen.
»Und für Sie ist das also gewagt, wenn Sie in der Burka auf die Bühne gehen?«, fragte er.
»Nicht gewagt. Wahrscheinlich das Gegenteil.«
»Normalerweise tragen Sie das nicht?«
»Nein.«
»Das ist also nur ein… ja, was ist es?«
»Nur so eine Idee, auf die ich gekommen bin.«
»Okay. Schön. Gut. So, jetzt muss ich aber weitermachen.«
Vor seinem Spiegel schürzte Eddie den Mund zu einem runden O und strich sich eine klare Flüssigkeit über die Lippen, bis sie glänzten wie Erdbeeren unter Tortenguss.
»Darf ich Sie etwas fragen?«, sagte Azime.
»Mhmmm.«
»Wie viele Auftritte haben Sie gemacht?«
»Alles zusammen, meinen Sie?«
»Ja, seit Sie angefangen haben.«
»Keine Ahnung.« Er begutachtete seine feuchtglänzenden Lippen. »Fünftausend vielleicht? Und Sie?«
»Vier.«
Eddie trug noch mehr Rouge auf. »Na… immerhin sind Sie dann noch frisch. Wie kommt man ins O2, nach nur vier Auftritten?«
Die Antwort, die abstruse Wahrheit? »Weil ich was Neues bin.«
Azime trat hinaus auf den Gang. Auch hier draußen wurden letzte Vorbereitungen getroffen. Männer und Frauen in schwarzen Polohemden und schwarzen Chinos, Headsets auf dem Kopf, eilten hastig durch die Schwingtüren wie die Waggons einer Geisterbahn. Fast sofort wurde Azime in Richtung Bühne geschoben.
Azime ging auf die Bühne. Sie versuchte zu erfassen, wie groß Arena und Publikum waren.
AZIME : Wow! Das ist die größte Moschee, in der ich je gewesen bin. Äh, na dann mal viel Glück bei der Suche nach euren Flipflops am Ausgang. (15 000 Menschen lachten. Eine unglaubliche Geräuschkulisse empfing sie. Einfach umwerfend. Dann wurde es still. Sie stand allein vor dieser riesigen Menschenmenge, und ihr Herz raste.) Hallo. Ich heiße Azime. Mein voller Name lautet Azime Gevaş. (Jetzt schwiegen 15 000 Menschen. Was für ein gewaltiger Vorrat an Schweigen, dachte Azime, allein auf der Bühne, eine Arena voller gespannter Gesichter, alle auf das ihre gerichtet.) Hi. Ja. Falls ihr es nicht gemerkt habt, ich bin Muslimin. Und ich bin eine Frau. Ich habe eine Frage an euch… Bringt das hier meine Bombe gut zur Geltung?
(Wieder allgemeines, lautes Gelächter.)
Na, jetzt seid ihr wohl aufgewacht. Hallo. Ich heiße Azime. Ich bin Muslimin. Da, wo ich herkomme, da ist man Muslim, wenn die Eltern Muslim sind. Ich bin eine von den Frauen, die ihr… die ihr Weißen auf der Straße seht, und dann denkt ihr ›dusselige Kuh, die weiß überhaupt nicht, wie unfrei sie ist‹ oder ›bestimmt ist die da drunter fett und potthässlich, sonst würde sie sowas ja nicht anziehen‹. Aber ich versichere Ihnen, unter dieser Burka, da sehe ich gar nicht so schlecht aus. Sie müssen mich nur erst heiraten, bevor Sie das rausfinden können.
(Das Publikum lachte erneut, aber sie merkte, dass es noch nicht wusste, was es von ihr halten sollte.)
Ich weiß, dass ich gar nicht so schlecht aussehe, weil ich kürzlich dieses Ding hier anhatte, und ein paar Jungs auf der Straße haben gerufen: Guckt euch diese Augenbrauen an!«
(Nur ein einziger Lacher. Offenbar nicht ihr bester Witz, stellte sie fest.)
Ich habe angefangen, die Burka zu tragen, als mein Vater meinte, es wäre doch schön, wenn ich auf der Straße nicht als Schlampe daherkäme. Er hat auch gesagt, ich sei ein wertvoller Edelstein, und wer stellt einen wertvollen Edelstein schon einfach so zur Schau? Was nur meine Überzeugung bestätigt hat, dass die Queen eine dreckige Nutte ist.
(Sie hielt die Luft an – dieser Witz war gewagt. Ein Witz über die Queen. Wie würde das Publikum reagieren? Als alle lachten, schallend lachten, atmete sie erleichtert auf.)
Ein Nachteil für uns Muslime ist, dass wir manchmal heiraten müssen, wenn wir noch ein klitzekleines bisschen zu jung dafür sind. Versteht ihr, was ich meine? Zum Beispiel war ich kürzlich bei der Hochzeit einer Freundin, und Braut und Bräutigam waren beide noch ziemlich jung. Der Imam hat gesagt, sie hätten noch so viel vor sich, auf das sie sich freuen könnten… die Pubertät! Sie waren so jung, dass ein Erwachsener dabei sein musste, um beim Anschneiden des Hochzeitskuchens aufzupassen.
Ganz im Ernst, es war das erste Mal, dass ich einen Bräutigam auf dem Skateboard
Weitere Kostenlose Bücher