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funny girl

funny girl

Titel: funny girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony McCarten
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zum Altar kommen sah.
    (Im Publikum schien das Bild viel Anklang zu finden.)
    Aber es gibt auch Vorteile: Wir Muslime machen nicht die gleichen Fehler wie ihr. Zum Beispiel war da dieses Mädchen in meiner Schulklasse, das hatte sein erstes sexuelles Erlebnis, als es noch nicht mal elf war. Und das zweite um halb zwölf.
    (Dieser Gag war sogar noch erfolgreicher. Und Azime dachte: ›Die sind ja richtig nett zu mir!‹)
    Am Elternabend waren dann auf meiner Schule auch die meisten Kids dabei.
    (Dieser Teil ihrer Nummer war gutgegangen, hatte durchgängig für Gelächter gesorgt. Doch plötzlich war ihr Gedächtnis wie leer gefegt. Azime starrte ins Publikum und versuchte sich zu erinnern, was sie als Nächstes hatte sagen wollen.)
    »Also, Burkas, äh…«
    (Zum Glück kam die Erinnerung zurück.)
    Oh, damit ihr’s wisst. Ich habe mir gründlich überlegt, was da wohl für eine Logik dahintersteckt, wenn man die Frauen so unter Verschluss hält. Nonnen eingeschlossen. Kultur, Tradition, gut und schön – die sind immer schützenswert –, religiöse Überzeugungen, auch gut, und ich finde auch, dass jede Frau das Recht hat, selbst zu entscheiden, wie sie auftreten will – aber kann es wirklich sein, dass der Wert einer Frau nur von Ehemann und Familie begriffen und geschützt werden kann?
    (In diesem Moment hätte man eine Stecknadel fallen hören können, und Azime entfernte den dünnen Seidenschleier, der den größten Teil ihres Gesicht bedeckte. Jetzt konnte jeder ihre großen runden Augen, das ovale Gesicht, die makellose dunkle Haut sehen. Sie lächelte.)
    Hi.
    (Das Publikum jubelte, und aus dem Flirt zwischen Publikum und Azime wurde eine regelrechte Liebesgeschichte. Fasziniert von ihrer Burka, angerührt von ihrer zarten Stimme, ihrem nervösen Auftreten, ihren überraschenden Pointen, ihrem offensichtlichen Mut, ihrer Neuartigkeit, beschloss das Publikum an diesem Punkt einhellig, Azime an diesem Abend zu einem durchschlagenden Erfolg zu verhelfen.)
    Und hier meine Meinung zum Thema Burkaverbot. »Verbietet die Burka! Verbietet die Burka!«Also, ich würde ein Verbot ja akzeptieren… – wirklich –, und ich sehe auch, dass es gute Argumente dafür gibt. Als sie in Frankreich die Burka verboten haben, nahmen die Ladendiebstähle um achtundneunzig Prozent ab.
    ( Eine Woge von Gelächter brandete zu ihr auf die Bühne.)
    Eure Ladenregale wären wirklich sicherer.
    (Sie wusste, was sie als Nächstes sagen wollte, war von ihrem Material überzeugt, hatte keinen Zweifel an ihrer Fähigkeit, es zu präsentieren, und deshalb spürte sie zum ersten Mal, dass sie sich auf der Bühne entspannte, zum allerersten Mal.)
    Aber ich würde ein Burkaverbot nur unterstützen, wenn… wenn ihr gleichzeitig auch Bikinis und Che-Guevara-T-Shirts und halbwüchsige Jungs verbietet, die ihre Hosen auf Halbmast tragen und bei denen man die ganze Unterwäsche und obendrein noch den halben Arsch sieht. Wenn ihr schon allen Scheiß verbieten wollt, dann aber bitte gründlich, versteht ihr? Also, wenn ihr eine Burka anstößig findet, dann denkt bitte daran, dass ich fette Weiße in Lycra anstößig finde. Okay? Also weg mit den dicken älteren Männern, die in der Öffentlichkeit hautenge Radlerhosen tragen – das ist nicht gerade das, was ich unter Freiheit und Fortschritt verstehe, sorry. Wenn ihr mir sagen könnt, wie ich mich anziehen soll, dann kann ich euch das auch sagen.
    (Das Publikum applaudierte.)
    Ihr stimmt mir zu? Seht ihr, wie schnell man sich einigen kann? Seht ihr, wie leicht man Weltfrieden erreichen kann? Es geht einfach nur um Geben und Nehmen. Ich glaube, das mit dem Geben und Nehmen beginnt zu Hause in der Familie. Vielleicht kann ich euch jetzt ein wenig über mein Familienleben erzählen.
    Also. Ich lebe mit meinen Eltern in London, und die finden es gar nicht so gut, dass ich Komikerin bin, weil man das als Mädchen mit meinem Hintergrund einfach nicht macht. Meine Story ist wie die von Billy Elliot, nur mit Burka.
    (Auch das gefiel dem Publikum.)
    Meine Eltern sind beide in einem abgelegenen Teil der Türkei aufgewachsen, der ganz anders als London ist. Überall Trümmer, alles heruntergekommen, massenhaft Straßenkriminalität. Und Wasser gibt es auch nicht… In der Türkei dagegen…
    (Leises Stöhnen auf den Rängen.)
    Ich liebe und respektiere meinen Vater, und er hat mich und meinen Bruder und meine kleine Schwester sehr gern. Er ist lieb und mag Körperkontakt, aber es gibt einen klitzekleinen

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